Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

einem Fuß auf den anderen. » Tja, nun, dann wollen wir hoffen, dass niemand auf diese Idee kommt, was?«
    Hal war schon auf dem Steg. Der Fischer schaute drein, als wünsche er, dass Denton und Thomas es ihm schnellstens gleichtaten. Die Männer wussten, wie man am besten auf solche Hinweise reagierte; sie folgten Hal auf den Pier. Thomas rieb sich die Hände und schaute sich in dem kleinen Ort um.
    » Ein hübsches Örtchen, Hal. Wo ist dein Laden?«
    » Nur ’n kleines Stück an der Küste entlang«, sagte Hal. Er marschierte über den Pier zum sandigen Ufer hinüber und bedeutete den beiden, ihm zu folgen. » Da hinten sind ein paar Pfade, die die Insel durchqueren.«
    Er führte sie zu einem verrosteten Kleinlaster, der am Landekopf im Sand geparkt war. Die Karosserie war an etlichen Stellen mit Metallschrott geflickt. Hal warf den Motor an, der sich laut beschwerte. Kurz darauf lenkte er aber ein. Als Hal den Gang wechselte und beschleunigte, schnurrte er synchron.
    » Bessie ist zwar keine Schönheit«, sagte Hal und tätschelte mit schwerer Hand das Fenster des Lasters. » Aber sie hat mich noch nie im Stich gelassen.«
    Denton hockte auf der Ladefläche und hielt sich am Wagendach fest. Thomas saß bequem auf dem Beifahrersitz. Hal chauffierte sie durchs Dorf und auf den dichten, sich dahinter ausbreitenden Wald zu. Denton nutzte die Gelegenheit für ein paar Aufnahmen, wobei er sich mit der einen Hand festhielt und mit der anderen die Kamera bediente. Es überraschte ihn noch immer, dass der Rest der Welt damit beschäftigt war, das abzuwehren, was vielleicht der tödliche Schläge austeilende Gegner war, während das Leben hier draußen in ganz normalen Bahnen verlief. Er schoss ein Foto von zwei alten Männern, die unter einem Schilfbaldachin auf Hockern saßen und aus Gläsern mit Sprüngen Spirituosen von der Farbe reifer Bananen tranken. Er fing des Weiteren eins von einem Kaufmann ein, der drei Kinder aus seinem Laden jagte, und noch eines von einer einsamen Frau mit einem großen Hut, dessen Krempe über ihre Augen fiel. Sie lag unter einem Baum. Gleich darauf tauchte der Laster in den Wald ein, und die Ortschaft war nicht mehr zu sehen.
    Ein tiefes Schlagloch riss Denton aus seiner Träumerei und zwang ihn dazu, sich schnellstens Halt zu suchen.
    » Verflucht!«, sagte er. » Gibt’s auf dieser Insel keine größeren Löcher, Hal? Ich muss mich hier noch immer festhalten!«
    » Diese Pfade dienen nicht der Bequemlichkeit!«, rief Hal zurück.
    » Das ist gut, denn bequem fühle ich mich auch nicht«, sagte Denton und kniete sich hin, um das plötzliche Gefühl von Unsicherheit zu bekämpfen. Kurz darauf fuhr der Laster über einen dicken Stein, und Denton freute sich, dass er so vorsichtig gewesen war.
    » Keine Sorge«, sagte Hal. » Wir sind gleich da.«
    » Schon?«
    » Ist ’ne kleine Insel«, erwiderte Hal. » Außerdem ist es hilfreich, in Ortsnähe zu wohnen, wenn man mal ein Bier trinken will. Da ist es schon, hinter den Bäumen links.«
    Denton wollte in die Richtung blicken, in die Hal deutete, aber er konnte das Blattwerk nicht durchschauen.
    Thomas hatte offenbar bessere Aussichtmöglichkeiten. » Hübsches Plätzchen, Hal«, sagte er. » Wie teuer ist das Leben hier?«
    Denton hätte beinahe gelacht. Seit er Thomas kannte, hatte er ihn kaum drei liebenswürdige Worte äußern hören, und jetzt kamen von ihm, als wäre es nichts, gleich zwei ganze Sätze. Der Laster drehte eine kurze Runde, dann kam Hals Haus auch in Dentons Blickfeld. Er ersparte sich jeden Kommentar. Der pensionierte Mechaniker schien, so sah es jedenfalls aus, in etwas zu leben, das Paradies und Hölle zugleich war.
    Das Haus stand, damit es bei stürmischer Witterung trocken blieb, auf Pfählen. Der Strand dahinter war durch eine dünne Baumreihe sichtbar. Denton sah einen ziemlich ausgetretenen Pfad, der sich durch den Wald zum Sand hinüberschlängelte. Das Haus selbst war pittoresk. Es bestand aus altem Bauholz. In den breiten Fenstern befanden sich keine Scheiben, und Dachluken waren auf dem Schilfdach zu sehen.
    Ignorierte man das Haus und seine Umgebung jedoch, war die Gegend ganz anders. Ausgeschlachtete Maschinen waren auf dem Grundstück verstreut, dazu Gerätschaften einer Art, die Denton sich nicht mal in der Fantasie hätte ausmalen können. Sie schienen aus ausgeschlachteten Teilen zusammengeschustert.
    » Herr im Himmel«, keuchte Denton. » Hier sieht’s aus wie in dem Raum, in dem nicht