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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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rieb sich gedankenlos die Schulter, die Decker angefasst hatte. » Drecksäcke.«
    » Sehen Sie?«, sagte Rebecca, die den Leichnam nicht aus den Augen ließ. » Ich habe doch gesagt, dass es auch noch andere treffen kann.«
    » Verdammt!« Sherman atmete tief durch, verzog das Gesicht und zog Brewster von dem toten Sergeant fort. Sein Blick tastete den Rest des Raumes ab, von den umgekippten Kojen und verstreuten Matratzen bis zu den beiden anderen Leichen. Die eine lag mit dem Gesicht nach unten mitten im Raum, die andere war in einer Ecke zusammengesackt. Ein riesiger Blutfleck zierte die Wand hinter dem schlaff herabhängenden Kopf.
    Darin, Decker, Scott. Drei weitere Männer, die sich die Radieschen von unten anschauten.
    » Ich will die ganze Geschichte hören, Männer. Aber erzählt sie mir in eurer neuen Unterkunft. Ich bin davon überzeugt, dass man euch noch eine Weile beobachten sollte.«
    Falls die gerade erst befreiten Soldaten über seine Worte sauer waren, zeigten sie es nicht. Sie hatten nichts dagegen, sich langsam von den Wachen von dem Raum wegbringen zu lassen, in dem sie eine Woche verbracht hatten. Die Leichen der anderen lagen reglos im hinter ihnen zurückbleibenden Chaos.
    Sherman richtete seine Aufmerksamkeit auf Rebecca, die seine Waffe noch immer fest umklammert hielt. Er streckte die Hand aus, um sie wieder an sich zu nehmen. » Ich glaube, bei mir ist sie besser aufgehoben.«
    Rebecca zog die Hand zurück.
    » Nein«, murmelte sie. » Ich glaube, ich behalte sie lieber.«
    Sherman schaute einen Moment lang unentschlossen drein, dann grinste er.
    » Ich kann’s dir nicht verübeln«, gab er zu. » Ich besorg dir einen Pistolengurt und ein bisschen Munition.«
    » Danke.« Rebecca nickte kaum merklich. Ihr Blick war noch immer auf den Toten im Quarantäneraum gerichtet.
    Sherman folgte ihrem Blick.
    » Du hast das Richtige getan«, sagte er.
    » Ich weiß«, erwiderte Rebecca.
    17 . 30 Uhr
    Sherman saß in den Tiefen des Zerstörers an einer Tür. Ewan Brewster saß hinter der Tür und berichtete, wie der Tag verlaufen und es zu den Ausschreitungen gekommen war.
    » Darin war als Erster dran«, sagte er laut, doch stockend durch die Tür. » Wir haben es nicht mal bemerkt. Er war ja manchmal ’n echt stiller Typ. Niemand hat auf ihn geachtet. Scott packte es dann ein paar Minuten später, als wir schon damit beschäftigt waren, uns Darin vom Hals zu halten. Das war ’ne haarige Sache, zwei von diesen Sprintern mit Keulen abzuwehren, die wir aus zerschlagenen Möbeln gebastelt haben. Am Ende standen wir mit dem Rücken zur Tür und haben um uns gehauen. Ich weiß nicht, ob wir es ohne die Pistole geschafft hätten, die Sie mir zugesteckt haben, Sir. Ich glaub, die spüren keine Schmerzen, und wenn doch, sind sie ihnen egal. Der arme Darin– vor ’ner Woche hab ich noch mit ihm gezockt. Und jetzt ist er ’n Seuchenherd. Was für ’ne elende Scheiße, Sir.«
    » Verstehe«, sagte Sherman. » Aber er war nicht mehr Ihr Kamerad. Sie haben getan, was Sie tun mussten. Ich garantiere Ihnen, dass Sie in ein, zwei Tagen da rauskönnen.«
    » Danke, Sir.«
    Sherman blieb noch einen Augenblick schweigend an der Tür sitzen und überdachte die Ereignisse der letzten Stunde. Obwohl er nie solche Worte in den Mund genommen hätte wie der Mann auf der anderen Seite, wusste er, dass sie bis zum Hals in der Scheiße saßen. Außerdem hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er Rebecca übers Maul gefahren war und dann festgestellt hatte, dass sie im Recht gewesen war. Um der Verletzung noch die Gemeinheit hinzuzufügen, hatte er die gerade erst befreiten Soldaten wieder einsperren müssen. Soldaten, die ihre Freunde töteten; ein General, dem eine gerade mal zwanzig Jahre alte Sanitäterin etwas prophezeite; und um dem Fass die Krone aufzusetzen, ging ihm auch ein sehr untypischer Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Es ging darum, sich abzusetzen, nachdem sie angelegt hatten.
    Er war fahrig und wusste, dass dies gefährlich werden konnte.
    Am besten fasse ich einen Beschluss und bleibe dann dabei, dachte er.
    Aber was sollte er tun? Wenn er sich und seine Männer den Eindämmungsbemühungen der Regierung unterstellte und sie, wie bei der Verteidigung von Suez, den Kürzeren zogen, würden mehr Menschen sterben. Es gab noch immer die Chance, dass sie erfolgreich waren, wenn sie auch nur klein war.
    Oder…
    Er konnte seine Männer auch aus den Kämpfen und Städten heraushalten– und den Sturm in

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