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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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klang ungewiß.
    »Das Raum-Zeit-Kontinuum erlaubt keine Paradoxien«, sagte Dunworthy. »Es wäre aber paradox, wenn Kivrin etwas geschehen ließe, was nicht geschehen ist, oder wenn sie einen Anachronismus verursachte.«
    Er sah, daß Colin noch immer nicht verstanden hatte.
    »Eine der Paradoxien ist, daß niemand an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Sie ist bereits seit vier Tagen in der Vergangenheit gewesen. Daran können wir nichts ändern. Es ist schon passiert.«
    »Wie kommt sie dann zurück?«
    »Als sie durchging, führte der Techniker durch, was eine Fixierung genannt wird. Sie verrät ihm genau, wo sie ist und wirkt als ein Bindeglied zwischen den beiden Zeiten, so daß das Netz zu einem vorher abgestimmten Zeitpunkt wieder geöffnet und sie aufgenommen werden kann.«
    »Wie eine Verabredung zu einer bestimmten Zeit?«
    »Genau. Kivrins Rückholtermin ist in zwei Wochen, am 28. Dezember. An diesem Tag wird der Techniker das Netz öffnen und Kivrin kann wieder durchkommen.«
    »Sagten Sie nicht, es sei dort die gleiche Zeit? Wie kann der 28. Dezember in zwei Wochen sein?«
    »Im Mittelalter verwendete man einen anderen Kalender. Dort ist erst der 17. Dezember. Nach unserer Rechnung ist der 6. Januar Rückholtermin. Wenn sie dort ist. Wenn ich einen Techniker finde, der das Netz öffnet.«
    Colin nahm den Kaubonbon aus dem Mund und betrachtete es nachdenklich. Er war von einem fleckigen Bläulichweiß und ähnelte einer Karte des Mondes. Er steckte es wieder in den Mund.
    »Wenn ich also am 26. Dezember ins Mittelalter ginge, könnte ich Weihnachten zweimal haben.«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Apokalyptisch!« Er entfaltete das Einwickelpapier und faltete es von neuem zu einem noch winzigeren Paket zusammen. »Anscheinend hat man Sie vergessen, nicht?«
    »Es sieht allmählich danach aus«, meinte Dunworthy. Als das nächste Mal ein Arzt vorbeikam, hielt Dunworthy ihn an und sagte ihm, daß er auf eine T-Zellen-Verstärkung warte.
    Der Arzt sah ihn überrascht an. »So? Ich werde sehen, was sich machen läßt.« Er verschwand in der Notaufnahme.
    Sie warteten weiter. »Es waren die Ratten«, hatte Badri gesagt. Und in der ersten Nacht hatte er Dunworthy nach dem Jahr gefragt. Aber er hatte bei klarer Besinnung erklärt, daß es nur eine minimale Verschiebung gegeben habe, vier Stunden oder so. Er hatte die Berechnungen des anderen Technikers als richtig bezeichnet.
    Colin nahm wieder das Kaubonbon heraus und untersuchte es auf Farbveränderungen. »Angenommen, es geschieht etwas Schlimmes«, sagte er, das schleimig glänzende Kaubonbon mit zusammengekniffenen Augen musternd. »Könnten Sie dann nicht gegen die Regeln verstoßen? Angenommen, die Studentin würde bei einem Unfall den Arm verlieren oder umkommen, oder eine Bombe würde sie zerreißen oder was?«
    »Es sind keine Regeln, Colin, es sind Naturgesetze. Wir könnten sie nicht aufheben, selbst wenn wir es versuchten. Wenn wir Ereignisse, die bereits eingetreten sind, rückgängig machen wollten, würde das Netz sich nicht öffnen.«
    Colin spuckte das Kaubonbon in das zerknitterte Einwickelpapier und hüllte es sorgsam darin ein. »Ganz bestimmt fehlt Ihrem Mädchen nichts.« Er steckte das eingewickelte Kaubonbon in die Jackentasche und zog ein klumpiges Päckchen hervor. »Ich vergaß Großtante Mary ihr Weihnachtsgeschenk zu geben«, sagte er, sprang auf und eilte in die Notaufnahme, bevor Dunworthy ihn daran hindern konnte. Er verschwand in der Tür und kam einen Augenblick später wieder herausgestürzt. »Verdammt! Der Gallenstein ist da! Er kommt hierher!«
    Dunworthy stand auf. »Das hat uns noch gefehlt.«
    »Hier entlang«, sagte Colin. »Am ersten Abend kam ich zum Hintereingang.« Er rannte in die andere Richtung davon. »Kommen Sie mit!«
    Dunworthy konnte nicht rennen, aber er ging mit schnellen Schritten Colin nach durch die Korridore und durch einen Lieferanteneingang hinaus auf eine Seitenstraße. Draußen stand ein Plakatträger im Regen. Die Inschrift lautete. »DAS UNHEIL, DAS WIR FÜRCHTETEN, IST ÜBER UNS GEKOMMEN.«
    »Ich werde mich vergewissern, daß sie uns nicht gesehen hat«, sagte Colin und lief zur nächsten Ecke, um die Vorderseite zu überblicken.
    Der Mann gab Dunworthy ein Flugblatt. »DAS ENDE DER ZEIT IST NAHE!« verkündete es in feurigen Großbuchstaben. »›Fürchtet Gott, denn die Stunde des Gerichts ist gekommen.‹ Offenbarung 14, 7.«
    Colin winkte Dunworthy von der Ecke zu. »Alles klar«, sagte er,

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