Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
Lettner zum Altar spähten.
    Die Kirche ist normannisch, mit drei Schiffen und Sandsteinsäulen und einem mit Steinplatten belegten Boden. Die Fenster sind sehr schmal und klein, bunt gefärbt und lassen kaum Licht ein. Im vorderen Teil des Mittelschiffs und noch vor dem Lettner ist ein Sarkophag, der vielleicht derselbe ist, an dem ich draußen bei der Ausgrabung arbeitete. Auf der Deckplatte befindet sich die Darstellung eines Ritters in voller Rüstung, die Arme mit den Panzerhandschuhen auf der Brust gekreuzt, das Schwert an der Seite. Die seitlich umlaufende Inschrift lautet »Requiescat cum Sanctis tuis in aeternam«. Möge er in Ewigkeit mit Deinen Heiligen ruhen. Der Sarkophag in der Ausgrabung hatte eine Inschrift, die mit »Requiescat« begann, aber das war alles, was davon ausgegraben war, als ich ihn sah.
    Agnes erzählte mir, es sei das Grabmal ihres Großvaters, der »vor langer Zeit« an einem Fieber gestorben sei, aber der Sarkophag sieht beinahe neu aus, und darum sehr verschieden von dem der Ausgrabung. Er ist auch mit einer Anzahl von Schmuckornamenten verziert, die der andere nicht hatte, aber vielleicht sind sie nur abgebrochen oder durch die Einwirkung der Elemente verwittert und abgetragen.
    Bis auf den Sarkophag, den geschnitzten Lettner und eine wenig kunstvoll gearbeitete Statue ist das Kirchenschiff vollständig leer. Die Zeitgenossen standen oder knieten während des Gottesdienstes, so daß es keine Kirchenbänke gibt, und reichen Figurenschmuck, wie man ihn zu dieser Zeit in größeren Kirchen findet, konnte sich die kleine und arme Gemeinde wahrscheinlich nicht leisten.
    Ein geschnitzter Lettner, 12. Jahrhundert, trennt das Kirchenschiff von der halbdunklen Apsis mit Chor und Altar. Darüber, zu beiden Seiten des Kruzifixes, sind zwei primitive Wandfresken, die das Jüngste Gericht darstellen. Eines zeigt die Seligen beim Einzug in den Himmel, das andere den Höllensturz der Sünder, aber beide sehen ziemlich ähnlich aus, sind in grellen roten und blauen Tönen gehalten, und die Mienen der Seligen wie der Verdammten zeigen den gleichen Schrecken.
    Der Altar ist einfach, bedeckt mit einem weißen Leinentuch und zwei versilberten Leuchtern auf beiden Seiten. Die Statue stellt nicht, wie ich angenommen hatte, die Jungfrau Maria dar, sondern die heilige Katharina von Alexandria. Sie hat den verkürzten Körper und den großen Kopf provinzieller romanischer Bildhauerkunst und eine seltsam eckige Haube, die bis knapp unter die Ohren reicht. Sie hat einen Arm um ein Kind von Puppengröße gelegt und hält mit der anderen Hand ein Rad. Zu ihren Füßen stehen ein gelblicher Kerzenstummel und zwei Öllampen am Boden.
    »Kivrin, Pater Roche sagt, du bist eine Heilige«, sagte Agnes, als wir wieder hinausgingen.
    Es war leicht zu sehen, wie es diesmal zu der Begriffsverwirrung gekommen war, und ich fragte mich, ob es sich mit der Glocke und dem Teufel auf dem schwarzen Pferd ähnlich verhalten mochte.
    »Ich bin nach der heiligen Katharina von Alexandria benannt«, sagte ich, »genauso wie du nach der heiligen Agnes benannt bist, aber wir selbst sind keine Heiligen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er sagt, in den letzten Tagen wird Gott seine Heiligen zu den sündigen Menschen schicken. Er sagt, wenn du betest, sprichst du mit Gottes eigener Zunge.«
    Ich habe mich bemüht, vorsichtig zu sein, wenn ich in das Aufnahmegerät spreche, um meine Beobachtungen festzuhalten. Ich tue es nur, wenn ich allein im Raum bin, weiß aber nicht, wie es in der Zeit meiner Krankheit war. Ich erinnere mich, daß ich ihn immer wieder bat, mir zu helfen, und Sie bat, zu kommen und mich herauszuholen. Und wenn Pater Roche mich in der Sprache meiner Zeit sprechen hörte, konnte er ohne weiteres geglaubt haben, ich spräche in Zungen. Wenigstens hält er mich für eine Heilige und nicht für eine Hexe, aber Frau Imeyne war auch oft im Krankenzimmer. Ich werde noch vorsichtiger sein müssen.
     
    (Unterbrechung)
     
    Ich ging wieder zum Stall hinüber (nachdem ich mich vergewissert hatte, daß Maisry in der Küche war), aber Gawyn war nicht da, und Gringolet auch nicht. Im halb offenen Geräteschuppen daneben fand ich jedoch meine Kisten und Körbe und die auseinandergenommenen Reste des Fuhrwerks. Gawyn mußte mehrere Fahrten gemacht haben, um alles hierher zu schaffen. Ich sah die Gegenstände durch, konnte aber den kleinen messingbeschlagenen Kasten nicht finden. Ich hoffe, daß er ihn übersehen hat und daß er noch

Weitere Kostenlose Bücher