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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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den Arm, und sie wollte wissen, wo ich gewesen war und warum ich geimpft wurde, und nicht ihr Sohn.« Er warf Dunworthy einen vorwurfsvollen Blick zu. »Ich sage Ihnen, es tut weh! Mrs. Gaddson sagte, wenn jemand ein erhöhtes Infektionsrisiko habe, dann sei es der arme William, und daß ich geimpft wurde und nicht er, sei nur auf die an der Universität herrschende Nekrophilie zurückzuführen.«
    »Nepotismus, wolltest du sagen.«
    »Ja, Nepotismus. Ich hoffe, der Priester findet eine absolut leichenhafte Beschäftigung für sie.«
    »Hast du deine Großtante gesehen?«
    »Nein. Sie waren alle furchtbar beschäftigt, Betten im Korridor und alles.«
    Colin und Dunworthy gingen abwechselnd zum Weihnachtsessen hinüber in den Speisesaal, um das Telefon nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Colin war nach knapp fünfzehn Minuten wieder zurück. »Die Schellenläuter fingen an zu spielen«, sagte er. »Mr. Finch läßt Ihnen ausrichten, daß Zucker und Butter ausgegangen sind, und Schlagrahm beinahe.« Er zog ein Stück Geleetorte aus der Jackentasche. »Wie kommt es, daß ihnen der Rosenkohl nie ausgeht?«
    Dunworthy gab ihm Anweisung, sofort zu kommen und ihn zu verständigen, sollte Andrews anrufen, und alle anderen Nachrichten zu notieren, und ging zum Essen. Die Schellenläuter waren eben im Begriff, einen Kanon von Mozart zu malträtieren.
    Finch brachte Dunworthy einen Teller, auf dem hauptsächlich Rosenkohl lag. »Ich fürchte, es ist nur noch wenig Truthahn da, Sir«, sagte er. »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind. Es ist beinahe Zeit für die Weihnachtsbotschaft der Königin.«
    Die Schellenläuter beendeten ihre Darbietung und ernteten begeisterten Beifall, und Mrs. Taylor kam herüber, noch mit ihren weißen Handschuhen. »Da sind Sie ja, Mr. Dunworthy«, sagte sie. »Ich vermißte Sie beim Frühstück, und Mr. Finch sagte, Sie seien derjenige, mit dem ich sprechen müsse. Wir brauchen einen Übungsraum.«
    Er war versucht, zu sagen: »Ich hatte keine Ahnung, daß Sie üben.« Er aß einen Rosenkohl, um Zeit zu gewinnen. »Einen Übungsraum?«
    »Ja. Ich habe mit dem Dekan des Christ Church College verabredet, daß wir dort am Neujahrstag unser Glockenspiel ertönen lassen, aber wir müssen einen Raum zum Üben haben. Ich sagte Mr. Finch, daß der große Raum drüben im Nachbargebäude hervorragend geeignet wäre…«
    »Das ist das Clubzimmer des Lehrkörpers.«
    »Aber Mr. Finch sagte, er würde als Lagerraum für Vorräte genutzt.«
    Was für Vorräte? dachte er. Finch zufolge war beinahe alles bis auf Rosenkohl ausgegangen oder nur noch in Resten vorhanden.
    »Und er sagte, die Vorlesungs- und Seminarräume seien beschlagnahmt, um Kranke aufzunehmen, und müßten freigehalten werden. Wir brauchen einen ruhigen Ort, wo wir uns konzentrieren können. Viele unserer Einstudierungen sind sehr schwierig und kompliziert. Die Reihenveränderungen und mehrstimmigen Inventionen verlangen absolute Konzentration.«
    »Natürlich.«
    »Der Raum braucht nicht groß zu sein, aber er muß abgeschieden sein. Wir haben hier im Speisesaal geübt, aber die ganze Zeit herrscht ein Kommen und Gehen, und der Tenor verfehlt immer wieder seinen Einsatz.«
    »Ich bin sicher, daß wir etwas finden können.«
    »Mit sieben Glocken sollten wir natürlich triplieren, aber das Nordamerikanische Konzil läutete voriges Jahr hier in Oxford Philadelphia-Triples und gab, wie ich hörte, eine sehr klägliche Vorstellung. Der Tenor einen vollen Zähler im Rückstand, und eine schauerliche Schlagtechnik. Was ein weiterer Grund dafür ist, daß wir einen guten Übungsraum haben müssen. Die Schlagtechnik ist so wichtig.«
    »Natürlich«, sagte Dunworthy.
    Mrs. Gaddson erschien auf der anderen Seite des Saales in der Türöffnung. Sie sah wie ein gereiztes Muttertier aus, grimmig und ungestüm. »Entschuldigen Sie, aber ich erwarte ein dringendes Ferngespräch«, sagte er und stellte sich so, daß Mrs. Taylor zwischen ihm und Mrs. Gaddson war.
    »Ferngespräch?« Mrs. Taylor schüttelte den Kopf. »Ihr Engländer! Ich verstehe nicht was Ihr die ganze Zeit zu reden habt.«
    Dunworthy entkam durch die Kantinentür, nachdem er versprochen hatte, einen Übungsraum zu suchen, und kehrte zurück in seine Räume. Andrews hatte nicht angerufen. Es gab eine Nachricht von Montoya. »Ich soll Ihnen sagen, Sie sollen sich nichts daraus machen«, sagte Colin.
    »Das war alles? Sonst sagte sie nichts?«
    »Nein. Sie sagte: ›Sag Mr. Dunworthy, er soll sich

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