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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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ihn wie ein Säugling in ihre Arme, und hob sie beide auf. »Blackie möchte, daß du ihm eine Geschichte erzählst«, sagte Kivrin und ging zum Ausgang.
    »Bald sah ich mich in einer Gegend, die mir unbekannt war«, sagte Gawyn, »mitten im finsteren Wald.«
    Kivrin trug ihre Schützlinge hinaus und über den Hof. »Blackie mag Geschichten über Katzen«, sagte Agnes. Sie wiegte den Welpen sanft in den Armen.
    »Dann mußt du ihm eine Geschichte über eine Katze erzählen«, sagte Kivrin. Sie nahm den Hund, während Agnes die Leiter zum Heuboden hinaufkletterte. Der Welpe schlief schon, erschöpft von all der Unruhe und dem Gezerre. Kivrin legte ihn neben Agnes’ Lager ins Stroh.
    »Über eine böse Katze«, sagte Agnes und zog ihn wieder an sich. »Ich werde nicht schlafen. Ich lege mich nur mit Blackie hin, also brauche ich meine Kleider nicht auszuziehen.«
    »Nein, das brauchst du nicht«, sagte Kivrin und deckte die beiden mit einem schweren Pelz zu. In der Scheune war es zu kalt, um sich auszuziehen.
    »Blackie würde gern meine Glocke tragen«, sagte sie und versuchte sogleich, ihm das Band über den Kopf zu ziehen.
    »Nein, er mag sie nicht, weil er schlafen möchte«, sagte Kivrin. Sie beschlagnahmte die Glocke, kroch neben der Kleinen unter den Pelz und zog einen zweiten über sich. Agnes schmiegte ihren kleinen Körper an sie.
    »Es war einmal eine böse Katze«, sagte Agnes, von Gähnen unterbrochen. »Ihr Vater sagte ihr, sie solle nicht in den Wald gehen, aber sie hörte nicht auf ihn.«
    Sie wehrte sich tapfer gegen das Einschlafen, rieb sich die Augen und erfand Abenteuer für die böse Katze, aber die Dunkelheit und die Wärme unter dem Pelz überwältigten sie bald.
    Kivrin blieb liegen, bis sie merkte, daß Agnes’ Atem leicht und gleichmäßig ging, dann nahm sie ihr Blackie aus den Armen und legte ihn ins Stroh. Agnes tastete im Schlaf nach ihm, und Kivrin legte einen Arm um sie. Sie sollte aufstehen und zusehen, daß sie Gawyn irgendwo abfangen konnte. Der Rückholtermin war in weniger als einer Woche.
    Agnes regte sich und kuschelte sich enger an sie, das Haar an Kivrins Wange.
    Und wie soll ich dich verlassen? dachte Kivrin. Und Rosemund? Und Pater Roche? Und sie schlief ein.
     
    Als sie erwachte, dämmerte schon der Morgen, und Rosemund war neben Agnes unter die Decken gekrochen. Kivrin ließ sie schlafen, stieg von der Tenne hinunter und ging über den grauen Hof, in Sorge, daß sie die Glocke zum Kirchgang verschlafen haben könnte, aber Gawyn saß noch immer beim Herdfeuer und erzählte, und der Gesandte des Bischofs saß im Lehnstuhl des Hausherrn und hörte schläfrig Frau Imeynes Redefluß zu.
    Der Mönch saß in einem Winkel und hatte den Arm um Maisry gelegt, aber der Sekretär war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich war er im Vollrausch eingeschlafen und zu Bett gebracht worden.
    Auch die Kinder mußten schlafen, und einige der Frauen hatten sich gleichfalls zurückgezogen. Sir Bloets Schwester und die Schwägerin aus Dorset waren nicht mehr in der Diele.
    »›Halt, Spitzbube!‹ rief ich«, erzählte Gawyn. »›Denn ich werde dir im ritterlichen Zweikampf das Lebenslicht ausblasen.‹« Kivrin fragte sich, ob dies noch immer die Rettung des Mädchens aus der Hand der Räuber war, oder eines von Ritter Lancelots Abenteuern. Es war schwer zu sagen, und wenn seine Geschichte den Zweck hatte, Eliwys zu beeindrucken, war es vergebliche Liebesmüh, denn sie war nicht in der Diele. Auch seine Zuhörer schienen wenig beeindruckt. Zwei von ihnen gaben sich auf der Bank zwischen ihnen dem Würfelspiel hin, zwei andere waren gegangen, und Sir Bloet schlief, das Doppelkinn auf der breiten Brust.
    Kivrin hatte offensichtlich keine Gelegenheit verpaßt, mit Gawyn zu sprechen, und wie es aussah, würde sich vorläufig keine ergeben. Sie hätte genauso gut bei Agnes auf der Tenne bleiben können. Es würde ihr nichts übrig bleiben als eine Gelegenheit zu schaffen - Gawyn auf dem Weg zur Latrine abzufangen oder ihm auf dem Weg zur Messe zuzuflüstern: »Ich erwarte Euch nachher im Stall.«
    Die geistlichen Herren sahen nicht so aus, als ob sie abreisen würden, solange noch Wein im Hause war, aber es war riskant, zu lange zu warten. Die Männer mochten den Entschluß fassen, auf die Jagd zu gehen, oder das Wetter konnte umschlagen, und ob der Gesandte des Bischofs und sein Gefolge abreisten oder nicht, bis zum Rückholtermin waren es nur noch fünf Tage. Nein, vier. Der Weihnachtstag war

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