Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
fragte Thomas.
» Sie sind hier! Sie sind hier!«, schrie Brewster. » Es ist ’ne Falle!«
» Das kann doch nicht…«, fing Thomas an. Der Laut erstarb in seiner Kehle, als der erste Schmerzensschrei über die Straße flog. Ein Soldat stürzte zu Boden, auf gröbste Weise von einem Überträger attackiert, der aus der dunklen Fensterhöhle einer Ladenfront gesprungen war.
Sherman war einen Augenblick lang vor Schreck wie gelähmt. Das war nicht die Taktik eines hirnlosen Feindes.
Es war ein Hinterhalt.
Überträger strömten aus Laden- und Wohnungstüren, krochen aus finsteren Gassen und bewegten sich vom gleichen Gedanken beseelt auf die Kolonne der Fremden zu.
» Feuer frei!«, rief Sherman, zog seine Pistole und erledigte einen Angreifer mit einem einzelnen Kopfschuss.
Schüsse krachten überall in der Kolonne. Es waren meist Einzelschüsse aus Pistolen, doch hier und da auch ratternde Salven aus Maschinenpistolen. Die lebendigen Überträger schienen weitaus zahlreicher zu sein als ihre untoten Vettern. Rennende Infizierte rissen Lücken in die Linien und bereiteten jenen Verteidigern Probleme, die sie nicht schnell genug aufhalten konnten.
» Zum Autohändler!«, bellte Thomas. » Rauf auf das Gelände und das Tor zugemacht!«
Brewster und Krueger holten die Kolonne ein. Ihre Pistolen krachten. Brewster gab einen Schuss ab und traf einen Überträger in die Schulter, so dass er herumgewirbelt wurde und zu Boden fiel, um sich gleich wieder aufzurappeln. Eine zweite Kugel in die Stirn schickte ihn für immer zu Boden.
Die unbewaffneten Zivilisten liefen in einem Tempo, das nur Panik und Adrenalin hervorbringen konnten, zum Betriebsgelände des Gebrauchtwagenhändlers. Die Soldaten deckten ihren Rücken, bildeten eine ordentliche Front und feuerten in die Reihen der Angreifer hinein, deren Anzahl mit jeder weiteren Sekunde anzusteigen schien. Ständig ergossen sich neue Gestalten aus den finsteren Höhlen der Gebäude Hyattsburgs.
Mbutu war plötzlich von der Gruppe der sich zurückziehenden Zivilisten getrennt. Ein toter Soldat lag mit aufgerissener Kehle vor ihm am Boden, eine Pistole in der erschlafften Hand.
Mbutu nahm die Waffe an sich.
Eine fauchende Überträgerin sprang vor ihn hin und fletschte wild die Zähne. Sabber und Schweiß tropften von ihrem Kinn. Mbutu zielte auf sie, drückte ab und schoss ein sauberes Loch in ihr rechtes Auge.
Thomas rannte vorbei und packte Mbutus Arm.
» Los, aber dalli!«, schrie er und lief auf das Maschendrahtzauntor zu.
Schreie hinter der Scharmützelfront zogen die Beachtung der Soldaten auf sich. Eine zweite Gruppe Infizierter kam aus der Gegenrichtung herangelaufen. Einige hatten die relative Sicherheit des abgezäunten Geländes durchdrungen, und die Unbewaffneten taten ihr Bestes, um sie mit rostigen Rohren, Schraubenschlüsseln oder sonstigen herumliegenden Knüppeln abzuwehren. Doch ihr Bestes war kaum gut genug. Als Mbutu zuschaute, wurden zwei Gesunde von einem halben Dutzend Infizierter zu Boden gerissen und von einer Masse knirschender Zähne und reißender Fingernägel zerdrückt.
» Zurück! Zurück!«, schrie Thomas.
Sherman und Denton schafften es zum Eingang des Unternehmens und schossen alle Überträger nieder, die es für eine gute Idee hielten, auf das Gelände vorzudringen.
Brewster gab einen letzten Schuss auf die Masse der Überträger auf der Straße ab, dann ließ er das leere Magazin fallen und schob ein volles nach. Er drehte sich um und rannte los, von Krueger und den übrigen Soldaten dichtauf gefolgt. Es gelang ihnen, das Betriebsgelände zu erreichen und das Tor zuzuschlagen, indem sie es ins Schnappschloss warfen. Die auf dem Gelände verbliebenen Überträger waren im Nu erledigt, doch die vor dem Zaun wuchsen zahlenmäßig wieder an, kreischten unmenschlich, packten den Zaun und schüttelten ihn, offenbar in der Absicht, ihn niederzureißen.
» Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Sherman, der seine Waffe nachlud und die Umgebung im Auge behielt. » Irgendwann reißen sie den Zaun ein. Erschießt jeden, der über ihn rüberklettern will! Brewster! Thomas! Ins Büro! Holt die Schlüssel!«
» Sofort, Sir!« Thomas lief zum Eingang des Verkaufsbüros und trat dessen Tür mit einem gewaltigen Tritt auf. Er sprang hinein. Brewster war gleich hinter ihm.
» Schauen Sie hinterm Tresen nach«, sagte Thomas. » Ich nehme mir das Büro vor.« Brewster nickte, sprang über die Ladentheke und suchte nach dem allgegenwärtigen
Weitere Kostenlose Bücher