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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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irgendeinem kleinen Küstenstädtchen aussitzen. Dann wurde er vermutlich als Deserteur gejagt.
    Entscheidungen, Entscheidungen. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken. Bald waren sie der Küste so nahe, dass sie sich für irgendeine Handlungsweise entscheiden mussten.
    Würden sie der Sache wegen nach Osten marschieren…oder nach Norden, in die Freiheit?
    Brewster lehnte sich an die andere Seite der Wand. Auch ihm ging allerhand durch den Kopf, wenn es auch eher trübsinnige Dinge waren. Die Gewalt im Quarantäneraum wurde in seiner Erinnerung schon nebelhafter. Tage mit wenig oder gar keinem Schlaf, das Adrenalin des Augenblickes– er speicherte allmählich alles ab. Als er General Sherman berichtet hatte, waren ihm einige unerfreuliche Dinge wieder eingefallen.
    Brewster konnte nicht fassen, dass er zwei Menschen erschossen hatte, mit denen er im Lauf der letzten Woche so gut bekannt geworden war. Besonders Darin. Er hatte den Corporal schon vor Suez gekannt. Das Schlimmste war: Er hatte gewusst, dass Darin sich davor gefürchtet hatte, sich angesteckt zu haben. Er hatte schon über Symptome geklagt, bevor sie offenkundig geworden waren. Er hatte genau gewusst, dass es sein Schicksal war, zum Überträger zu werden.
    Am Ende hatte sich seine Annahme als richtig erwiesen.
    Und die Sanitäterin …Wie heißt sie doch gleich … Brewster dachte nach. Hall.
    Rebecca Hall. Sie hatte Decker erschossen. Trotz seiner Prahlerei vor der jungen Frau wusste Brewster nun, dass sie allerhand eingesteckt hatte. Er wusste zwar nicht, wie nahe sie und Decker sich gekommen waren– vermutlich nicht sehr nahe–, doch ihn erschießen zu müssen, reichte wohl aus, um jeden aus der Bahn zu werfen.
    Brewster schüttelte den Kopf. Seine Konzentration auf die junge Frau hatte ihn eine Weile von Darin und Scott abgelenkt. Er rieb müde seine Schläfen, beugte sich vor und versuchte, den Strom seiner Gedanken von dem Blutvergießen abzulenken.
    Sie waren jetzt nicht mehr fern von zu Hause. Was würde er wohl machen, wenn sie erst mal da waren? Zivilisten zusammentreiben und für Ordnung in irgendeiner Hilfsstation sorgen? Patrouille durch Vorstädte laufen? Kurz vor dem Gewaltausbruch hatten sie darüber gesprochen, dass der Erreger die Heimat bereits erreicht hatte, dass man ihn sich aber auf Armeslänge vom Hals hielt. Seit wann genau dies so war, wusste aber niemand, und auf Spekulationen wollte sich keiner einlassen.
    Ewan Brewster betete so gut wie nie, nun jedoch betete er darum, nicht gezwungen zu werden, an einer neuerlichen Front wie in Suez und Scharm El-Scheich gegen eine Flut von Überträgern kämpfen zu müssen. Infizierte kannten keine Furcht und kein Erbarmen. Sie stürmten immer nur vorwärts, bis den Verteidigern die Munition ausging oder sie selbst restlos vernichtet waren. Und dann kamen noch mehr, um die Vernichteten zu ersetzen.
    Brewster war klar, dass er auch abhauen konnte. Sobald er festen Boden unter den Füßen und ein volles Sturmgepäck hatte– Waffen und Munition–, konnte er sich vom Acker machen, sich ein hübsches Tal irgendwo im pazifischen Nordwesten suchen und die Pandemie aussitzen.
    Und seine Kameraden im Stich lassen?
    » Scheiße, wer ist denn von denen noch übrig?«, murmelte er vor sich hin. » Der General? Ich respektiere ihn, aber ich krepiere doch nicht für ihn oder für irgendeine verlorene Sache in einem infizierten Stadtzentrum. Denton? Der würde sich bestimmt auch verpissen. Nee, der Kanadier will bestimmt noch Fotos machen. Ach, leck mich. Scheint so, als würde Brewster Brewster suchen.«
    Was sollte er tun?
    Sobald sie angelegt hatten, war es leicht, unterzutauchen, aber es war gewiss besser, wenn man gut darauf vorbereitet war. Er musste sich ein paar Fertigrationen fürs Sturmgepäck und Hosen mit vielen Taschen krallen. Neun-Millimeter-Munition für die Pistole– mindestens ein paar Schachteln, was immer er in die Hände bekam. Ein Gewehr war auch nicht schlecht, aber solange er an Land nicht auf eine Waffenkammer stieß, hatte er halt nur die Beretta. Na, die reichte vielleicht auch.
    Ein paar saubere T-Shirts und Unterwäsche aus dem Nachschub, vielleicht ein Messer, diverser Kleinkram– es war ganz gut, erst mal eine Weile in die Wildnis abzutauchen. Vielleicht konnte er sogar genug zusammenraffen, um bequem über die Runden zu kommen. Er bedauerte es fast, dass er nicht auf den Ranger-Lehrgang angesprungen war, den man ihm einst angeboten hatte.
    Brewster verbarg

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