Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
schulterte seine MP . » Soll der General den Besuch machen.«
Die drei Männer zogen sich vom Rand des Dickichts zurück und liefen geduckt durch das Wäldchen dorthin, wo der Rest der Gruppe still auf sie wartete.
» Wie sieht’s aus?«, fragte Sherman, als sie bei ihm waren.
» Da ist ein Ort«, sagte Thomas. » Es sieht aber nicht so aus, als wäre man scharf auf Besuch.«
» Tja«, sagte Sherman, » wir haben zwar noch genug Proviant für ein paar Tage, aber wir können nicht weiter so im Freien rumlaufen. Wir brauchen eine Transportmöglichkeit und Nachschub.«
» Wenn hier noch jemand ist, könnten wir ein paar Jungs schicken, die versuchen, Kontakt aufzunehmen«, schlug Brewster vor.
» Einen Parlamentär«, fügte Thomas hinzu.
» Glauben Sie, dass die ein Tauschgeschäft mit uns machen?«, fragte Sherman und kratzte an seinen Bartstoppeln.
» Keine Ahnung«, sagte Thomas.
Denton zuckte die Achseln. Brewster hustete.
Sherman schaute das Trio an, dann nickte er kurz. » Na schön, einverstanden. Mr. Brewster…Wählen Sie zwei Männer aus und schauen Sie nach, ob Sie die Einheimischen dazu bewegen können, aus ihren Häusern zu kommen.«
Brewster zuckte abrupt zusammen und schaute sich nach beiden Seiten um.
» Wer, ich? Sollte das nicht ein Offizier machen oder so?«
» Scheiße rollt bergab, Brewster«, sagte Thomas. » Außerdem war es Ihre Idee.«
» Yeah, aber eigentlich sind wir doch gar nicht mehr beim Militär, Sergeant«, gab Brewster zurück. Er fing sich einen kalten Blick von Thomas ein.
» Na, dann nennen wir es halt einen Gefallen«, warf Sherman ein, bevor Thomas böse wurde. » Wir sind gleich hinter Ihnen. Beim ersten Anzeichen von Ärger schießen wir.«
Brewster runzelte die Stirn. Während er darüber nachdachte, scharrte er ein Muster in die Erde.
» Na schön«, sagte er langsam. » Dann nehme ich Krueger und Denton mit.«
» Mich auch?«, murmelte Denton. » Verflucht.«
» Eine gute Wahl«, sagte Sherman. » Denton kann reden. Krueger ist ein unglaublicher Pistolenschütze.« Er nickte zustimmend. Der Soldat hatte schon mehr als genug getan, denn er war in zwei 12-Stunden-Schichten auf ihrem Marsch ins Landesinnere ziemlich exponiert vorneweg gegangen.
» Jetzt brauchen wir nur noch ’ne weiße Fahne«, sagte Brewster.
Sherman öffnete sein Sturmgepäck und kramte darin herum, bis er ein sauberes T-Shirt fand. Er reichte Brewster das Kleidungsstück.
» Machen Sie es an einem Stock fest. Das reicht.«
Es dauerte zehn Minuten, den Plan auch dem Rest der Gruppe zu verdeutlichen. Bis dahin hatten Brewster, Denton und Krueger ihren Kram geordnet. Als sie fertig waren, traten sie aus dem Wäldchen auf den in die Ortschaft führenden Weg. Brewster trug die weiße Fahne, Denton und Krueger streckten die Arme aus, um zu zeigen, dass sie nicht bewaffnet waren. Hinter ihnen, im Busch, hockten zwanzig bewaffnete Männer und Frauen, die sich aus gutem Grund versteckten und sorgfältig nach Anzeichen für einen Hinterhalt Ausschau hielten.
Die drei Parlamentäre gingen langsam, doch mit festem Schritt voran, bis sie an die Wegblockade kamen. Dort blieben sie stehen und begutachteten die verrammelten Gebäudefenster.
» Ist irgendwie unheimlich hier«, meinte Krueger. Er war ein leicht gedrungener, muskulöser Mann und war seit Suez bei den Überlebenden. » Müssten die uns nicht längst beschossen haben?«
» Hab ich auch gerade gedacht«, sagte Brewster. Er hob eine Hand an den Mund und rief: » Hallo! Ist jemand hier? Hallo!«
Die drei Männer standen eine volle Minute da, ohne sich zu rühren oder etwas zu sagen. Es kam keine Antwort. Die Fenster blieben verschlossen, die Straßen leer.
» In Ordnung«, murmelte Denton und machte einen Schritt zurück. » Vielleicht war es doch keine gute Idee.«
» Nee, warte mal«, sagte Brewster. » Irgendjemand muss doch da drin sein.«
» Da!«, rief Krueger plötzlich und deutete auf ein nicht verrammeltes Fenster im ersten Stock eines nicht fernen Ziegelsteingebäudes. Eine einzelne Gestalt war kurz als Umriss hinter der Scheibe zu sehen, doch als Brewster und Denton aufschauten, verschwand sie.
» He!«, rief Brewster zu dem Fenster hinauf. » Komm her! Wir wollen doch nur reden! Wir sind nicht infiziert!«
Wen auch immer sie gesehen hatten: Er deutete nicht an, dass er mit ihnen sprechen wollte. Das Fenster blieb dunkel und leer.
» Holen wir die anderen her«, schlug Denton vor. » Wenn hier nur ein paar Leute
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