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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Knallbonbon gewesen war. »Soll ich dir dein Motto vorlesen?«
    Sie nickte.
    »Ich muß morgen einen Techniker in die Quarantänezone bringen, daß er Kivrins Fixierung liest«, sagte Dunworthy. »Was ist dafür erforderlich?«
    »Nichts, soweit mir bekannt ist. Man versucht die Leute am Verlassen der Zone zu hindern, nicht am Betreten.«
    Die Stationsschwester nahm Mary beiseite und sprach leise und eindringlich auf sie ein.
    »Ich muß gehen«, sagte Mary. »Bitte gehen Sie nicht, bevor Sie Ihre T-Zellen-Verstärkung bekommen haben. Kommen Sie wieder hierher, wenn Sie Badri gesehen haben. Colin, du wartest hier auf Mr. Dunworthy.«
    Dunworthy ging hinauf zur Isolierstation. Der Stationsraum war unbesetzt, also arbeitete er sich unaufgefordert in einen Schutzanzug aus Papier und dachte sogar daran, die Handschuhe als letztes überzuziehen. Dann ging er hinein.
    Die hübsche Schwesternschülerin, die sich für William interessiert hatte, nahm Badri den Puls und beobachtete dabei die Ablesungen. Dunworthy trat ans Fußende des Bettes. Mary hatte gesagt, daß Badri auf die letzte Behandlung nicht reagiert habe, und so war er mit geringen Erwartungen gekommen, doch der Anblick des Kranken erschreckte ihn nichtsdestoweniger. Sein Gesicht war wieder dunkel vom Fieber, und seine Augen waren wie von Blutergüssen umgeben, als ob jemand ihn geschlagen und er ein Brillenhämaton davongetragen hätte. Sein rechter Arm lag in einer komplizierten Schienenkonstruktion zur Befestigung der intravenösen Schläuche. In seiner Armbeuge hatte sich ein purpurblauer Bluterguß gebildet. Der andere Arm sah noch schlimmer aus und war vom Handgelenk bis zum Ellbogen schwarz.
    »Badri?« sagte er.
    Die Schwester schüttelte den Kopf. »Sie können nur einen Augenblick bleiben.«
    Dunworthy nickte.
    Sie nahm ihre Finger von Badris schlaffem Handgelenk, tippte etwas in die Konsole und ging hinaus.
    Dunworthy setzte sich neben das Bett und blickte zu den Bildschirmanzeigen auf. Sie sahen unverändert aus, noch immer nicht entzifferbar, Kurven und Ausschläge und Zahlenreihen, die ihm nichts sagten. Er blickte zu Badri, der wie das Opfer einer Wirtshausrauferei dalag, zerschlagen und erledigt. Er klopfte ihm leicht mit den Fingerspitzen auf den Handrücken und stand auf, um zu gehen.
    »Es waren die Ratten«, murmelte Badri.
    »Badri?« sagte Dunworthy. »Ich bin es, Dunworthy.«
    »Mr. Dunworthy …«, sagte Badri, ohne die Augen zu öffnen. »Ich muß sterben, nicht?«
    Er erschrak von neuem. »Nein, natürlich nicht«, sagte er munter. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Es ist immer tödlich«, sagte Badri.
    »Was ist tödlich?«
    Badri antwortete nicht. Dunworthy blieb bei ihm sitzen, bis die Schwesternschülerin wieder hereinkam, aber der Kranke sagte nichts mehr.
    »Mr. Dunworthy«, sagte sie. »Er braucht Ruhe.«
    »Ich weiß.« Er ging zur Tür und blickte noch einmal zurück zu Badri, die Hand auf der Klinke.
    »Es tötete sie alle«, sagte Badri. »Halb Europa.«
    Als er zurückkam, sah er Colin am Empfangsschalter stehen, wo er der diensttuenden Schwester von seinen Weihnachtsgeschenken erzählte. »Die Geschenke von meiner Mutter kamen wegen der Quarantäne nicht an. Der Postbote ließ sie nicht durch.«
    Dunworthy unterrichtete die Schwester von der T-Zellen-Verstärkung, und sie nickte und meinte, es werde nur einen Augenblick dauern.
    Sie setzten sich und warteten. »Ich kam nicht dazu, meiner Großtante ihr Motto vorzulesen«, sagte Colin. »Möchten Sie es hören?« Er wartete nicht auf die Antwort. »Wo war der Weihnachtsmann, als die Lichter ausgingen?« Er wartete gespannt.
    Dunworthy schüttelte den Kopf.
    »Im Dunkeln.« Er zog ein Kaubonbon aus der Tasche, wickelte ihn aus und steckte ihn in den Mund. »Sie machen sich Sorgen um Ihre Studentin, nicht?«
    »Ja.«
    Er faltete das Einwickelpapier zu einem winzigen Paket. »Ich verstehe nicht, warum Sie nicht hingehen können, sie zu holen?«
    »Sie ist nicht dort. Wir müssen auf den Rückholtermin warten.«
    »Nein, ich meine, warum können Sie nicht zur selben Zeit zurückgehen, in die sie geschickt wurde, und sie herausholen, solange sie noch an Ort und Stelle war, bevor etwas passierte? Ich meine, Sie können doch in jede beliebige Zeit, nicht?«
    »Nein, du kannst einen Historiker in jede beliebige Zeit schicken, aber sobald er oder sie dort ist, kann das Netz nur in Realzeit operieren. Hast du in der Schule gelernt, was ein Paradoxon ist?«
    Colin bejahte, aber es

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