Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
wesentlicher Teil seiner Tätigkeit. Sein Blick fiel auf den Computer und das offene CD -Fach.
» Hmm«, machte er und begab sich an den Terminal. Die Gefahr, in der sie angesichts der Scharen der Überträger hinter der dünnen Tür schwebten, schien ihn gar nicht zu interessieren. Wie immer dachte er nur an eines. Er massierte langsam seinen Hals und las die Daten auf dem Bildschirm. Julie hatte den Browser aufgrund der Eile offen gelassen. Sawyers Blick wanderte nach unten, bis er die letzten Textzeilen erreichte.
… schlussendlich deuten die Funde eine Tendenz in Richtung metabolischer Restrukturierung der meisten Wirtskörper an. Bis weitere Informationen erhältlich sind, schlage ich Zuweisung von Ressourcen zum Studium dieses Eindrucks vor. Alle Daten vertraulich/geheim. Weitere Meldungen sollten gesendet werden an: ZFE , Zentrale Forschungseinrichtung, Omaha, Nebraska.
Sawyer grinste breit.
» Erwischt.«
NEUNTER TEIL
ASCHE
An der Küste von Oregon
22 . Januar 2007
08 . 30 Uhr
Vierundvierzig Überlebende hatten sich entschieden, Sherman auf dem Marsch ins Landesinnere zu begleiten. Sie waren seit fast zwei Tagen unterwegs und hatten nur angehalten, um etwas zu essen oder ein kurzes, unruhiges Nickerchen zu machen. Sherman bestand darauf, neben den Straßen zu gehen, durch das hohe Gras, das zu beiden Seiten des Asphalts wuchs. Immer wenn ein Pkw oder Laster vorbeirumpelte, warf sich die Gruppe zu Boden. Besser, man war zu vorsichtig, als dass man den Schaden hatte.
In der bewaldeten Wildnis der nordamerikanischen Westküste gab es, wenn überhaupt, nur wenige Überträger. Man hatte zwar ein halbes Dutzend Uninfizierte vorbeifahren sehen, aber keine Opfer des Morgenstern-Erregers. Sherman hatte die letzten Stunden auf der Ramage mit dem Studium von Landkarten zugebracht und schließlich den Beschluss gefasst, dass ihr Ziel eine Ortschaft sein sollte, in der sie vielleicht Transportmöglichkeiten fanden.
Von den vierundvierzig Personen waren nur etwa zwanzig bewaffnet. Die Bewaffneten waren zwischen den anderen Marschierern verstreut und behielten den Wald und die Straße ständig nach Anzeichen eines Angriffes im Auge. Bisher war die Gruppe jedoch nicht entdeckt worden.
Als die Sonne am Morgen des zweiten Tages aufging, erreichten sie das Nest, zu dem Sherman sie geführt hatte.
Brewster, Denton und Thomas hockten am Rand eines Dickichts und lugten über ein offenes Feld zu einer fernen Gebäudegruppe hinüber. Thomas hatte einen Feldstecher und schaute sich das Örtchen genau an. Die kleineren Städte, so schien es, hielten sich gut. Die Parterrefenster der Häuser waren unfachmännisch verrammelt. Außerdem hatte man Autowracks herangeschleppt, um die Ortseingänge zu blockieren.
» Sieht verlassen aus«, meinte Denton und kratzte sich am Kinn.
» Die sind da drin«, grunzte Thomas und reichte Denton das Fernglas. » Die haben sich nur verrammelt. Ich glaube nicht, dass wir näher rangehen sollten.«
» Warum nicht?« Brewster verlagerte sein Gewicht, weil er endlich mal was anderes tun wollte als nur marschieren. » Wir sind auf ihrer Seite und bewaffnet. Sie müssten uns doch willkommen heißen.«
» Das wissen die aber nicht«, erwiderte Thomas. » Lesen Sie mal das Schild, das sie da angenagelt haben.«
» Wo?«, fragte Denton und peilte durch den Feldstecher.
Thomas streckte den Arm aus, und Denton stellte die Schärfe ein. Da war ein Maschendrahtzaun mit einem sauber beschrifteten Schild:
Darunter hing ein Sperrholzbrett, auf das jemand mit dicken roten Pinselstrichen eine Warnung gemalt hatte:
» Verdammt.« Denton seufzte. » Was jetzt?«
» Der nächste Ort ist ungefähr dreißig Kilometer von hier entfernt«, sagte Thomas. » Wir können versuchen, Kontakt aufzunehmen oder weiterziehen.«
» Ach, Scheiße, zeigen wir ihnen ’ne weiße Flagge«, schlug Brewster vor.
Thomas drehte sich ein Stück um und musterte Brewster mit einer ironisch hochgezogenen Augenbraue.
» Kaum zu glauben«, sagte er.
» Wieso?«, fragte Denton.
» Brewster hat zum ersten Mal einen halbwegs anständigen Vorschlag gemacht«, sagte Thomas. » Vielleicht kommt ein Parlamentär nahe genug ran. Sie haben alles verrammelt. Ich bezweifle, dass sie hier wegwollen. Vielleicht können sie uns ein paar Fahrzeuge besorgen.«
» Falls noch welche da sind«, sagte Denton, der noch immer durch das Fernglas blickte. » Ich habe bisher keinen einzigen Menschen gesehen.«
» Gehen wir«, sagte Thomas und
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