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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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löschte die Öllampen und Kerzenflammen mit den schrundigen Fingern. Gawyn und Sir Bloets Neffen waren am hinteren Ende des Kirchenschiffes und schnallten ihre Schwerter um. Pater Roche war nirgends zu sehen, also mußte er derjenige sein, der mit solcher Begeisterung die Glocke läutete.
    Der eingeschlafene Fuß begann zu prickeln. Sie bewegte die Zehen in dem dünnen Schuh und verlagerte das Gewicht auf ihn. Es fühlte sich schrecklich an, aber sie konnte darauf stehen. Sie schob Agnes weiter über die Schulter und versuchte aufzustehen. Dabei trat sie auf ihren Rocksaum und fiel vornüber.
    Gawyn kam zu ihr, als sie, mit einer Hand am Boden abgestützt und mit der anderen die schlafende Agnes auf der Schulter haltend, vergebens hochzukommen suchte.
    »Fräulein Katherine, meine Herrin Eliwys befahl mir, Euch zu helfen«, sagte er. Er nahm ihr Agnes ab und auf seine Schulter, zog Kivrin in die Höhe und schritt hinaus. Kivrin hinkte eilig neben ihm her.
    »Ich danke Euch«, sagte sie, als sie das Gedränge auf dem Kirchhof hinter sich ließen. »Meine Arme fühlten sich an, als wollten sie abfallen.«
    »Sie ist ein kräftiges Kind«, sagte er.
    Agnes’ Glocke glitt ihr vom Handgelenk und fiel in den Schnee. Kivrin hob sie auf. Der Knoten war so klein, daß er kaum zu sehen war, und die abstehenden Enden des Bandes waren zu dünnen Fäden zerfranst, doch nachdem sie im Gehen eine Weile mit den Fingernägeln daran gezupft und genestelt hatte, ging der Knoten auf, und sie band die Glocke mit einer kleinen Schleife wieder um Agnes’ baumelndes Handgelenk.
    »Ich freue mich, einer Dame in Bedrängnis behilflich zu sein«, sagte er, aber sie hörte ihn nicht.
    Sie waren ganz allein auf dem Dorfanger. Der Rest der Familie hatte die Einfahrt zum Gutshof fast erreicht. Der Verwalter hielt die Laterne für Imeyne und Yvolde, und Sir Bloets Diener hatten ihre Pechfackeln wieder angezündet. Viele Leute standen noch in Gruppen auf dem Friedhof beisammen, und jemand hatte neben der Straße ein Feuer angezündet. Dort standen ein paar Dorfbewohner beisammen, wärmten sich die Hände und ließen eine hölzerne Schale mit etwas die Runde machen, aber hier, mitten auf dem Dorfanger, waren sie ganz allein. Die Gelegenheit, an die sie schon nicht mehr geglaubt hatte, war gekommen.
    »Ich wollte Euch danken, daß Ihr versucht habt, diese Räuber zu finden, und daß Ihr mich im Wald gerettet und hierher gebracht habt«, sagte sie. »Als Ihr mich fandet, wie weit von hier war das? Könntet Ihr mich zu dem Ort hinführen?«
    Er blieb stehen und schaute sie an. »Haben sie es Euch nicht gesagt? All Eure Sachen, die gefunden wurden, brachte ich zum Gutshof. Die Räuber nahmen alles mit, was in den Kisten und Körben war, und obwohl ich ihnen nachritt, fand ich leider nichts.« Er setzte sich wieder in Bewegung.
    »Ich weiß, daß Ihr meine Kisten und den Wagen hierher brachtet. Ich danke Euch dafür. Aber das war nicht der Grund, warum ich die Stelle sehen wollte, wo Ihr mich fandet«, sagte Kivrin. Sie sprach schnell, in Sorge, sie würden die anderen einholen, bevor sie ihr Anliegen vorgebracht hätte.
    Frau Imeyne war stehengeblieben und blickte zu ihnen zurück. Sie mußte die Sache regeln, bevor Imeyne den Verwalter zurückschickte, um zu sehen, was sie aufhielt.
    »Ich verlor mein Gedächtnis, als ich bei dem Überfall verletzt wurde«, sagte sie. »Ich dachte, ich könnte die Erinnerung wiederfinden, wenn ich den Ort sehen würde, wo Ihr mich fandet.«
    Er war wieder stehengeblieben und blickte hinüber zur Straße oberhalb der Kirche. Dort näherten sich rasch die schwankenden Lichter von Pechfackeln.
    »Ihr seid der einzige, der weiß, wo die Stelle ist«, sagte Kivrin, »sonst würde ich Euch nicht bemühen, aber wenn Ihr mir nur sagen könntet, wo es ist, würde ich…«
    »Da ist nichts«, sagte er vage, den Blick noch immer auf den Lichtern. »Ich brachte Euren Wagen und die Kisten zum Gutshof.«
    »Ich weiß«, sagte Kivrin, »und ich danke Euch, aber…«
    »Sie sind in der Scheune«, sagte er. Er wandte sich ab, als dumpfes Hufgetrappel herüberdrang. Die tanzenden Lichter waren Laternen, die von Berittenen getragen wurden. Sie galoppierten an der Kirche vorbei und durch das Dorf, wenigstens ein halbes Dutzend, und zügelten ihre Pferde, wo Eliwys und die anderen bei der Einfahrt zum Gutshof standen.
    Es ist ihr Mann, dachte Kivrin, und bevor sie den Gedanken artikulieren konnte, hatte Gawyn ihr Agnes in die Arme

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