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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Taschenlampe
blieb auf Tarzans Hinterkopf gerichtet. Schritte kamen näher.
    Tarzan hielt die Augen
geschlossen und atmete ruhig.
    Jetzt wurde die Decke von
seinem Gesicht weggezogen. Die Taschenlampe blendete ihn durch die Lider, aber
er rührte sich nicht.
    Hart und unfreundlich stieß ein
Finger gegen seine Wange — ungefähr dort, wo er die frische Schramme hatte.
    Tarzan tat, als schliefe er
fest.
    Er wurde an der Schulter
gerüttelt.
    Unwillig wehrte er mit dem
Ellbogen ab. „Klößchen... hau... hau ab!“ murmelte er mit scheinbar
schlafschwerer Zunge. „Ich penne...“
    „Carsten!“
    Tarzan schlug langsam die Augen
auf, starrte zum Fenster, schien allmählich zu sich zu kommen, wälzte sich
herum und blinzelte ins Licht.
    „Was... was... ist?“
    „Komm’ raus auf den Flur,
Carsten! Aber leise!“ Paulings Stimme klang noch schärfer als sonst.
    Tarzan setzte sich auf und rieb
seine Augen. „Was ist denn los, Herr Doktor? Brennt die Schule?“
    „Werd’ nicht noch frech!
Diesmal habe ich dich erwischt. Das wird dein letzter Verweis.“
    „Wie bitte? Was? Müssen wir
aufstehen? Ist es schon halb sieben?“
    „Für dich war es fünf Minuten
vor Zwölf. Aber jetzt ist die Stunde voll. Komm’ raus auf den Flur, damit
Sauerlich nicht geweckt wird.“
    Tarzan stand auf. Scheinbar
schlaftrunken suchte er nach seinen Pantinen. Müde wankte er auf den Flur, wo
die Nachtbeleuchtung brannte.
    Paulings Brillengläser
sammelten das Licht. Es sah aus, als blitzten sie Tarzan an.
    „Wo warst du?“
    „Wie bitte?“ Tarzan fiel ein
Stein von der Seele. Jetzt war er sich ganz sicher, daß Rembrandt nichts wußte.
Der hatte sonst eine sehr direkte Art. Auf den Kopf zu hätte er ihm gesagt: Ich
habe dich im Bierzelt gesehen, du Lümmel! Aber nichts hatte er gesehen.
    „Wo du gewesen bist, will ich
wissen!“
    „Im Bett, Herr Doktor. Sie
haben mich doch eben geweckt.“
    „Eben warst du im Bett. Das
weiß ich auch. Aber wo vorher?“
    „Auch im Bett!“
    „Lüg’ nicht!“
    „Ach, Sie meinen, weil ich auf
der Toilette war?“
    „Wann warst du dort?“
    „Vorhin. Ich weiß nicht genau,
wann! Ich bin aufgewacht wegen schrecklicher Leibkrämpfe. Ich dachte schon, ich
müßte zur Schwester und mich krank melden. Aber als ich auf der Toilette war,
ging das Bauchweh weg. Dort bin ich regelrecht eingeschlafen und... Oh!“
    Tarzan hielt inne und preßte
eine Hand vor den Magen. „Ich glaube, es geht wieder los. Wahrscheinlich ist
mir das Abendessen nicht bekommen.“
    Dr. Pauling zog sich einen
Schritt zurück, eilig, als sei Leibweh ansteckend.
    „Ich glaube dir kein Wort,
Carsten. Du lügst. Ich sage dir, du bist außerhalb des Hauses gewesen, obwohl
das nach 21 Uhr strengstens verboten ist. Am Flurfenster hast du dich mit einem
Seil runtergelassen.“
    Scheinbar sprachlos sah Tarzan
ihn an. Er schüttelte den Kopf. Daß er sich diesem Lehrer gegenüber mit Lügen
behaupten mußte, machte ihm keine Gewissensbisse. Pauling wurde von niemandem
geachtet. Weil er ungerecht, hinterhältig und boshaft war. Eigentlich benahm er
sich immer, als wären die Schüler seine Feinde. Wo er nur konnte, ließ er
seinen Ärger an ihnen aus. Die meisten waren froh, daß er nur Zeichnen unterrichtete,
also ein Nebenfach, was ja im Zeugnis nicht so schwer wog. Es wäre schlimm
gewesen, hätte er auch Deutsch, Englisch oder Mathe unterrichtet.

    „Ich habe kein Seil, Herr
Doktor.“
    „Ein Nylonseil. Es war an einem
Haken im Weinlaub befestigt.“
    Tarzan hob die Schultern.
„Davon weiß ich nichts. Vielleicht hängt das schon seit Jahren dort.“
    Pauling biß sich auf die
Lippen. Er roch stark nach Bier und dampfte fast — so voller Wut war er.
    Mit vorgestrecktem Kopf trat er
an Tarzan heran.
    „Ich kann’s leider nicht
beweisen, daß du wiedermal gegen die Hausordnung verstoßen hast. Aber ich weiß,
was für ein Strolch du bist. Und deshalb — das sage ich dir: Bevor es
Weihnachten wird, habe ich dich erwischt. Ich sorge dafür, daß du rausfliegst.“
    Pauling drehte sich um und ging
zur Treppe.
    Betroffen sah Tarzan ihm nach.
Daß ihm Haß so unverhüllt entgegenschlug, hatte er noch nicht erlebt. Warum?
fragte er sich. Ich habe ihm doch nichts getan. Nur daß ich mich wehre, wenn er
mich schikaniert. Vielleicht ist das schon zu viel. Daß ich nicht gut zeichnen
kann, ist doch kein Grund, mich zu hassen. Außerdem — vom ersten Tag an ist er
so feindselig gewesen. Schlimm!
    Es bedrückte ihn. Ein bißchen
ließ

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