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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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konnte. Alle sagen, wohin er gegangen ist, hänge davon ab, ob er auf Lachs oder Forelle angelt. Wie ist es mit seinen Freunden? Gibt es jemanden in der Universität, mit dem er angeln geht und der Bescheid wissen könnte?«
    »Keine Ahnung«, sagte Dunworthy. »Mrs. Montoya, ich fürchte, ich warte auf einen äußerst wichtigen…«
    »Ich habe es überall versucht – Hotels, Gasthäuser, Bootsvermieter, sogar seinen Friseur. Ich erwischte seine Frau unten in Torquay, aber sie sagte, er habe ihr nicht gesagt, wo er sich aufhalten würde. Ich hoffe, das bedeutet nicht, daß er irgendwo mit einer Frau unterwegs und in Wirklichkeit überhaupt nicht in Schottland ist.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, daß Mr. Basingame…«
    »Ja, gut, aber warum weiß dann niemand, wo er ist? Und warum hat er nicht angerufen, nachdem er inzwischen erfahren haben muß, daß wir Quarantäne haben. Fernsehnachrichten und Zeitungen sind voll davon.«
    »Mrs. Montoya, ich…«
    »Ich sehe schon, ich werde es weiter versuchen müssen. Sie hören von mir, wenn ich ihn finde.«
    Sie legte endlich auf, und Dunworthy tat desgleichen und starrte das Telefon an, überzeugt, daß Andrews angerufen hatte, während Montoya seine Leitung blockiert hatte.
    »Sagten Sie nicht, daß es im Mittelalter eine Menge Epidemien gab?« fragte Colin. Er hatte sich mit dem Buch zum Fensterplatz zurückgezogen und aß die mitgebrachten Semmeln.
    »Ja.«
    »Ich kann sie in diesem Buch nicht finden. Wie buchstabiert man es?«
    »Versuch es unter Schwarzer Tod«, sagte Dunworthy.
    Er wartete eine unruhige Viertelstunde und versuchte dann noch einmal, Andrews anzurufen. Alle Leitungen waren noch blockiert.
    »Wußten Sie, daß der Schwarze Tod in Oxford war?« sagte Colin. Er hatte die Semmeln verdrückt und fing mit den Seifentabletten an. »Zu Weihnachten. Genau wie jetzt.«
    »Influenza ist mit der Pest nicht zu vergleichen«, sagte er, ohne das Telefon aus den Augen zu lassen, als könnte er es durch eine Willensanstrengung zum Läuten bringen. »Der Schwarze Tod brachte ein Drittel bis die Hälfte der europäischen Bevölkerung um.«
    »Ich weiß«, sagte Colin, »und die Pest war viel interessanter. Sie wurde von Ratten verbreitet, und man kriegte diese riesigen Beulen in den Achselhöhlen und den Leisten, die dann schwarz wurden und anschwollen, und dann starb man daran! Die Grippe hat nichts dergleichen.« Es klang enttäuscht.
    »Nein.«
    »Und die Grippe ist nur eine Krankheit, nicht? Es gab drei Arten von Pest. Beulenpest, Lungenpest, die in die Lungen ging, bis man Blut hustete, und Septikämie, die in die Blutbahn überging und einen in drei Stunden tötete, wobei der Körper ganz schwarz wurde! Apokalyptisch, nicht?«
    »Ja.«
    Kurz nach elf läutete das Telefon, und Dunworthy riß den Hörer wieder an sich, aber es war Mary, die sich entschuldigte, daß sie es nicht zum Weihnachtsessen würde schaffen können. »Wir haben heute vormittag fünf neue Fälle bekommen.«
    »Sobald mein Ferngespräch durchgekommen ist, werden wir in die Klinik kommen«, versprach Dunworthy. »Ich warte auf den Anruf eines meiner Techniker. Ich möchte, daß er kommt und die Fixierung liest.«
    Mary seufzte. »Haben Sie das mit Gilchrist besprochen?«
    »Gilchrist! Er beschäftigt sich schon mit Plänen, Kivrin in die Zeit des Schwarzen Todes zu schicken!«
    »Trotzdem meine ich, Sie sollten dies nicht tun, ohne ihn zu unterrichten. Er ist in Basingames Abwesenheit Leiter der Fakultät, und deshalb hat es keinen Sinn, sich ihn zum Gegner zu machen. Sollte etwas schiefgegangen sein, und Andrews muß die Absetzoperation abbrechen, werden Sie seine Mitwirkung brauchen. Aber wir werden das diskutieren, wenn Sie kommen. Und wenn Sie hier sind, möchte ich Sie impfen.«
    »Ich dachte, Sie warteten auf den amerikanischen Impfstoff?«
    »Das tat ich, aber ich bin nicht zufrieden mit der Reaktion der Primärfälle auf die von Atlanta empfohlene Behandlung. Einige zeigen eine leichte Besserung, aber Badri geht es womöglich noch schlechter als zuvor. Ich möchte, daß alle Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko T-Zellen-Verstärkung bekommen.«
    Es wurde Mittag, und Andrews hatte noch immer nicht angerufen. Dunworthy schickte Colin in die Klinik, um sich impfen zu lassen. Er kam mit schmerzlicher Miene zurück.
    »So schlimm war es?« fragte Dunworthy.
    »Schlimmer«, sagte Colin. Er warf sich auf das Sofa beim Fenster. »Als ich zurückkam, fing mich Mrs. Gaddson ab. Ich rieb mir

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