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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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die nie richtig geglaubt habe.
    Aber dann bemerkte ich plötzlich, dass jemand hinter mir stand, und ich drehte mich um, und da war Edda. Sie sah mich mit diesen wasserblauen Augen an und sagte: „Du musst nicht traurig sein, sie ist doch jetzt ein Engel. So einer wie der da.“ Und dabei zeigte sie auf die Figur, die mein Vater besorgt hatte, und ich wurde furchtbar wütend.
    Wenn es so schön ist, ein Engel zu sein, dann werde doch selbst einer!, dachte ich, aber gesagt hab ich das nicht, sonst hätte Edda bestimmt Angst bekommen. Also fragte ich nur, was sie auf dem Friedhof will. Wo ihre Schwester doch lebt. Und sie sagte, ihre Mutter habe sie zum Einkaufen geschickt und weil ihr Korb so schwer sei, habe sie die Abkürzung genommen.
    Wir gingen ein Stück zusammen und ich war noch immer furchtbar wütend auf sie, weil sie eine so schöne Schwester hatte, und ich hatte gar nichts. Jedenfalls nicht, seit Lorna tot war. Yvonne hat ja eigentlich nie gezählt, die war wie aus einer anderen Welt und obendrein sterbenslangweilig. Aber Lorna und ich, wir sind beinahe wie Zwillinge gewesen.
    Edda schwatzte die ganze Zeit, ihr war nämlich langweilig, weil Ferien waren und ihre Freundinnen alle im Urlaub, aber ich konnte an nichts anderes denken als daran, dass sie eine Schwester hatte, und ich nicht. Und ich wurde immer wütender, je länger wir gingen.
    Viel weiß ich nicht mehr von diesem Tag, irgendwie sind überall Lücken, aber ich erinnere mich, dass ich überlegte, wie ich Edda in den Wald locken könnte. Sie war ganz wild auf Geheimnisse, das kriegte ich ziemlich schnell mit. Na ja, und da habe ich ihr erzählt, dass man im Sommer, wenn es ganz heiß ist, dem Nöck im Wald begegnen kann, weil die Hitze die ganze Luft aus dem Wasser zieht und weil die Fische dann sterben. Deshalb müsse der Nöck in besonders heißen Sommern an Land gehen, um sich etwas zu essen zu holen, sagte ich, und Edda glaubte mir. Sie war wirklich sehr dumm.
    „Und woran erkennt man, dass es der Nöck ist?“, fragte sie, weil sie gehört hatte, dass Wassermänner ganz wie gewöhnliche Menschen aussehen.
    „Weil er tropft“, sagte ich. Das hatte ich irgendwo mal gelesen, dass Wassergeister immer irgendwo Wasser verlieren und niemals Schuhe tragen.
    „Wo tropft er denn?“, fragte Edda und kicherte.
    Und ich sagte: „Er tropft am Saum seines Mantels und auch aus den Taschen.“
    Da lachte sie ganz laut und hatte auch gar keine Angst mehr, und ich sagte, wir wollen jetzt gleich in den Wald gehen. Aber das wollte sie nicht, sie habe doch Fleisch gekauft, sagte sie, das verderbe sonst, also verabredeten wir uns für den nächsten Morgen. Ich sagte, sie dürfe aber mit niemandem darüber sprechen, vor allem nicht mit ihren Eltern, und Edda antwortete, das könne sie sowieso nicht, weil ihre Mutter ihr verboten habe, überhaupt in den Wald zu gehen. Und ich lachte und sagte, dass meine Mutter mir das auch immer verbietet …
    Was dann passiert ist, weiß ich nicht mehr, davon sind nur noch wenige Bilder in meinem Kopf übrig und selbst die kommen nur raus, wenn ich Alpträume habe. Wenn das passiert, sehe ich Edda, wie sie quengelt. Über die Hitze. Über ihre schmerzenden Füße.  Einfach über alles.
    „Warum ziehst du nicht die Schuhe aus, wenn dir so heiß ist?“, frage ich, und sie tut es schließlich auch und trägt ihre Sandaletten in der Hand, aber dann tritt sie in irgendeinen Stein und schreit und zieht eine der beiden Sandaletten wieder an (die an dem verletzten Fuß, aber der war gar nicht richtig verletzt, nur ein winziger Kratzer – ich konnte das durchaus beurteilen, weil ich mich mit Verletzungen ziemlich gut auskenne!). 
    Wir gehen also weiter, und Edda sagt irgendwas Dummes. Und dann … Ach, ich weiß nicht. Dann liegt sie plötzlich vor mir auf dem Boden und rührt sich nicht mehr und ihre Haut ist ganz weiß und ihr Kopf blutet. Ich nehme die Rasierklinge aus dem Hornhauthobel meiner Mutter, die ich eingesteckt hatte, bevor ich losgegangen bin, und sehe zu, wie sich Eddas Fleisch unter dem Druck der Klinge öffnet. Aber es kommt kaum Blut raus, da, wo ich hinschneide, und ich erinnere mich, dass ich richtig enttäuscht war. Irgendwann bin ich dann müde geworden und habe mich neben Edda auf den Boden gelegt und zusammen mit ihr in die Baumkronen hinaufgeblickt, über denen der Himmel ganz unglaublich blau war. 
    „Schau dir das an, Edda“, habe ich gesagt. „Ist das nicht das Schönste, was du jemals gesehen

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