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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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und Fotos zu schmücken«, unterbrach mich Kit. »Ich verstehe.«
    »Und was ist mit den Vorhängen?«, fragte ich. »Jedes Fenster ist bedeckt, aber Möbel haben wir nur im Musikzimmer gesehen. Also sag mir – wen sollen sie schützen?«
    »Mr Pseudovampir«, antwortete Kit gehorsam. »Weil Vampire kein Sonnenlicht vertragen.«
    »Ganz richtig«, sagte ich. »Mr Bellamy ist sicher eingeweiht, und ich wette, Jaqueline ebenfalls, aber Henrietta ist solch ein Plappermaul, dass man sie nie ins Vertrauen ziehen würde.«
    »Sie hat gesagt, sie sei nie in den oberen Stockwerken«, sagte Kit nachdenklich.
    »Genau«, sagte ich. »Sie hat keinen Schimmer.«
    »Also gehen wir jetzt davon aus, dass Charlotte zwei Brüder hat«, sagte Kit. »Den missratenen Leo … und … nun, nennen wir den anderen weiterhin Rendor, bis wir seinen wahren Namen erfahren.«
    »Warum nicht«, sagte ich. »Schließlich imitiert er den Zerstörer der Seelen aus dem Comicheft. Vielleicht waren die Eltern auch schon geisteskrank. Vielleicht hatten sie die gleiche vampiristische Fixierung wie ihr verrückter Sohn. Und so schizophren, wie sich Charlotte vorhin gegeben hat, würde es mich nicht wundern, wenn der Wahnsinn in der Familie liegt.«
    »Das ist oft so«, murmelte Kit. Dann lachte er. »Fixierung, schizophren … du benutzt Fachausdrücke wie ein Profi.«
    »Ich bin kein Experte«, räumte ich ein, »aber ich weiß, dass normale Leute nicht hinter kleinen Kindern herspionieren und auf verschlossenen Dachböden hausen.« Ich blieb stehen und blickte auf meine Hose hinab. »Hast du auch das Gefühl, dass deine Hose gestärkt ist?«
    »Ein wenig steif fühlt sie sich an«, stimmte Kit mir zu.
    »Und sie ist absolut sauber«, sagte ich. »Das ist unnatürlich.«
    »Ich kenne die perfekte Lösung«, sagte Kit. »Sprechen wir auf der Stelle mit Leo. Er wird wissen, ob er einen Bruder hat.«
    Ich sah ihn betroffen an. »Aber das heißt …«
    »Dass wir den Hügel nach Gypsy Hollow hinunterklettern müssen.« Kit beendete meinen Satz mit einem heimtückischen Grinsen. »Das wird die Stärke aus deiner Hose spülen.«
    »Es dürfte auch meinen Lebenswillen aus mir herausspülen«, brummte ich, stimmte Kits Plan aber dennoch zu.
    Mein Wunsch, Leo zu befragen, war stärker als der Wunsch, eine weitere unwürdige Rutschpartie nach Gypsy Hollow zu vermeiden.

16
    IRGENDWIE GELANG ES mir, Gypsy Hollow aufrecht und würdevoll zu erreichen. Doch ich war so zufrieden mit meiner Leistung, dass ich beim ersten Schritt auf ebener Erde nicht aufpasste, auf einem schlüpfrigen Stein ausrutschte und mit einem Platschen in einer dunklen Pfütze landete.
    »Ja, ich weiß«, sagte ich, als Kit mir auf die Füße half. »Hochmut kommt vor dem Fall.«
    »Daran habe ich keineswegs gedacht«, behauptete er, wobei allerdings ein Lächeln seine Lippen umspielte. »Ich dachte daran, dass wir Gypsy Hollow in Lori’s Mulde umbenennen sollten.«
    Ich musste mit ihm lachen, auch wenn die Erkenntnis ernüchternd war, dass ich dieses Mal nicht in der Lage sein würde, mein »Höschen« an Leos Lagerfeuer zu trocken, denn es gab kein Lagerfeuer, und auch von Leo war weit und breit nichts zu sehen.
    »Der Zettel hängt noch immer«, sagte ich und deutete auf die Tür des Wohnmobils.
    »Werfen wir einen Blick hinein«, schlug Kit vor. »Vielleicht ist er ja krank und braucht unsere Hilfe.«
    Die Tür war wie versprochen offen, und wer gewollt hätte, hätte das ganze Wohnmobil leer räumen können. Aber jemand, der das brauchen konnte, was Leo besaß, musste sich schon in einer sehr verzweifelten Lage befinden. Seine Besitztümer waren derart alt und schäbig, dass man ihm im Leihhaus keinen Penny dafür gegeben hätte.
    Kit deutete auf einen ordentlich gestapelten Stoß Holz zwischen dem Bett und dem schmalen Tisch. »Er hat sein eigenes Feuerholz dabei.«
    »Deshalb konnte er bei diesem feuchten Wetter ein Feuer zuwege bringen«, sagte ich.
    »Er muss noch immer im Dorf sein«, mutmaßte Kit.
    »Das hoffe ich.« Mein Blick wanderte von dem zerbeulten Teekessel zu der abgenutzten Decke auf seinem schmalen Bett. »Verständlich, dass er etwas Geld verdienen muss. Er lebt nicht gerade im Luxus.«
    »Aber er scheint zufrieden«, sagte Kit.
    »Das finde ich auch. Er ist gut gelaunt, charmant, großzügig … wieso hat sein Name Charlotte so in Rage gebracht?«
    »Familienbande sind etwas Seltsames«, meinte Kit. »Vielleicht kennt seine Schwester eine ganz andere Seite von

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