Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
würde allen Mut machen, Sir«, sagte Finch, »wenn Sie nach Ihrem Anruf in den Speisesaal hinüberkommen könnten. Insbesondere Mrs. Gaddson ist überzeugt, daß Sie am Virus erkrankt seien. Sie sagte, Sie hätten sich die Infektion durch die schlechte Belüftung der Schlafräume zugezogen.«
    »Ich werde in Erscheinung treten«, versprach Dunworthy.
    Finch ging zur Tür und kam noch einmal zurück. »Was Mrs. Gaddson betrifft, Sir. Sie benimmt sich schrecklich, kritisiert das College und verlangt, daß sie bei ihrem Sohn einquartiert werde. Sie unterminiert die Moral.«
    »Übrigens«, sagte Colin und legte die Semmeln auf den Tisch, »sagte mir der Gallenstein, weiße Semmeln seien schlecht für mein Immunsystem.«
    »Gibt es nicht irgendeine freiwillige Arbeit, die sie tun könnte, im Krankenhaus zum Beispiel?« fragte Finch. »Um sie vom College fernzuhalten?«
    »Wir können sie schwerlich auf arme, hilflose Influenzaopfer loslassen. Es könnte sie umbringen. Haben Sie schon den Vikar gefragt? Er suchte Freiwillige für Botengänge.«
    »Den Vikar?« sagte Colin. »Haben Sie ein Herz, Mr. Dunworthy. Ich arbeite für den Vikar.«
    »Der Priester von der Heiligen Reformierten Kirche, dann«, sagte Dunworthy. »Ihm macht es Freude, zur Hebung der Moral die Messe in Zeiten der Pestilenz zu lesen. Die beiden sollten wunderbar miteinander auskommen.«
    »Ich rufe ihn gleich an«, sagte Finch und ging.
    Dunworthy aß sein Frühstück bis auf eine Semmel, die Colin sich aneignete, dann trug er das leere Tablett zum Speisesaal hinüber, nachdem er Colin angewiesen hatte, ihn augenblicklich zu holen, sollte der Techniker anrufen. Es regnete noch immer, die Bäume standen schwarz und tropfend, und die Lichter des Weihnachtsbaumes schimmerten trübe herüber.
    Als er den Speisesaal betrat, waren alle noch an den Tisch, ausgenommen die Schellenläuter, die sich abseits versammelt hatten, die Handglocken auf einem Tisch vor sich. Sie hatten ihre weißen Handschuhe angezogen. Finch demonstrierte das vorschriftsmäßige Aufsetzen und Befestigen der Gesichtsmasken, indem er die Klebestreifen auf beiden Seiten abzog und an seine Wangen drückte.
    »Sie sehen aber gar nicht gut aus, Mr. Dunworthy«, sagte Mrs. Gaddson. »Und kein Wunder. Die Verhältnisse in diesem College sind erschreckend. Ich wundere mich nur, daß es nicht schon früher eine Epidemie gegeben hat. Schlechte Entlüftung und äußerst abweisendes Personal. Ihr Mr. Finch war regelrecht grob zu mir, als ich ihn auf meinen Umzug in das Zimmer meines Sohnes ansprach. Er sagte mir, ich hätte beschlossen, während einer Quarantäne in Oxford zu sein, und müsse mit der Unterbringung vorliebnehmen, die mir geboten würde.«
    Colin stürmte herein und kam schlitternd zum Stehen. »Jemand ist am Telefon für Sie«, sagte er.
    Dunworthy wollte an ihr vorbei, aber sie vertrat ihm entschlossen den Weg. »Ich sagte Mr. Finch, daß er sich vielleicht damit zufriedengeben würde, zu Hause zu bleiben, wenn sein Sohn in Gefahr ist, ich aber jedenfalls nicht.«
    »Ich fürchte, ich werde am Telefon verlangt.«
    »Ich sagte ihm, keine wirkliche Mutter könne untätig bleiben, wenn ihr Kind allein und krank an einem entfernten Ort sei.«
    »Mr. Dun worthy«, sagte Colin, »kommen Sie!«
    »Natürlich haben Sie ganz offensichtlich keine Ahnung, wovon ich rede. Sehen Sie sich dieses Kind an!« Sie packte Colin beim Arm. »Läuft ohne Mantel im strömenden Regen herum!«
    Dunworthy nutzte ihre veränderte Position, um an ihr vorbeizukommen.
    »Offensichtlich kümmert es Sie nicht, ob Ihr Junge die indische Grippe bekommt«, sagte sie. Colin riß sich los. »Sie lassen zu, daß er sich mit Semmeln vollstopft und bis auf die Haut durchnäßt herumläuft.«
    Dunworthy eilte über den Hof, auf den Fersen gefolgt von Colin.
    »Es würde mich nicht wundern, wenn sich herausstellen sollte, daß dieses Virus hier im College seinen Ursprung hat«, rief Mrs. Gaddson ihnen nach. »Reine Nachlässigkeit, das ist es. Reine Nachlässigkeit!«
    Dunworthy stürzte ins Zimmer und nahm den Hörer auf. Es gab kein Bild. »Andrews«, rief er, »sind Sie da? Ich kann Sie nicht sehen.«
    »Das Telefonsystem ist überlastet«, sagte Montoya. »Sie haben die Bildübertragung eingestellt. Ich bin es, Lupe Montoya. Angelt Mr. Basingame auf Lachs oder Forelle?«
    »Was?« Dunworthy starrte stirnrunzelnd in den leeren Bildschirm.
    »Ich habe den ganzen Morgen in Schottland herumtelefoniert, wenn ich durchkommen

Weitere Kostenlose Bücher