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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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nach Godstow zu bringen, vergessen würde. Soweit ihre Pflichten es zuließen, behielt sie Gawyn unauffällig im Auge, bereit, jede Gelegenheit zu einem Wort unter vier Augen wahrzunehmen, aber er saß zusammen mit Sir Bloets Gefolgsleuten, zechte und lachte und rief nach mehr Fleisch und Bier. Als Kivrin sich wieder um Agnes kümmern konnte, war die Kleine eingeschlafen, den Kopf auf den Armen. Kivrin hob sie vorsichtig auf und trug sie hinauf in Rosemunds Kammer.
    Oben begegnete ihr Eliwys, die Arme voll Bettzeug. »Katherine«, sagte sie, »ich bin froh, daß du hier bist. Ich brauche deine Hilfe.«
    Agnes regte sich.
    »Bring die Leintücher vom Dachboden«, sagte Eliwys. »Die geistlichen Herren werden in diesen Betten schlafen, und Sir Bloets Schwester und ihre Frauen auf dem Dachboden.«
    »Wo soll ich schlafen?« fragte Agnes, und entwand sich Kivrins Armen.
    »Wir werden in der Scheune schlafen«, sagte Eliwys. »Aber du mußt nicht warten, bis wir die Betten gemacht haben, Agnes. Geh und spiel.«
    Es hätte der Aufforderung kaum bedurft. Schon sprang Agnes die Stufen hinunter, schwenkte den Arm und ließ ihre Glocke bimmeln.
    Eliwys lud das Bettzeug in Kivrins Arme ab. »Trag dies auf den Dachboden und bring die graue Pelzdecke von der geschnitzten Truhe meines Mannes mit herunter.«
    »Wie viele Tage, meinst du, wird der Gesandte des Bischofs mit seinen Herren bleiben?«
    Eliwys machte ein besorgtes Gesicht. »Ich weiß es nicht, hoffe aber, nicht länger als zwei Wochen, sonst wird uns das Fleisch nicht reichen. Sieh zu, daß du die guten Polster nicht vergißt.«
    Zwei Wochen waren mehr als genug, weit über den Rückholtermin hinaus, aber der Gesandte hatte Imeyne gegenüber geäußert, daß sie nur ein paar Tage Zeit hätten.
    Als Kivrin mit Leintüchern und Kissen beladen vom Dachboden herabstieg, sah sie den Gesandten des Bischofs im Lehnstuhl des Hausherrn schnarchen, und sein Sekretär war vom Stuhl gesunken und lag halb unter dem Tisch. Der Mönch hatte eine von Sir Bloets Bediensteten in einen Winkel gezogen und spielte mit ihrem Halstuch. Gawyn war nirgends zu sehen.
    Kivrin trug ihre Last zu Eliwys und machte sich erbötig, Bettzeug zur Scheune hinauszutragen. »Agnes ist sehr müde«, sagte sie. »Ich möchte sie bald zu Bett bringen.«
    Eliwys nickte abwesend, mit dem Aufschütteln der schweren Polster beschäftigt, und Kivrin ging hinunter und lief in den Hof hinaus. Gawyn war weder im Stall noch im Brauhaus. Sie verweilte in der Nähe der Latrine, bis zwei der rothaarigen jungen Männer herauskamen und sie neugierig musterten, dann ging sie weiter zur Scheune. Vielleicht war Gawyn wieder mit Maisry in einer der Boxen, oder er nahm an der Julfeier der Dorfbewohner auf dem Anger teil. Von dort drangen Feuerschein und Gelächter herüber, während sie Stroh auf die Tenne trug und auf den nackten Holzplanken verteilte.
    Sie legte die Pelze und Decken auf das Stroh, dann stieg sie hinunter und verließ den Hof durch die Einfahrt, um zu sehen, ob er auf dem Dorfanger war. Die Leute hatten außerhalb des Friedhofs ein Julfeuer entzündet und standen darum, wärmten sich und tranken aus großen Trinkhörnern. Im Näherkommen erkannte sie die im Feuerschein oder vom Bier geröteten Gesichter von Maisrys Vater und dem Dorfvorsteher, aber Gawyn war nicht bei ihnen.
    Er war auch nicht im Hof. Rosemund stand beim Tor, in ihren Umhang gehüllt.
    »Was tust du hier draußen in der Kälte?« fragte Kivrin.
    »Ich warte auf meinen Vater«, sagte Rosemund.
    »Gawyn sagte mir, er werde vor Tagesanbruch kommen.«
    »Hast du Gawyn gesehen?«
    »Ja. Er ist im Stall.«
    »Es ist zu kalt, um hier draußen zu warten. Du solltest ins Haus gehen, und ich werde Gawyn sagen, daß er dir Bescheid gibt, wenn dein Vater kommt.«
    »Nein, ich werde hier warten«, sagte Rosemund. »Er versprach, daß er Weihnachten zu uns kommen würde.« Ihre Stimme bebte ein wenig.
    Kivrin hielt ihre Laterne hoch. Rosemund weinte nicht, aber ihre Wangen waren gerötet. Vielleicht war etwas mit Sir Bloet vorgefallen, was Rosemund Anlaß gegeben hatte, sich vor ihm zu verstecken. Oder vielleicht war es der Mönch, der sie geängstigt hatte. Oder der betrunkene Sekretär. Kivrin nahm sie beim Arm. »Du kannst gerade so gut in der Küche warten, und dort ist es warm«, sagte sie.
    Rosemund nickte. »Mein Vater versprach, daß er ohne Fehl kommen würde.«
    Was mochte sie sich davon erhoffen? Daß er die geistlichen Herren hinauswerfen würde?

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