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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Er kann morgen hier sein.«
    Gilchrist schürzte mißbilligend die Lippen. »Dies alles wäre überflüssig, wenn Ihr Techniker nicht krank geworden wäre, aber da er nun einmal krank ist, werden wir uns behelfen müssen. Veranlassen Sie, daß er sich nach seiner Ankunft gleich bei mir meldet.«
    Dunworthy brachte es fertig, sich höflich zu verabschieden, aber sobald der Bildschirm erlosch, knallte er den Hörer aufs Telefon, riß ihn wieder hoch und begann Nummern zu wählen. Er würde Basingame finden, und wenn es den ganzen Nachmittag erforderte.
    Aber der Computer meldete sich und informierte ihn, daß alle Leitungen wieder belegt seien. Er legte auf und starrte auf den leeren kleinen Bildschirm.
    »Warten Sie auf einen neuen Anruf?« fragte Colin.
    »Nein.«
    »Können wir dann zur Klinik hinübergehen? Ich habe ein Geschenk für Großtante Mary.«
    Und ich kann veranlassen, daß Andrews durch den Sperrkreis in die Quarantänezone gelassen wird, dachte er. »Ausgezeichnete Idee. Du kannst deinen neuen Schal tragen.«
    Colin stopfte ihn in die Manteltasche. »Erst wenn wir dort sind«, sagte er grinsend. »Ich will nicht, daß jemand mich unterwegs damit sieht.«
    Es war niemand da, der sie hätte sehen können. Die Straßen lagen völlig verlassen, nicht einmal Fahrräder oder Taxis waren unterwegs. Dunworthy dachte an die Bemerkung des Vikars, daß die Leute sich in ihren Häusern verkriechen würden, wenn die Epidemie erst um sich griffe. Entweder das, oder die Klänge des Glockenspiels vom Carfax-Turm hatten sie von den Straßen vertrieben, das nicht nur unausgesetzt Weihnachtslieder spielte, sondern in den leeren Straßen auch viel lauter schien und hallende Echos erzeugte. Oder die Leute schliefen, nachdem sie sich an der Weihnachtsgans überessen hatten. Oder sie waren einfach klug genug, nicht im Regen herumzulaufen.
    Sie sahen keine Menschenseele, bis sie zum Krankenhaus kamen. Vor der Notaufnahme stand eine Frau in einem Burberry-Wettermantel und hielt ein Plakat mit der Aufschrift »VERHINDERT DAS EINSCHLEPPEN VON KRANKHEITEN«. Ein Mann mit vorschriftsmäßiger Schutzmaske öffnete ihnen die Tür und gab Dunworthy ein feucht gewordenes Flugblatt.
    Dunworthy meldete sich am Schalter, und während er auf Mary wartete, las er das Flugblatt. Darauf stand in Fettdruck zu lesen: BEKÄMPFT INFEKTIONEN, STIMMT FÜR DIE TRENNUNG VON DER EG. Darunter war ein längerer Text. »Warum müssen Sie diese Weihnachten getrennt von ihren Lieben verbringen? Warum sind Sie gezwungen, in Oxford zu bleiben? Warum sind Sie in Gefahr, krank zu werden und zu sterben? Weil die EG mit Einführung der ungehinderten Freizügigkeit nicht nur allen kriminellen Elementen der Welt Tür und Tor öffnet, sondern auch infizierte Ausländer und Seuchenträger nach England einläßt, ohne daß England dabei ein Wort mitzureden hat. Einwanderer aus aller Herren Länder, behaftet mit todbringenden Krankheitserregern…«
    Dunworthy drehte das Blatt um. Auf der Rückseite stand: »Eine Stimme für die Lostrennung von der EG ist eine Stimme für die Gesundheit. Vereinigung für ein Unabhängiges Großbritannien.«
    Mary kam herein, und Colin riß schnell seinen Schal aus der Tasche und wickelte ihn hastig um den Hals. »Frohe Weihnachten«, sagte er. »Danke für den Schal. Soll ich deinen Knallbonbon für dich aufreißen?«
    »Ja, bitte«, sagte Mary. Sie sah müde aus und hatte denselben Arztkittel an, den sie seit zwei Tagen trug. Jemand hatte ihr ein paar Stechpalmenblätter ins Knopfloch gesteckt.
    Colin riß den Knallbonbon auf. Er entfaltete eine blaue Papierkrone. »Die mußt du aufsetzen«, sagte er.
    »Konnten Sie ein bißchen Ruhe finden?« fragte Dunworthy.
    »Ein bißchen, ja«, sagte sie und setzte die Krone auf ihr unordentliches graues Haar. »Seit heute mittag haben wir dreißig neue Fälle, und ich habe den größten Teil des Tages damit verbracht, die Sequenzen vom Grippezentrum zu bekommen, aber die Leitungen sind blockiert.«
    »Ich weiß«, sagte Dunworthy. »Kann ich zu Badri?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nur für eine oder zwei Minuten. Er reagiert überhaupt nicht auf das Synthamycin, und das gleiche gilt für die beiden Studenten, die in Headington an der Tanzveranstaltung teilnahmen. Beverly Breen geht es etwas besser. Es macht mir Sorge. Sind Sie schon geimpft worden?«
    »Noch nicht. Colin hat seine Impfung bekommen.«
    »Und es hat verdammt weh getan«, sagte Colin. Er entfaltete den Papierstreifen, der im

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