Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
teil. »Brauchen Sie immer noch einen Übungsraum?« fragte er Mrs. Taylor.
    »Ja, es sei denn, eine von uns würde krank. Natürlich gibt es auch Stücke für sechs Glocken, aber das würde kaum das gleiche sein, nicht wahr?«
    »Ich überlasse Ihnen heute vormittag mein Wohnzimmer, wenn Sie Telefonanrufe beantworten und Botschaften für mich notieren. Ich erwarte ein wichtiges Ferngespräch, also ist es wesentlich, daß zu jeder Zeit jemand im Raum ist.«
    Er führte sie hinüber zu seinen Räumen.
    »Oh, es ist nicht sehr groß, nicht wahr?« sagte sie. »Ich weiß nicht, ob Raum genug ist, um an unserer Erhebung zu arbeiten. Können wir die Möbel verschieben?«
    »Sie können tun, was Sie wollen, solange Sie Telefonanrufe entgegennehmen und Botschaften notieren. Ich erwarte insbesondere einen Anruf von einem Mr. Andrews. Sagen Sie ihm, daß er keine Sondergenehmigung braucht, um die Quarantänezone zu betreten. Sagen Sie ihm, er solle direkt zum Brasenose College kommen, wo ich ihn erwarten werde.«
    »Also gut«, sagte sie, als täte sie ihm einen Gefallen. »Wenigstens ist es besser als dieser zugige Speisesaal.«
    Er verließ sie, ganz und gar nicht überzeugt, daß es eine gute Idee sei, ihr diese Aufgabe anzuvertrauen, und eilte zur Klinik, um Badri zu sprechen. Der Mann hatte ihm etwas Wichtiges mitzuteilen.
    Der Regen hatte fast aufgehört und einen feinen, nässenden Dunst zurückgelassen, und die Anti-EG-Demonstranten vor dem Krankenhaus hatten sich verstärkt. Eine Anzahl Jungen in Colins Alter hatte sich ihnen angeschlossen. Sie trugen Streifen aus schwarzgefärbtem Heftpflaster in den Gesichtern und riefen: »Laßt uns gehen!«
    Einer von ihnen hielt Dunworthy an, als er vorbeigehen wollte. Er schob sein gestreiftes Gesicht ganz nahe an Dunworthys Schutzmaske und rief: »Die Regierung hat kein Recht, Sie gegen Ihren Willen hier festzuhalten!«
    »Sei nicht einfältig«, erwiderte Dunworthy. »Willst du eine weitere Pandemie auslösen?«
    Der Junge sah ihn verwirrt an und trat zurück, und Dunworthy entkam in die Klinik.
    Die Notaufnahme war voll von Patienten, deren Tragbahren auf Rollwagen gesetzt waren. Einer stand vor dem Aufzug, begleitet von einer imposanten Krankenschwester in Schutzkleidung. Sie las dem Patienten aus einem in Kunststoff gebundenen Buch vor.
    »Wer ging als Unschuldiger zugrunde?« sagte sie, und Dunworthy erkannte mit Bestürzung, daß es keine Krankenschwester war. Es war Mrs. Gaddson.
    »Oder wurden die Rechtschaffenen zu Tode gebracht?« las sie.
    Sie hielt inne und blätterte durch die dünnen Seiten der Bibel, offenbar auf der Suche nach einer weiteren aufmunternden Passage, und er schlüpfte in den Seitenkorridor und nahm die Treppe, erfüllt von dankbaren Empfindungen für das Gesundheitsamt, weil es Schutzmasken ausgegeben hatte.
    »Der Herr wird euch mit Schwindsucht schlagen«, intonierte sie, und ihre Stimme hallte ihm nach durch den Korridor, »mit Fieber und Entzündung.«
    Und er wird euch schlagen mit Mrs. Gaddson, dachte er, und sie wird euch aus der Heiligen Schrift lesen, um euch Mut zu machen.
    Er stieg die Treppe zur Isolierstation hinauf, die inzwischen den größten Teil des ersten Stocks einnahm.
    »Da sind Sie ja«, sagte die Schwester. Es war wieder die hübsche blonde Praktikantin. Er überlegte, ob er sie vor Mrs. Gaddson warnen sollte.
    »Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben«, sagte sie. »Er hat den ganzen Morgen nach Ihnen gerufen.« Sie gab ihm einen Schutzanzug, und er legte ihn an und folgte ihr ins Krankenzimmer.
    »Noch vor einer halben Stunde war er wie wild nach Ihnen«, flüsterte sie. »Beharrte immer wieder, daß er Ihnen etwas zu sagen habe. Jetzt ist er ein bißchen ruhiger geworden.«
    Badri sah viel besser aus als das letzte Mal. Er hatte die dunkle, beängstigende Röte verloren, und obwohl er unter seiner braunen Haut noch immer eine ungesunde graue Blässe zeigte, schien er beinahe wiederhergestellt. Er saß, von mehreren Kissen gestützt, halb aufrecht, hatte die Knie angezogen und ließ die Hände auf ihnen ruhen. Seine Augen waren geschlossen.
    »Badri.« Die Schwester legte ihre behandschuhte Hand auf seine Brust und beugte sich zu ihm. »Mr. Dunworthy ist hier.«
    Er schlug die Augen auf. »Mr. Dunworthy?«
    »Ja.« Sie nickte zum Fußende des Bettes. »Ich sagte Ihnen, daß er kommen würde.«
    Badri nahm die Hände von den Knien und stützte den Oberkörper ab, um sich im Bett aufzurichten, aber er blickte starr

Weitere Kostenlose Bücher