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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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gegessen.«
    Er ging fort, um die Vorräte zu rationieren, und Dunworthy kehrte zurück in seine Räume, um auf Andrews’ Anruf zu warten. Auf der Treppe begegnete ihm Colin, der ein Stück Toast aß und seine Jacke überzog. »Der Vikar möchte, daß ich bei der Kleidersammlung für die Zwangseingewiesenen mithelfe«, sagte er mit vollem Mund. »Großtante Mary rief an. Sie möchten zurückrufen.«
    »Aber nicht Andrews?«
    »Nein.«
    »Ist die Bildübertragung wieder in Ordnung?«
    »Nein.«
    »Du mußt deine Schutzmaske tragen«, rief Dunworthy ihm nach. »Und binde dir den Schal um!«
    Er rief Mary an und wartete ungeduldig annähernd fünf Minuten, bis sie an den Apparat kam.
    »James?« sagte Marys Stimme. »Ich rufe wegen Badri an. Er möchte Sie sprechen.«
    »Dann geht es ihm besser?«
    »Nicht sehr. Sein Fieber ist noch immer ziemlich hoch, und er ist ganz aufgeregt, ruft immer wieder Ihren Namen und besteht darauf, daß er Ihnen etwas zu sagen habe. Durch die Aufregung verschlechtert er seinen Zustand. Wenn Sie kommen und mit ihm sprechen könnten, würde es ihn vielleicht beruhigen.«
    »Hat er was über die Pest gesagt?«
    »Die Pest?« sagte sie in verändertem Ton. »Sagen Sie bloß nicht, auch Sie seien von diesen lächerlichen Gerüchten angesteckt, die in Umlauf gekommen sind, James, – daß es die Cholera sei, das Gelbfieber, ein Wiederaufleben der Pandemie…«
    »Nein, nicht ich, sondern Badri«, sagte Dunworthy. »Gestern abend sagte er, es habe halb Europa getötet, und es seien die Ratten gewesen.«
    »Er redet im Fieberwahn, James. Das hat nichts zu bedeuten.«
    Sie hatte recht. Die alte Frau hatte von Indianern mit Bogen und Pfeilen gefaselt, und er hatte deswegen nicht angefangen, nach Sioux-Kriegern Ausschau zu halten. Sie hatte einen Geburtstagskuchen erfunden, um ihr Unwohlsein zu erklären, und Badri hatte die Pest beschworen. Es war ohne Belang.
    Trotzdem versprach er sofort hinüberzugehen und machte sich auf die Suche nach Finch. Andrews hatte keinen Zeitpunkt für seinen Anruf genannt, aber Dunworthy konnte nicht riskieren, das Telefon unbeaufsichtigt zu lassen. Wahrscheinlich würde Finch im Speisesaal sein und den Schinken mit seinem Leben schützen. Dunworthy nahm den Hörer ab, so daß ein Anrufer das Besetztzeichen hören würde, und ging über den Hof zum Speisesaal.
    Mrs. Taylor begegnete ihm an der Tür. »Ich wollte gerade zu Ihnen«, sagte sie. »Man erzählt sich, daß einige der Einquartierten letzte Nacht erkrankt sind.«
    »Das ist richtig«, sagte er und spähte an ihr vorbei in den Speisesaal.
    »Ach du lieber Gott. Also nehme ich an, daß wir alle infiziert worden sind.«
    Er konnte Finch nirgendwo entdecken.
    »Wie lang ist die Inkubationszeit?« fragte Mrs. Taylor.
    »Zwölf bis achtundvierzig Stunden.« Er reckte den Hals, um über die Köpfe der Frühstücksgäste zu sehen.
    »Das ist ja furchtbar«, sagte Mrs. Taylor. »Wie, wenn eine von uns während der Vorstellung erkrankt? Wir sind traditionell, wissen Sie, nicht wie das Konzil. Die Regeln sind sehr streng.«
    Er fragte sich, warum traditionell, was immer das bei Schellenläutern bedeuten mochte, und was für Regeln es im Falle plötzlicher Erkrankungen geben konnte.
    »Regel drei«, sagte Mrs. Taylor. »Jedes Mitglied muß ohne Unterbrechung bei seiner Glocke bleiben. Wenn eine von uns plötzlich umkippt, können wir sie nicht mitten in der Vorstellung ersetzen. Und es würde den Rhythmus ruinieren.« In seiner Vorstellung sah er eine der Schellenläuterinnen mit ihren weißen Handschuhen plötzlich zusammenbrechen und mit Fußtritten aus dem Weg geschafft werden, um den Rhythmus nicht zu stören.
    »Gibt es keine warnenden Anzeichen?« fragte Mrs. Taylor.
    »Nein.«
    »Dieses Merkblatt vom Gesundheitsamt erwähnte Desorientierung, Fieber und Kopfschmerzen, aber das taugt nicht viel. Das Schellenläuten bringt immer Kopfschmerzen mit sich.«
    Kann ich mir vorstellen, dachte er. Er hielt nach William Gaddson oder einem der anderen Studenten Ausschau, die er für den Telefondienst verpflichten könnte.
    »Wenn wir Konzil wären, würde es natürlich nichts ausmachen. Die lassen überall Leute einspringen. Bei einem Glockenspielkonzert in York hatten sie neunzehn Schellenläuter. Neunzehn! Ich sehe nicht, wie man das ein Glockenspiel nennen kann.«
    Keiner von seinen Studenten schien im Speisesaal zu sein, Finch hatte sich zweifellos in der Kantine verbarrikadiert, und Colin nahm an der Kleidersammlung

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