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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Carolina verduftet?«
    »Nein, London. Aber das Mädchen war aus den Staaten. Sie war aus Texas gekommen und in Charleston, South Carolina, in die Maschine nach London umgestiegen. Nun wird versucht, festzustellen, welche Fälle am Flughafen waren. Lassen Sie mich mit Colin sprechen. Ich möchte ihm frohe Weihnachten wünschen.«
    Dunworthy gab ihm den Hörer, und der Junge zählte prompt seine Geschenke auf, bis hin zu dem Motto in seinem Knallbonbon. »Mr. Dunworthy schenkte mir ein Buch über das Mittelalter.« Er hielt es hoch, daß sie es sehen konnte »Wußtest du, daß Diebe hingerichtet und ihre Köpfe auf der London Bridge auf Pfähle gespießt wurden?«
    »Bedanke dich für den Schal und erzähl ihr nicht, daß du Botengänge für den Vikar machst«, raunte Dunworthy ihm zu, aber Colin hielt ihm schon den Hörer hin. »Sie will wieder mit Ihnen sprechen.«
    »Es ist klar, daß Sie sich gut um ihn gekümmert haben«, sagte Mary. »Ich bin sehr dankbar. Wissen Sie, ich bin bis jetzt noch nicht zu Haus gewesen, und es wäre mir schrecklich, ihn über Weihnachten allein zu wissen. Ich nehme an, die versprochenen Geschenke von seiner Mutter sind nicht eingetroffen?«
    »Nein«, sagte Dunworthy mit einem Blick zu Colin, der die Bilder im Buch über das Mittelalter betrachtete.
    »Und auch nicht telefoniert«, sagte sie mißbilligend. »Die Frau hat keine Spur von Muttergefühl. Schließlich könnte Colin mit vierzig Fieber im Krankenhaus liegen, nicht?«
    »Wie geht es Badri?« fragte Dunworthy.
    »Das Fieber war heute früh ein wenig gesunken, aber er kämpft noch immer mit den Lungenkomplikationen. Wir geben ihm jetzt Synthamycin. Die South Carolina-Fälle haben sehr gut darauf angesprochen.« Sie versprach, alles zu tun, um zum Weihnachtsessen zu kommen, und legte auf.
    Colin blickte von seinem Buch auf. »Wußten Sie, daß sie im Mittelalter Leute auf dem Scheiterhaufen verbrannten?«
    Mary kam weder, noch telefonierte sie, und Andrews auch nicht. Dunworthy schickte Colin in den Speisesaal zum Frühstücken und versuchte den Techniker zu erreichen, aber alle Leitungen waren belegt, »wegen des Ferienansturms«, wie die Computerstimme sagte, die seit dem Beginn der Quarantäne offensichtlich noch nicht umprogrammiert worden war. Sie riet ihm, alle unwichtigen Anrufe bis zum nächsten Tag aufzuschieben. Er versuchte es noch zweimal, mit dem gleichen Ergebnis.
    Finch kam mit einem Tablett herüber. »Alles in Ordnung, Sir?« fragte er in besorgtem Ton. »Sie fühlen sich nicht krank?«
    »Ich fühle mich nicht krank. Ich warte, daß ein Ferngespräch durchkommt.«
    »Gott sei Dank, Sir. Als Sie nicht zum Frühstück herüberkamen, fürchtete ich das Schlimmste.« Er nahm die mit Regentropfen beperlte Schutzhaube vom Tablett. »Ich fürchte, es ist ein etwas ärmliches Weihnachtsfrühstück, aber wir haben fast keine Eier mehr. Ich weiß nicht, wie es mit dem Abendessen aussehen wird. Im ganzen Quarantänegebiet ist keine einzige Gans mehr aufzutreiben.«
    Es schien tatsächlich ein recht ansehnliches Frühstück zu sein, bestehend aus einem gekochten Ei, Bückling und Semmeln mit Butter und Marmelade.
    »Ich versuchte einen Weihnachtspudding für Sie zu bekommen, Sir, aber mit dem Brandy sind wir auch am Ende«, sagte Finch. Er zog einen Plastikumschlag unter dem Tablett hervor und gab ihn Dunworthy.
    Der öffnete ihn. Zuoberst war ein Informationsblatt des Gesundheitsamtes mit der Überschrift: »Frühe Influenza-Symptome. 1. Desorientierung. 2. Kopfschmerzen. 3. Muskelschmerzen. Meiden Sie Infektionsgefahr. Tragen Sie zu allen Zeiten Ihre vorschriftsmäßige Gesichtsmaske.«
    »Gesichtsmaske?« fragte Dunworthy.
    »Das Gesundheitsamt hat sie heute früh verteilt«, sagte Finch. »Ich weiß nicht, wie wir dem Reinlichkeitsbedürfnis der Leute Rechnung tragen sollen. Es ist fast keine Seife mehr da.«
    Es gab noch vier andere Merkblätter, alle ähnlich in Ton und Inhalt, und eine Notiz von William Gaddson über Badris Aktivitäten am Montag, den 20. Dezember zwischen zwölf und halb drei Uhr. Danach hatte Badri Weihnachtseinkäufe gemacht: vier Taschentücher in Blackwells Buchhandlung, einen roten Schal und ein Digital-Miniaturglockenspiel bei Debenham. Großartig. Das bedeutete, daß es Dutzende von weiteren Kontaktpersonen gab.
    Colin kam herein. Er hatte vom Frühstück Semmeln in eine Papierserviette gewickelt und mitgebracht. Er trug noch immer seine Papierkrone, die vom Regen aufgeweicht war.
    »Es

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