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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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gedrückt und war losgerannt; im Laufen zog er das Schwert.
    Kivrin eilte ihm nach, behindert durch Agnes’ Gewicht und bedrängt von schlimmen Befürchtungen. Es war nicht Eliwys’ Mann. Es waren seine Häscher, die ihn verfolgten, die wahre Ursache, daß sie sich hier verbargen, daß Eliwys so zornig auf Imeyne gewesen war, weil sie Sir Bloet über ihre Anwesenheit hier unterrichtet hatte.
    Die Männer mit den Laternen und Fackeln waren abgestiegen. Eliwys ging auf einen von drei Reitern zu, die in den Sätteln geblieben waren, und fiel im Schnee auf die Knie, als wäre sie geschlagen worden.
    Mein Gott, nein, dachte Kivrin, schon außer Atem.
    Agnes’ Glocke bimmelte wild an ihrem schlenkernden Arm.
    Gawyn erreichte die Fremden, ließ das blitzende Schwert sinken und fiel neben Eliwys auf die Knie. Sie erhob sich wieder und trat auf die Berittenen zu, die Arme in einem Willkommensgruß erhoben.
    Kivrin blieb schnaufend stehen und sah Sir Bloet auf die Fremden zukommen, niederknien und aufstehen. Die Reiter schlugen ihre Kapuzen zurück. Sie trugen Hüte irgendwelcher Art, oder Kronen. Gawyn stieß sein Schwert in die Scheide, bevor er sich wieder erhob. Einer der Reiter streckte die Hand aus, und etwas glitzerte.
    »Was ist?« fragte Agnes schläfrig.
    »Ich weiß nicht.«
    Agnes drehte sich in Kivrins Armen, bis sie sehen konnte. »Es sind die heiligen drei Könige«, sagte sie staunend.

 
    ABSCHRIFT AUS DEM DOOMSDAY BOOK
(064996-065537)
     
    Heiligabend 1320 (alte Zeitrechnung). Ein Gesandter des Bischofs ist eingetroffen, zusammen mit zwei anderen Geistlichen. Sie kamen kurz nach der Christmette ins Dorf geritten. Frau Imeyne ist hocherfreut, glaubt sie doch, sie seien in Beantwortung ihrer Botschaft gekommen, mit der sie einen neuen Kaplan erbat, aber ich bin nicht davon überzeugt. Sie sind nur mit dem nötigsten Reisegepäck versehen, und in ihrem Verhalten ist Nervosität spürbar, als ob sie in einer geheimen, eiligen Mission unterwegs wären.
    Es muß unseren Hausherrn betreffen, obwohl das Geschworenengericht ein weltliches und kein geistliches Gericht ist. Vielleicht ist der Bischof ein Freund von Guillaume d’Iverie oder von König Eduard II., und sie sind gekommen, um mit Eliwys irgendein Abkommen auszuhandeln, das ihm die Freiheit sichern soll.
    Was immer der Grund ihres Besuches ist, sie verstehen es, auch auf Reisen stilvoll aufzutreten. Als Agnes sie zuerst sah, glaubte sie die heiligen drei Könige vor sich zu haben, und sie sehen wirklich wie Könige aus. Der Gesandte des Bischofs hat ein schmales, aristokratisches Gesicht, und alle sind sie auf das feinste gekleidet. Einer von ihnen trägt einen purpurnen Samtvorhang mit einem am Rücken aufgenähten Kreuz aus weißer Seide.
    Frau Imeyne machte sich sofort mit ihrer traurigen Geschichte an ihn heran, wie unwissend, ungeschickt und insgesamt unmöglich Pater Roche sei, und daß er keine Pfarrei verdiene.
    Unglücklicherweise (und glücklicherweise für Pater Roche) war er nicht der Gesandte, sondern nur sein Sekretär. Der Gesandte war der im roten Umhang, auch sehr eindrucksvoll, mit Goldstickerei und Zobelfell gesäumt.
    Der dritte ist ein Mönch oder Abt der Zisterzienser – wenigstens trägt er das weiße Ordensgewand, obwohl es aus noch feinerer Wolle als mein Umhang gemacht und mit einer seidenen Kordel gegürtet ist. An jedem seiner dicken Finger trägt er einen Ring, der einem König Ehre gemacht hätte, aber er benimmt sich nicht wie ein Mönch. Er und der Gesandte verlangten beide Wein, bevor sie noch abgesessen waren, und es ist kaum zu übersehen, daß der Sekretär bereits ziemlich viel getrunken hatte, bevor er hierher kam. Nach dem Absitzen bewegte er sich recht unsicher und mußte von dem dicken Mönch untergefaßt werden, als sie ins Haus gingen.
     
    (Unterbrechung)
     
    Anscheinend irrte ich mich über den Grund ihres Kommens. Sobald sie ins Haus kamen, gingen Eliwys und Sir Bloet mit dem Gesandten des Bischofs in einen Winkel, wo sie unbelauscht sein konnten, aber sie sprachen nur wenige Minuten miteinander, und danach hörte ich sie zu Imeyne sagen: »Sie haben nichts von Guillaume gehört.«
    Diese Nachricht schien Imeyne weder zu überraschen noch sonderlich zu bekümmern. Offensichtlich glaubt sie, die Gesandtschaft sei gekommen, ihr einen neuen Kaplan zu bringen und sie tut ein Übriges, um ihnen gefällig zu sein. Sie besteht darauf, daß sofort das Weihnachtsessen angerichtet werde und daß der Gesandte des

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