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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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etwas außer Atem. »Sie ist drinnen und schreit in der Anmeldung herum.«
    Dunworthy gab dem Mann das Flugblatt zurück und folgte Colin. Als sie um den Block zur Vorderfront der Klinik kamen, hielt Dunworthy besorgt Ausschau nach dem Eingang zur Notaufnahme, konnte aber niemanden sehen, nicht einmal die Anti-EG-Demonstranten.
    Colin lief noch einen Block weiter, um zu sehen, ob die Luft rein sei, dann kam er zurück. Er zog die Packung Karamelbonbons aus der Tasche und bot Dunworthy einen an. Als dieser ablehnte, bediente Colin sich selbst und sagte, nicht allzu deutlich: »Das sind die besten Weihnachten, die ich je hatte.«
    Dunworthy grübelte über diese Aussage mehrere Blocks weit nach. Das Glockenspiel massakrierte »Es ist ein Ros entsprungen«, und die Straßen lagen noch immer verlassen, aber als sie in die Broad Street einbogen, kam ihnen eine gegen den Regen gebeugte, vertraute Gestalt entgegengeeilt.
    »Es ist Mr. Finch«, sagte Colin.
    »Lieber Gott«, sagte Dunworthy. »Was wird nun ausgegangen sein?«
    »Hoffentlich der Rosenkohl.«
    Finch hatte beim Klang ihrer Stimmen aufgeblickt. »Da sind Sie ja, Mr. Dunworthy. Gott sei Dank. Ich habe überall nach Ihnen gesucht.«
    »Was gibt es«, fragte Dunworthy. »Ich sagte Mrs. Taylor, daß ich mich um einen Übungsraum kümmern würde.«
    »Das ist es nicht, Sir. Es sind die Zwangseinquartierten. Zwei von ihnen sind am Virus erkrankt.«

 
    ABSCHRIFT AUS DEM DOOMSDAY BOOK
(082631-084122)
     
    21. Dezember 1320 (alte Zeitrechnung). Pater Roche weiß nicht, wo der Absetzort ist. Ich bewog ihn, mich zu der Stelle zu führen, wo er mit Gawyn zusammentraf, doch selbst als ich auf der Lichtung stand, blieb die erhoffte Erinnerung aus. Es liegt auf der Hand, daß Gawyn ihn erst traf, als er ein weites Stück vom Absetzort entfernt war, und zu diesem Zeitpunkt war ich kaum noch bei Besinnung.
    Und heute wurde mir klar, daß es mir niemals gelingen wird, den Absetzort auf eigene Faust zu finden. Der Wald ist zu ausgedehnt und hat viele von Natur aus offene Stellen wie kleine Lichtungen, alte Eichen und Weidendickichte, die nun, da es geschneit hat, alle gleich aussehen. Ich hätte den Absetzort mit noch etwas anderem als dem messingbeschlagenen Kasten markieren sollen.
    Gawyn wird mir die richtige Stelle zeigen müssen, und er ist noch nicht zurückgekehrt. Rosemund sagte mir, es sei nur ein halber Tagesritt nach Courcy, doch werde er wegen des Regens wahrscheinlich die Nacht dort verbringen.
    Seit unserer Rückkehr hat es ziemlich stark geregnet, und ich denke, ich solle mich darüber freuen, weil die Erwärmung den Schnee zum Schmelzen bringt, aber die Nässe und die grundlosen Wege machen es mir unmöglich, hinauszugehen und weiterzusuchen, und im Herrenhaus ist es eiskalt. Alle tragen ihre Umhänge und kauern um das Feuer.
    Ich frage mich, was die Dorfbewohner tun. Ihre Hütten können nicht einmal den Wind fernhalten, und in derjenigen, wo ich unterkroch, war nicht einmal eine Decke zu sehen. Sie müssen schrecklich frieren, und Rosemund sagte, der Verwalter habe prophezeit, daß es bis zum Weihnachtsabend regnen werde.
    Rosemund entschuldigte sich für ihr schlechtes Benehmen während unseres Rittes in den Wald und sagte mir zur Erklärung, sie sei zornig auf ihre Schwester gewesen.
    Agnes hatte nichts damit zu tun – was sie aus der Fassung brachte, war offensichtlich die Nachricht, daß ihr Verlobter zu Weihnachten eingeladen wurde, und als ich eine Gelegenheit hatte, allein mit Rosemund zu sprechen, fragte ich sie, ob sie wegen ihrer Eheschließung in Sorge sei.
    »Mein Vater hat es arrangiert«, sagte sie und fädelte ihre Nadel ein. »Wir wurden einander am Martinstag versprochen, und Ostern sollen wir heiraten.«
    »Und geschieht es mit deiner Zustimmung?«
    »Es ist eine gute Partie«, sagte sie. »Sir Bloet ist eine hochgestellte Persönlichkeit, und er hat Besitzungen, die an Besitzungen meines Vaters grenzen.«
    »Magst du ihn?«
    Sie stieß die Nadel in den über einen Holzrahmen gespannten Leinenstoff.
    »Mein Vater würde mich niemals zu Schaden kommen lassen«, sagte sie und zog den langen Faden durch.
    Mehr gab sie nicht preis, und alles, was ich aus Agnes herausbekommen konnte, war, daß Sir Bloet nett sei und ihr einen Silberpfennig gebracht habe, wahrscheinlich als Teil der Verlobungsgeschenke .
    Agnes war zu sehr mit ihrem Knie beschäftigt, um mir mehr zu sagen. Auf halbem Weg nach Haus hörte sie auf, darüber zu klagen, aber dann

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