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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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halten.
    »Gilchrist dazu bringen, daß er das Laboratorium öffnet.«
    »Wenn er es wegen der Influenza nicht öffnet, wird er es für die Pest erst recht nicht tun«, sagte Colin.
    Dunworthy öffnete die Tür und ging hinaus. Es regnete stark. Die EG-Protestler hatten unter dem Vordach der Klinik Zuflucht gesucht. Einer kam auf ihn zu und hielt ihm ein Flugblatt hin. Colin hatte recht. Gilchrist den Ursprung des Erregers zu erklären, würde wirkungslos bleiben. Er würde weiterhin überzeugt sein, daß das Virus durch das Netz gekommen sei. Aus Furcht, auch die Pest würde durchkommen, würde er es erst recht nicht öffnen.
    »Gib mir ein Blatt Papier«, sagte er und fummelte unter dem Mantel nach seinem Schreibstift.
    »Ein Blatt Papier?« sagte Colin. »Wozu?«
    Dunworthy nahm dem EG-Protestler das Flugblatt aus der Hand und begann die Rückseite zu beschreiben. »Mr. Basingame genehmigt das Offnen des Netzes«, sagte er.
    Colin las mit schiefgelegtem Kopf von der Seite mit. »Das wird er nie glauben, Mr. Dunworthy. Auf der Rückseite eines Flugblattes?«
    »Dann bring mir ein Blatt Papier!« rief er zornig.
    Colins Augen weiteten sich. »Ja, gut. Warten Sie hier, ja?« Er sagte es beschwichtigend. »Gehen Sie nicht fort.«
    Er lief wieder hinein und kam gleich darauf mit mehreren Blättern Schreibmaschinenpapier zurück. Dunworthy nahm sie ihm aus der Hand und schrieb die Anweisung und setzte nach dem Gedächtnis Basingames Namen darunter. »Geh und hol dein Buch. Wir treffen uns im Brasenose College.«
    »Wollen Sie Ihren Mantel nicht anziehen?«
    »Dafür ist jetzt keine Zeit«, sagte er. Er faltete das Blatt zweimal kreuzweise und steckte es in die Brusttasche seines Jacketts.
    »Es regnet. Sollten Sie nicht ein Taxi nehmen?«
    »Es gibt keine Taxis.« Er machte sich auf den Weg.
    »Tante Mary wird mich umbringen, wissen Sie«, rief Colin ihm nach. »Sie sagte, es sei meine Verantwortung, dafür zu sorgen, daß Sie Ihre Impfung bekommen.«
    Er hätte doch ein Taxi nehmen sollen. Bis er Brasenose erreichte, goß es in Strömen, ein kalter, schräg niederprasselnder Regen, der innerhalb einer Stunde in Graupeln übergehen würde. Dunworthy war durchgefroren und naß bis auf die Haut.
    Wenigstens hatte der Regen die Demonstranten vertrieben. Vor dem Tor lagen nur noch ein paar nasse Flugblätter, die sie zurückgelassen hatten. Die Toreinfahrt war mit einem Scherengitter verschlossen. Der Pförtner hatte sich in seine Loge zurückgezogen und den Rolladen heruntergelassen.
    »Aufmachen!« rief Dunworthy. Er rüttelte kräftig am Scherengitter. »Machen Sie sofort auf!«
    Der Portier zog den Rolladen hoch und schaute heraus. Als er Dunworthy erkannte, zeigte er sich alarmiert, dann kriegerisch. »Brasenose steht unter Quarantäne«, sagte er. »Das College ist geschlossen.«
    »Öffnen Sie sofort das Tor!« sagte Dunworthy.
    »Ich fürchte, das kann ich nicht tun, Sir«, sagte er. »Mr. Gilchrist hat Anweisung gegeben, daß niemand eingelassen werden darf, bis der Ursprung des Virus festgestellt ist.«
    »Wir kennen den Ursprung«, sagte Dunworthy. »Öffnen Sie das Tor!«
    Der Pförtner ließ den Rolladen herunter, und nach einer Minute kam er aus der Loge und herüber zum Tor. »Waren es die Weihnachtsdekorationen?« fragte er. »Es hieß, der Christbaumschmuck sei infiziert gewesen.«
    »Nein«, sagte Dunworthy. »Öffnen Sie endlich das Tor und lassen Sie mich ein!«
    »Ich weiß nicht, ob ich das tun sollte, Sir«, sagte der Pförtner unbehaglich. »Mr. Gilchrist…«
    »Mr. Gilchrist ist nicht mehr mit der Leitung beauftragt.« Er zog das gefaltete Papier aus dem Jackett und steckte es durch das Scherengitter.
    Der Pförtner entfaltete und las es.
    »Mr. Gilchrist ist nicht länger amtierender Dekan«, sagte Dunworthy. »Mr. Basingame hat mich autorisiert, die Absetzoperation zu leiten. Öffnen Sie das Tor!«
    »Mr. Basingame«, sagte der Pförtner, auf die bereits vom Regen verwischte Unterschrift starrend. »Warten Sie, ich hole die Schlüssel.«
    Er verschwand mit dem Papier in der Pförtnerloge. Dunworthy stand mit eingezogenen Schultern an das Scherengitter gedrückt, um dem eiskalten Regen zu entgehen, und fröstelte.
    Er hatte sich gesorgt, daß Kivrin auf dem kalten Boden würde schlafen müssen, und sie war inmitten eines Holocaust, wo die Menschen erfroren, weil niemand mehr die Kraft hatte, Holz zu hacken, und die Tiere in den Ställen und auf den Feldern starben, weil niemand am Leben war, sie

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