Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
Roches Sünden und Versäumnisse aufzählte, doch als ich mit Rosemund zu ihnen kam, zeigte sie auf mich und sagte: »Das ist die Frau, von der ich sprach.«
    Frau, nicht Fräulein, und ihr Ton war kritisch, beinahe anklagend. Ich überlegte, ob sie den Gesandten womöglich erzählt habe, ich sei eine französische Spionin.
    »Sie sagt, sie erinnere sich an nichts«, sagte Imeyne. »Dennoch kann sie sprechen und lesen.« Sie richtete den Blick auf Rosemund. »Wo ist deine Brosche?«
    »An meinem Umhang. Ich legte ihn oben in meine Truhe.«
    Imeyne schickte sie, die Brosche zu holen, und sobald Rosemund widerstrebend gegangen war, sagte Imeyne: »Sir Bloet brachte meiner Enkelin als Verlobungsgeschenk eine Brosche mit Worten in lateinischer Sprache.« Sie warf mir einen triumphierenden Blick zu. »Diese Frau erklärte ihre Bedeutung, und heute abend sprach sie in’ der Christmette die Worte der Messe, bevor der Priester sie gesagt hatte.«
    »Wer lehrte Euch die Buchstaben?« fragte der Gesandte des Bischofs mit vom Wein lallender Stimme.
    Ich dachte daran, zu sagen, daß Sir Bloet mir die Bedeutung der Worte erklärt habe, fürchtete aber, daß er es bereits geleugnet hatte. »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Seit ich im Wald von Räubern überfallen und auf den Kopf geschlagen wurde, habe ich keine Erinnerung an mein Leben.«
    »Als sie zuerst erwachte, sprach sie in einer Zunge, die niemand verstehen konnte«, sagte Imeyne, als ob es ein weiterer Beweis wäre, aber ich hatte keine Ahnung, wessen sie mich zu überführen suchte oder was der Gesandte des Bischofs damit zu tun hatte.
    »Ehrwürdiger Vater, geht Ihr nach Oxenford, wenn Ihr uns verlaßt?« fragte sie ihn.
    Er bejahte, aber es klang wachsam. »Wir können nur einige Tage hierbleiben.«
    »Ich würde Euch bitten, sie mit Euch zu nehmen und zu den gottesfürchtigen Schwestern nach Godstow zu bringen.«
    »Wir gehen nicht nach Godstow«, sagte er, was offensichtlich ein Vorwand war. Das Nonnenkloster war nicht einmal fünf Meilen von Oxford entfernt. »Aber ich werde nach meiner Rückkehr den Bischof fragen, ob Nachricht über die Frau gekommen ist, und Euch davon Mitteilung machen .«
    »Ich bin überzeugt, daß sie eine Nonne ist, weil sie Lateinisch spricht und die Worte der Messe auswendig weiß«, sagte Imeyne. »Ich möchte Euch bitten, sie in ein Kloster zu bringen, daß man dort unter den Nonnenklöstern Umfrage halten kann, wer sie ist und woher sie kommt.«
    Der Gesandte des Bischofs zeigte deutliches Unbehagen, stimmte aber zu. Also bleibt mir noch Zeit bis zu ihrer Abreise. Ein paar Tage, wie der Gesandte des Bischofs sagte, und mit etwas Glück bedeutet dies, daß sie erst nach dem Fest der Unschuldigen Kinder abreisen werden. Aber ich habe vor, so bald wie möglich mit Gawyn zu sprechen.

 
22
     
     
    Es ging gegen Morgen, als es Kivrin endlich gelang, Agnes zu Bett zu bringen. Die Ankunft der »drei Könige«, wie sie sie nannte, hatte ihre Müdigkeit verscheucht, und aus Sorge, sie könnte etwas versäumen, weigerte sie sich standhaft, schlafen zu gehen. Obwohl sie offensichtlich erschöpft war.
    Als Kivrin sich nützlich zu machen suchte und Eliwys half, das Essen für das Festmahl aufzutragen, hängte Agnes sich an ihre Röcke und jammerte, daß sie hungrig sei, um dann, als die Tische endlich gedeckt waren und die Mahlzeit begann, jede Speise zu verweigern.
    Kivrin hatte keine Zeit, sich mit ihr abzugeben. Es war ein Gang nach dem anderen von der Küche über den Hof zu bringen, Tranchierbretter voll Wildbret und Schweinebraten, Gänsebraten und Fasan, und eine enorme Fleischpastete. Nach dem Priester der Traditionalisten galt das Fastengebot zwischen der Christmette und dem Hochamt am ersten Weihnachtstag, aber alle, auch der Gesandte des Bischofs, aßen nach Herzenslust Schweinebraten und Gans und Fasan in Safransoße und tranken dazu Unmengen Bier und Wein. Besonders die »drei Könige« riefen ständig nach mehr Wein.
    Sie hatten bereits mehr als genug getrunken. Der Mönch verfolgte Maisry mit lüsternen Blicken, und der Sekretär, schon bei der Ankunft angetrunken, sank beinahe unter den Tisch. Der Gesandte des Bischofs trank noch mehr als die beiden, konnte anscheinend aber eine Menge vertragen; er ließ sich ständig nachschenken, doch wurden auch seine Gesten immer ausholender, seine Stimme lauter und lallender.
    Um so besser, dachte Kivrin. Vielleicht betrank er sich so sehr, daß er sein Versprechen, sie ins Nonnenkloster

Weitere Kostenlose Bücher