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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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ausgesetzt war, hatte sie ihre T-Zellen-Verstärkung noch nicht. Der Erreger konnte also Gelegenheit gehabt haben, sich zu vermehren und ihren Organismus zu überschwemmen. Es ist möglich, daß sie daran erkrankt ist.«
    Dunworthy ergriff sie beim Arm. »Aber das kann nicht geschehen sein, Mary! Das Netz hätte sie nicht durchgelassen, wenn eine Gefahr bestanden hätte, daß sie die Zeitgenossen am Absetzort infizieren würde.«
    »Wen sollte sie infizieren?« entgegnete Mary. »Wenn der Erreger aus dem Sarkophag des Ritters kam, wenn er 1318 daran starb, gab es niemanden zu infizieren. Die Zeitgenossen hatten die Krankheit bereits hinter sich. Sie waren immunisiert.« Sie stand auf und ging hinaus zu Montoya. »Arbeitete Kivrin am oder beim Sarkophag, als sie am Ausgrabungsort war?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Montoya. »Ich war nicht dort. Ich hatte eine Besprechung mit Gilchrist.«
    »Wer würde es wissen? Wer war an dem Tag sonst noch dort?«
    »Niemand. Alle waren in die Weihnachtsferien gegangen.«
    »Woher wußte sie, was sie zu tun hatte?«
    »Die freiwilligen Helfer hinterließen einander Notizen am Schwarzen Brett, wenn sie gingen.«
    »Wer war an dem betreffenden Morgen dort?« fragte Mary.
    »Badri«, sagte Dunworthy und machte sich auf den Weg zur Isolierstation.
    Er marschierte ohne Aufenthalt in Badris Krankenzimmer. Die Schwester, mit den geschwollenen Füßen auf der Konsole überrascht, rief: »Sie können ohne Schutzkleidung nicht hinein!« und wollte ihm nach, aber er war schon drinnen.
    Badri lag halb sitzend auf Kissen gestützt. Er sah sehr bleich aus, als hätte die Krankheit alle Farbe aus seiner Haut gebleicht, und schwach, doch blickte er auf, als Dunworthy hereinplatzte und ohne Vorrede zu sprechen begann.
    »Hat Kivrin am Sarkophag des Ritters gearbeitet?«
    »Kivrin?« Seine Stimme war beinahe zu schwach, um hörbar zu sein.
    Die Schwester stieß die Tür auf. »Mr. Dunworthy, es ist Ihnen nicht erlaubt, ohne Schutzkleidung hier…«
    »Am Sonntag«, sagte Dunworthy, »sollten Sie ihr eine Botschaft hinterlassen und notiert haben, was zu tun war. Haben Sie ihr gesagt, daß sie am Sarkophag arbeiten solle?«
    »Mr. Dunworthy, Sie setzen sich der Ansteckungsgefahr aus!« sagte die Schwester.
    Mary kam herein, ein Paar Gummihandschuhe überziehend. »Sie dürfen ohne Schutzkleidung nicht hier in der Station sein, James.«
    »Ich habe es ihm zweimal gesagt, Dr. Ahrens«, sagte die Schwester, »aber er stürmte vorbei, ohne auf mich zu hören…«
    »Haben Sie Kivrin am Ausgrabungsort eine Nachricht hinterlassen, daß sie am Sarkophag arbeiten solle?« drängte Dunworthy.
    Badri nickte matt.
    »Dann war sie dem Virus ausgesetzt«, sagte Dunworthy zu Mary. »Am Sonntag. Vier Tage vor dem Absetzen.«
    »Gott, nein!« hauchte Mary.
    »Was ist? Was ist passiert?« fragte Badri und stützte sich mit beiden Armen im Bett auf. »Wo ist Kivrin?« Er blickte von Mary zu Dunworthy. »Sie zogen sie heraus, nicht? Als Sie merkten, was geschehen war? Haben Sie sie nicht herausgeholt?«
    »Was soll geschehen sein?« fragte Mary. »Wovon reden Sie?«
    »Sie müssen sie herausgeholt haben«, sagte Badri. »Sie ist nicht im Jahr 1320. Sie ist im Jahr 1348.«

 
25
     
     
    »Unmöglich«, sagte Dunworthy.
    »Was sagen Sie da, 1348?« sagte Mary verwirrt. »Das kann nicht sein. Das ist das Jahr des Schwarzen Todes.«
    Sie kann nicht in 1348 angekommen sein, dachte Dunworthy. Alle Koordinaten waren richtig, Badri hatte die Verschiebung als minimal bezeichnet, und Andrews gesagt, die maximale Verschiebung betrage fünf Jahre.
    »1348?« sagte Mary. Er sah sie zu den Kontrollanzeigen an der Wand blicken, als ob sie hoffte, daß er noch an Wahnvorstellungen leide. »Sind Sie sicher?«
    Badri nickte. »Ich wußte, daß etwas nicht stimmte, sobald ich die Verschiebung sah…«
    »Es konnte nicht genug Verschiebung gegeben haben, daß sie 1348 durchkam«, unterbrach ihn Dunworthy. »Ich habe von Andrews die Parameter überprüfen lassen. Er sagte, die maximale Verschiebung betrage nur fünf Jahre.«
    Badri schüttelte den Kopf. »Es war nicht die Verschiebung«, sagte er mit gequälter Miene. »Die machte nur vier Stunden aus. Sie war zu klein. Die minimale Verschiebung bei Ferndistanz-Operationen dieser Art sollte mindestens achtundvierzig Stunden ausmachen.«
    Die Verschiebung war nicht zu groß gewesen, sondern zu klein. Dunworthy hatte Andrews nicht nach der minimalen Verschiebung gefragt, nur nach der

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