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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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außerhalb des Bettes verbrachte, regnete es, und sie hoffte, daß der Regen den Schnee schmelzen würde, aber er härtete die Kruste nur zu Eis.
    Als die Tage vergingen, verstärkten sich ihre Befürchtungen, daß sie den Absetzort ohne das Fuhrwerk und die Kisten nicht wiedererkennen würde. Sie mußte Gawyn dazu bringen, daß er ihn ihr zeigte, aber das war leichter gesagt als getan. Er kam nur in die Diele, um zu essen oder um Eliwys etwas zu fragen, und immer war auch Imeyne da, deren scharfen Blick nichts entging, und so wagte sie nicht, sich an ihn zu wenden.
    Kivrin unternahm kleine Ausflüge mit den Mädchen – in den Umkreis des Gutshofes, hinaus ins Dorf – um vielleicht zufällig mit ihm zusammenzutreffen, aber ihre Hoffnung erfüllte sich nicht. Weder im Stall noch in der Scheune war er anzutreffen, und Gringolet war auch nicht da. Kivrin fragte sich, ob er trotz Eliwys’ Anweisung den Räubern nachgeritten sei, aber Rosemund sagte, er sei auf der Jagd, um Wildbret für das Weihnachtsmahl zu erlegen.
    Niemanden schien es zu kümmern, wohin sie mit den beiden Mädchen ging oder wie lang sie ausblieben. Eliwys nickte nur geistesabwesend, wenn Kivrin fragte, ob sie mit den Kindern dahin oder dorthin gehen dürfe, und Frau Imeyne forderte Agnes nicht einmal auf, ihren Umhang zu schließen oder die Fäustlinge anzuziehen. Es war, als hätten sie die Kinder in Kivrins Obhut gegeben und dann vergessen.
    Sie waren vollauf beschäftigt mit Weihnachtsvorbereitungen. Eliwys hatte alle jungen Mädchen und alten Frauen des Dorfes zum Backen und Kochen und Wurstmachen rekrutiert. Zwei Schweine wurden geschlachtet und mehr als die Hälfte der Tauben getötet und gerupft. Der Hof war voll von Federn und dem Geruch frisch gebackenen Brotes.
    Im 14. Jahrhundert war Weihnachten zwei Wochen lang mit Schmausereien, Spielen und Tanzen gefeiert worden, aber Kivrin war überrascht, daß Eliwys dies alles unter den gegenwärtigen Umständen tat. Sie mußte überzeugt sein, daß ihr Mann wirklich zu Weihnachten kommen würde, wie er versprochen hatte.
    Imeyne beaufsichtigte die Reinigung der Diele und beklagte sich dabei fortgesetzt über die armseligen Verhältnisse und den Mangel an brauchbaren Hilfskräften. An diesem Morgen hatte sie den Verwalter und einen anderen Mann kommen lassen, daß sie die schweren Tischplatten von den Wänden nehmen und auf Schrägen legen sollten. Dann beaufsichtigte sie Maisry und eine Frau mit fleckigen weißen Skrofulosenarben am Hals, während sie die Tischplatten mit Sand und harten Bürsten schrubbten.
    »Wir haben keinen Lavendel«, sagte sie zu Eliwys, »und nicht genug neue Binsen für den Boden.«
    »Dann werden wir uns mit dem behelfen müssen, was wir haben.«
    »Wir haben auch keine Gewürze für den Honigkuchen, und keinen Zimt. In Courcy sind sie reichlich mit allem versehen. Man würde uns willkommen heißen.«
    Kivrin zog Agnes die Stiefel an, um mit ihr in den Stall zu gehen. Sie blickte alarmiert auf.
    »Es ist nur eine halbe Tagesreise«, sagte Imeyne. »Freifrau Ivoldes Kaplan wird wahrscheinlich die Messe lesen, und…«
    Kivrin konnte den Rest nicht hören, weil Agnes dazwischenrief. »Mein Pony heißt Sarazene.«
    »Mhm«, murmelte Kivrin, bemüht, das Gespräch mitzuhören. Weihnachten war eine Zeit, in der die Familien des Landadels einander gern besuchten. Daran hätte sie vorher denken sollen. Gewöhnlich wurde der gesamte Haushalt mitgenommen, und dann blieben sie wochenlang wenigstens bis zum Dreikönigstag. Wenn sie nach Courcy gingen, würden sie bis lange nach dem Rückholtermin dort bleiben.
    »Vater taufte ihn Sarazene, weil er ein heidnisches Herz hat«, sagte Agnes.
    »Sir Bloet wird es übel aufnehmen, wenn er erfährt, daß wir die ganze Julzeit hier verbracht haben, ohne ihn zu besuchen«, sagte Imeyne. »Er wird denken, die Verlobung sei in die Brüche gegangen.«
    »Wir können zum Julfest nicht nach Courcy gehen«, sagte Rosemund. Sie hatte Kivrin und Agnes gegenüber am Feuer gesessen und genäht, aber nun stand sie auf. »Vater versprach, daß er ohne Fehl zum Fest heimkommen würde. Er wird unzufrieden mit uns sein, wenn er kommt und findet, daß wir fortgegangen sind.«
    Imeyne wandte sich und blitzte Rosemund an. »Er wird unzufrieden sein, wenn er findet, daß seine Töchter so übermütig und selbstvergessen geworden sind, daß sie sprechen, wann sie wollen, und sich in Angelegenheiten einmischen, die sie nicht betreffen.« Sie wandte sich wieder

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