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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gesehen, als er
zusammen mit anderen Internats-Schülern in der Stadt gewesen war. Mit
Sicherheit wußten sie’s offenbar nicht. Aber sie hatten den Verdacht. Und wollten
sich Gewißheit verschaffen. Wozu?
    Um mich zu verpetzen, dachte
Tarzan. Um mich in die Pfanne zu hauen. Natürlich wissen sie, daß ich um diese
Zeit keinen Ausgang habe. Daß ich also getürmt bin. Dann genügt ein Hinweis
beim Direks — und ich bin dran.
    War soviel Gemeinheit denn
möglich? Denen hatte er doch gar nichts getan.
    Zorn stieg in ihm auf. Fast
hätte er übersehen, wie groß die Gefahr für ihn war. Doch dann besann er sich.
    Immer noch kauerten die drei
hinterm Brunnen. Sehen konnten sie ihn nicht. Wußten sie, daß er sie bemerkt
hatte?
    Leise schlich er zur nächsten
Gasse. Als er außer Hörweite war, setzte er sich wieder in Trab. Er würde ihnen
ein Schnippchen schlagen. Wenn sie ihm jetzt folgten, wählten sie natürlich den
kürzesten Weg zur Internatsschule, wie auch er es sonst getan hätte. Aber dort
konnten sie ihn lange suchen. Er kannte andere Schleichpfade.
    Sicherlich — jetzt war er zu
einem Umweg durch ein anderes Stadtviertel gezwungen. Mindestens eine halbe Stunde
kostete ihn das. Aber er hatte keine Wahl.
    Seufzend winkelte er die Arme
stärker an und beschleunigte das Tempo.
     
     
     

9.
Hilfe, das Seil ist weg
     
    Der Feldweg war steinig. Tarzan
mußte aufpassen, daß er sich nicht den Knöchel vertrat. Silbriger Dunst lag auf
den Wiesen. Grillen zirpten. In der Ferne bellte ein Hund. Die Wolken waren
weitergezogen. Dunkelblau und samtig kam der Nachthimmel hervor, und der
Vollmond goß sein helles Licht verschwenderisch herab.
    Um nichts zu riskieren, hatte
Tarzan auch die Zubringerstraße gemieden. Zwei Gefahren lauerten dort: Der
heimkehrende Dr. Pauling — falls er nicht längst zurück war —, und die drei
Rocker. Genug Puste, um bis zur Schule zu rennen, hatten die unsportlichen
Typen bestimmt nicht. Außer ihren heißen Feuerstühlen kannten die doch nichts.
Aber vielleicht postierten sie sich am Anfang der Straße, um ihn zu beobachten.
Oder andere aus der Gruppe waren mit ihren Motorrädern vorausgefahren und
patrouillierten jetzt auf der Chaussee.
    Nicht mit mir, dachte Tarzan.
Da müßt ihr euch einen Dümmeren suchen.
    „Hoppla!“ sagte er dann und
lachte. Gemeint war ein dicker Hase. Von Tarzan erschreckt, sprang er hinter
einem Kohlkopf hervor und ergriff — im wahrsten Sinne des Wortes — das
Hasenpanier.
    Ziemlich außer Atem erreichte
Tarzan das Schulgelände. Auf dieser Seite des weitläufigen Parks standen dichte
Laubbäume. Tarzan wartete, bis sich sein Atem beruhigt hatte, stieg dann über
den Zaun und pirschte im Schatten von Bäumen und Büschen zum ersten Gebäude,
einem Wohnhaus. Einige Lehrer wohnten hier mit ihren Familien. Im dritten Stock
hatten die Unverheirateten ihre Apartments. Auch Dr. Pauling.
    Tarzan bog um die Ecke. Neben
dem Haus waren Stellplätze für ein Dutzend Autos. Paulings Wagen war da.
    Tarzan sah zu den Fenstern
hoch. Und tatsächlich! Bei Pauling brannte Licht.
    Wahrscheinlich ist der morgen
müder als ich, dachte Tarzan.
    Er hielt sich dicht an der
Hauswand, schlich an den anderen Gebäuden vorbei, hörte irgendwo eine
Klospülung, kam dann zum Haupthaus, wo sein ADLERNEST war, und huschte hinter
den Mauervorsprung.
    Bis hierher reichte das
Mondlicht nicht. Tarzan tastete über die Blätter des wilden Weins.
    Nanu, wo war denn das Seil?
    Er suchte und suchte, griff
hierhin und dorthin, fühlte den Schrecken wie Eiswürfel auf dem Rückgrat und
fand nichts.
    Das Nylonseil war verschwunden.
    Für einen Moment rührte er sich
nicht. Hatte man ihn ertappt? Wer? War jetzt alles aus?
    Er sah zum Fenster hoch. Es war
geschlossen, natürlich. Aber so hatte er es zurückgelassen. Klemmte sein
Pappstück noch im Fensterrahmen?
    Er schlich zur Schmalseite des
Hauses.
    Hier stand er im Mondlicht und
war von allen Seiten zu sehen. Aber das half nun mal nichts. Oben im zweiten
Stock das kleine Fenster — das gehörte zum ADLERNEST, seiner Bude.
    Er nahm einen kleinen Stein vom
Boden, zielte sorgfältig und warf. Aber er war zu aufgeregt und traf nur die
Mauer. Der Stein prallte ab und zurück.
    Der zweite Wurf gelang.
    Klirr! hallte es laut durch die
Nacht.
    Tarzan zog den Kopf ein und stand
stocksteif. Als wären tausend Augen auf ihn gerichtet, so fühlte er sich.
    Hinter der Scheibe oben tauchte
ein bleicher Mond auf.
    Das war Klößchens Gesicht.
    Leise

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