Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
Darin an.
Brewster fiel ihm ins Wort. » Hör mit dem Scheißtheoretisieren auf. Bringen wir’s einfach in Erfahrung.«
Er sprang auf die Beine und begab sich zur Tür. Er hob die Faust und schlug mehrmals fest auf die Tür ein. Nach einem Augenblick konnte man eine dünne Stimme durch das Metall hören, die schrie, um sich hörbar zu machen, aber kaum zu vernehmen war.
» Yeah, was ist?!«
» Was ist los?«, schrie Brewster zurück, der davon ausging, dass seine Stimme auf der anderen Seite ebenso dünn ankam wie umgekehrt.
» Was?!«
» Was da los ist, Mann! Wir haben angehalten! Was geht da vor?!«
» Die Inseln!«, kam die Antwort. » Uns ist ’ne Treibstoffpumpe verreckt! Sherman kennt hier jemanden, der sie reparieren kann oder so, und ’n Gerücht sagt, dass wir Landurlaub kriegen!«
» Landurlaub?«, schrie Brewster. » Ihr Wichser besauft euch und nagelt die eingeborenen Fräuleins, und wir sitzen hier in diesem Garderobenschrank fest? Scheiße, Mann, wenn das nicht alles schlägt, dann weiß ich es auch nicht! Geh zum Militär, hat man mir geraten! Schau dir die Welt an! Schweinepriester!«
» Wenn wir rausgehen und uns wirklich angesteckt haben…«, fing Decker an.
» Yeah, yeah, dann stecken wir die Insel an und sterben und der ganze Scheiß«, sagte Brewster. » Ich weiß. Erspar es mir.«
09 . 38 Uhr
Hal Dorne war Master Sergeant a. D. der US Army – und es war ihm sehr wohl bewusst. Das kleine Fischerboot, mit dem er längsseits an der USS Ramage anlegte, gehörte zwar nicht ihm, aber der Fischer war ihm einen Gefallen schuldig gewesen, und so hatte er ihn zu dieser Fahrt verpflichtet. Hal zog die verschossene Baseballkappe über seinen kahl werdenden Schädel und winkte den Leuten zu, die über ihm an Deck standen.
» Frank! Wie geht’s, alter Gauner?«
Sherman peilte über die Seitenreling des Schiffes. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht.
» Wenn ich’s mir recht überlege, nicht übel, Hal.«
» Sieht man. Du lebst noch. Das ist mehr, als man heutzutage verlangen kann. Was kann ich für dich tun?«
» Na, mit Plaudereien hältst du nicht erst auf, was?«
» Sagen wir’s so: In meinem Laden warten ein Daiquiri und eine schöne Frau auf mich, und ich möchte so schnell wie möglich dahin zurück.« Hal stand im Boot und schirmte sein sonnenverbranntes Gesicht mit der Kappe in der Hand vor dem Himmel ab.
» Uns ist eine Treibstoffpumpe verreckt, Hal. Wir müssen so schnell wie möglich nach Hause, aber mit halber Kraft dauert es zu lange. Glaubst du, dass du sie reparieren kannst?«
» Tja, der Kahn ist zwar kein Panzer, aber ich kann’s ja mal versuchen. Bin ich dir noch ’n Gefallen schuldig?«
» Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Sherman. » Hast du vor, mir ’ne Rechnung zu schreiben?«
Hal bedachte Sherman mit einem schiefen Grinsen. » Ich schreibe meinen Kunden immer ’ne Rechnung, Frank. Ich bin Rentner, hast du es vergessen? Meine Pension reicht nicht mal für meinen Bierdeckel. Wie hoch die Rechnung ausfällt, hängt davon ab, wie groß der Gefallen ist, den ich dir schulde. Da ich dir offenbar nichts schuldig bin: Was kannst du mir anbieten?«
» Verdammt nochmal, Hal. Ich würde dich bar bezahlen, wenn du glaubst, dass das Geld noch was wert ist, wenn du Zeit hast, es auf den Kopf zu hauen.«
» Bargeld? Kannst du behalten. Ich brauche Ersatzteile und Ausrüstung. Machen wir ein Tauschgeschäft. Folgender Vorschlag: Ich schau mir an, was ich für deine Pumpen tun kann, und du lässt, sagen wir mal, hundert Gallonen Sprit für unsere Generatoren, ein paar gemischte Werkzeuge, ein neues Funkgerät und Waffen rüberwachsen.«
» Verflucht, Hal, du bist mir vielleicht ’ne Krämerseele«, sagte Sherman. » Über Werkzeug, Sprit und Funkgeräte hab ich keine Macht, aber Waffen kann ich dir besorgen. Handfeuerwaffen reichen doch? Pistolen? Wir sind knapp an Gewehrmunition.«
» Ohne Sprit und Funkgerät kein Geschäft.«
» Ich hab nicht gesagt, dass ich da nicht rankäme, Hal. Ich hab nur gesagt, dass ich nicht über sie verfügen kann. Ich bin nicht der Captain dieses Schiffes. Das muss Franklin dann autorisieren.«
» Dann schleif ihn her, und wir legen los!«
» Er ist auf der Brücke und versucht mal wieder, ’ne Verbindung zur Heimat herzustellen. Er wird in Kürze hier sein. Kommst du an Bord und schaust dir die Pumpen schon mal an?«
» Ach, Tauschgeschäfte kannst du nicht autorisieren, aber an Bord dieses Kahnes einladen darfst du
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