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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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– weder Rosemund noch der Stalljunge, der Kivrins Pferd sattelte, schenkte ihr einen Blick –, aber sie sah so winzig aus, wie sie dort oben im Sattel saß, die weichsohligen Stiefel in den verkürzten Steigbügeln, und sie war sicherlich ebensowenig imstande, vorsichtig zu reiten wie langsam zu gehen.
    Cob sattelte den Rotschimmel, führte ihn hinaus und stand wartend da.
    »Cob!« sagte Rosemund. Er bückte sich und machte eine Stufe aus seinen ineinandergesteckten Händen. Rosemund benutzte sie als Tritt und schwang sich in den Sattel. »Steh nicht herum wie ein Dummkopf! Hilf Fräulein Katherine.«
    Er eilte unbeholfen hinüber, um Kivrin in den Sattel zu helfen. Sie zögerte erstaunt über Rosemunds barsches Benehmen. Die Nachricht, daß Gawyn zu Sir Bloet geritten war, hatte sie offensichtlich aus der Fassung gebracht. Wie es schien, hatte sie nichts über die Gerichtsverhandlung ihres Vaters gewußt, aber vielleicht hatte sie sich mehr zusammengereimt als Kivrin, ihre Mutter und ihre Großmutter dachten.
    »Ein so mächtiger Mann wie Sir Bloet«, hatte Imeyne gesagt, und daß seine Freundschaft und sein guter Wille dringend gebraucht wurden. Vielleicht war Imeynes Einladung nicht so eigennützig wie es schien. Vielleicht bedeutete sie, daß Guillaume d’Iverie in einer noch kritischeren Lage war, als Eliwys dachte. Und Rosemund, still über ihre Näharbeit gebeugt und ihren eigenen Gedanken nachhängend, hatte sich das ausgerechnet.
    »Cob!« fuhr Rosemund den Stalljungen an, obwohl er nur darauf wartete, daß Kivrin aufsitze. »Durch deine Trödelei werden wir noch Pater Roche verpassen!«
    Kivrin sagte nichts, lächelte dem Jungen aufmunternd zu und legte ihm die Hände auf die Schultern. Reitunterricht hatte zu den ersten Aufgaben gehört, die Mr. Dunworthy ihr gestellt hatte, und sie war gut damit zurechtgekommen. Der Damensattel war erst um 1400 eingeführt worden, was ein Segen war, und mittelalterliche Sättel hatten hochgezogene Sattelbogen und Hinterzwiesel. Dieser Sattel war hinten noch höher als der, auf dem sie reiten gelernt hatte.
    Aber wahrscheinlich werde ich diejenige sein, die herunterfällt, nicht Agnes, dachte sie mit einem Blick zu der Kleinen, die zuversichtlich auf ihrem Rotfuchs saß. Sie hielt sich nicht einmal fest, sondern hatte sich zurückgewandt und fummelte an etwas in der Satteltasche hinter ihr herum.
    »Laßt uns endlich losreiten!« sagte Rosemund ungeduldig.
    »Sir Bloet sagt, daß er mir ein silbernes Zaumzeug mitbringen wird«, sagte sie, noch immer mit den Händen in der Satteltasche.
    »Agnes! Hör auf zu trödeln und komm«, sagte Rosemund.
    »Sir Bloet sagt, er wird es bringen, wenn er zu Ostern kommt.«
    »Agnes!« sagte Rosemund. »Komm jetzt! Es wird noch Regen geben.«
    »Nein, bestimmt nicht«, sagte Agnes unbesorgt. »Sir Bloet…«
    Rosemund wandte sich wütend gegen ihre Schwester. »Ach, du kannst jetzt schon das Wetter beruhigen? Du bist nichts als ein Säugling! Ein quängelnder Säugling!«
    »Rosemund!« sagte Kivrin. »Sprich nicht so zu deiner Schwester.« Sie trat zu ihr und ergriff die lose hängenden Zügel. »Was ist los, Rosemund? Beunruhigt dich etwas?«
    Rosemund zog die Zügel mit einem Ruck straff. »Nur daß wir hier herumtrödeln, während der Säugling plappert.«
    Kivrin ließ die Zügel stirnrunzelnd los, ging zurück zu ihrem Pferd und ließ sich von Cob mit den ineinandergesteckten Fingern einen Tritt zum Aufsitzen machen. Sie hatte Rosemund nie so ungeduldig und nervös gesehen.
    Sie ritten aus dem Hof, vorbei am jetzt leeren Schweineauslauf und hinaus über den Dorfanger. Es war ein blaugrauer Tag mit einer tiefhängenden, schweren Wolkendecke, aber ganz windstill. Rosemund hatte recht mit ihrer Erwartung, daß es Regen geben würde. Die kalte Luft roch nach Nässe und Nebel. Sie trieb ihr Pferd zu schnellerer Gangart an.
    Auch im Dorf schien man mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt. Aus jeder Hütte stieg Rauch, und am anderen Ende des Dorfangers hackten zwei Männer Holz und warfen die Scheite auf einen schon mächtig angewachsenen Haufen. Ein großes, geschwärztes Stück Fleisch – die Ziege? – wurde neben dem Haus des Verwalters am Spieß gebraten. Die Frau des Verwalters war draußen und molk die knochige Kuh, die Kivrin über ihrem ersten Ausflug ins Dorf kennengelernt hatte. Sie und Mr. Dunworthy waren über die Frage in Streit geraten, ob sie lernen müsse, mit der Hand zu melken. Sie hatte ihm gesagt, daß im

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