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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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»Vater stirbt nach langer Krankheit, Mutter stirbt an einem Gehirnschlag. Charlotte lebt in einem riesigen leeren Haus. Der Bruder ist Persona ingrata.«
    Kit wartete darauf, dass ich fortfuhr. Als ich es nicht tat, sagte er: »Und?«
    »Na schön, dann werde ich es für dich buchstabieren«, sagte ich mit dem langmütigen Seufzer einer erfahrenen Klatschbase, die den Anfänger in die Grundlagen einführt. »Charlottes missratener älterer Bruder hat Spielschulden angehäuft, die seine Eltern unter die Erde brachten und Charlotte zwangen, fast alles zu verkaufen, was sie besaß. Als der Familie das Geld ausging, brannte der Bruder nach Australien durch, weil hier die Polizei hinter ihm her war. Jetzt ist er zurückgekehrt, um noch mehr Geld aus seiner Schwester zu pressen.«
    »Australien?«, sagte Kit stirnrunzelnd. »Aber Henrietta hat gar nichts von Aus …« Er brach mitten im Satz ab und schlug sich auf die Stirn. »Leo!«
    »Ich wusste, du würdest irgendwann von selbst drauf kommen«, sagte ich gleichmütig.
    »Leo ist Charlotte DuCarals missratener älterer Bruder«, sagte Kit erstaunt, während wir weitergingen. »Das würde erklären, warum er so viel über diesen Flecken Erde weiß. Wenn er auf Aldercot Hall aufgewachsen ist, weiß er, dass Emma’s Hill früher High Point hieß und dass einst die Zigeuner in Gypsy Hollow lagerten. Und es war sein Name, der Charlottes … Anfall ausgelöst hat.«
    Ich nickte. »Sie benahm sich ganz normal, bis ich den Namen Leo erwähnte. Danach fing sie an, mit Porzellan zu werfen.«
    »Es passt alles zusammen.« Kit zögerte. »Bis auf den Umstand, dass Leo keineswegs wie ein Schurke wirkt. Denk bloß an die Nachricht, die er an seinem Wohnmobil hinterlassen hat. ›Wenn Sie in Not sind, nehmen Sie sich, was Sie brauchen.‹ Kaum die Botschaft eines Halunken, nicht wahr?«
    »Vielleicht hat er sich verändert«, sagte ich. »Er war sehr lange fort. Wer weiß, wie es ihm ergangen ist.« Ich kickte einen Kieselstein beiseite, seufzte und grub die Hände in die Jackentaschen. Mittlerweile hatten wir das Wäldchen erreicht.
    »Ich finde, wir sollten mit ihm reden, bevor wir voreilige Schlüsse ziehen«, meinte Kit, »auch wenn deine Version der Ereignisse mir plausibel erscheint.« Er stupste mich mit dem Ellenbogen an. »Du könntest ruhig etwas zufriedener mit dir selbst sein.«
    »Aber all das hat nichts mit Rendor zu tun«, sagte ich frustriert. »Erinnerst du dich? Der unheimliche als Vampir verkleidete Voyeur, den meine Söhne im Wald umherschleichen sahen? Wenn Leo Charlottes Bruder ist, kann Charlottes Bruder nicht Rendor sein. Ich habe alles Mögliche herausgefunden, nur nicht das, was ich herausfinden wollte. Von wem stammen die Fußspuren auf Emma’s Hill? Wem gehört das Stück roter Seide, das wir auf dem Tierfriedhof gefunden haben? Und vor allem, wer lebt auf dem Dachboden?«
    »Dort warst du, während Charlotte und ich Marmeladenplätzchen gegessen haben?«, fragte Kit. »Auf dem Dachboden?«
    »Nicht ganz. Die Tür war verschlossen. Aber es war jemand drin, Kit. Ich habe gehört, wie ein Dielenbrett geknarrt hat … und ich habe gespürt, dass jemand auf der anderen Seite der Tür lauschte.« Ich schlug mit der Faust in die offene Hand. »Wir müssen mehr über die DuCarals herausfinden.«
    »Warum?«, fragte Kit.
    »Weil das der einzige Weg ist, wie wir Rendor festnageln können. Er ist offensichtlich kein Gast des Hauses, denn Charlotte empfängt keine Gäste, und das Personal darf auch niemanden einladen.«
    »Daher«, folgerte Kit, »muss Rendor ein DuCaral sein. Aber wenn es nicht Leo ist, wer ist es dann …?« Er sah mich fragend an.
    »Charlotte muss noch einen anderen Bruder haben«, sinnierte ich. »Einen, von dem Henrietta nichts weiß. Derjenige, den man auf dem Dachboden eingesperrt hat.«
    »Und wieso weiß Henrietta nicht von ihm, wenn er auf dem Dachboden lebt?«, fragte Kit.
    »Weil Charlotte nicht will, dass sie es weiß. Er ist der verrückte Bruder, der glaubt, ein Vampir zu sein. Kein Wunder, dass Charlotte ihn versteckt hält.«
    »Du glaubst also noch immer, dass es um einen Vampir geht«, sagte Kit.
    »Einen Pseudovampir«, berichtigte ich ihn. »Denk doch mal nach, Kit. Hast du einen Spiegel oder Familienfotos in Aldercot Hall gesehen? Vampire haben kein Spiegelbild, und man kann sie nicht fotografieren, weil sie keine Seele haben. Wenn sich also jemand für einen Vampir hält …«
    »Würde er es vermeiden, sein Heim mit Spiegeln

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