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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Sturz mit den Händen auf und kam wieder auf die Füße. »Warum tragen Sie Ihren Schutzanzug nicht?«
    Dunworthy stieß die Türflügel zum Treppenhaus auf und ging durch.
    Colin kam im Laufschritt hinterher, schlitterte durch die zufallenden Türflügel. »Großtante Mary sagte, ich darf Sie nicht gehen lassen.«
    »Ich habe keine Zeit für Impfungen«, knurrte Dunworthy. »Sie ist im Jahr 1348.«
    »Wer?« Er marschierte weiter.
    »Kivrin?« Colin mußte rennen, um ihn einzuholen. »Das kann nicht wahr sein. Das war die Zeit der Pest, nicht?«
    Dunworthy lief die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal überspringend.
    »Verstehe ich nicht«, sagte Colin. »Wie konnte sie 1348 durchkommen?«
    Dunworthy kam im Erdgeschoß an und fischte, während er durch den Korridor zur Telefonzelle marschierte, in der Manteltasche nach dem Taschenkalender, den Colin ihm gegeben hatte.
    »Wie wollen Sie sie herausholen?« fragte Colin. »Das Laboratorium ist gesperrt.«
    Dunworthy erreichte das Telefon und begann im Taschenkalender zu blättern. Er hatte Andrews’ Nummer hinten hineingeschrieben.
    »Mr. Gilchrist wird Sie nicht hineinlassen. Wie wollen Sie ins Laboratorium kommen? Er sagte, er würde es nicht erlauben.«
    Andrews’ Nummer war auf der letzten Seite. Er nahm den Hörer auf.
    »Wenn er Sie doch einläßt, wer wird das Netz bedienen? Mr. Chaudhuri?«
    »Andrews«, sagte Dunworthy und drückte die Nummer.
    »Ich dachte, er würde nicht kommen. Wegen der Ansteckungsgefahr.«
    Dunworthy hob den Hörer ans Ohr. »Ich werde sie nicht dortlassen.«
    Eine Frauenstimme meldete sich. »H. F. Shepherd’s GmbH.«
    Dunworthy schaute verdutzt auf den Taschenkalender in seiner Hand. »Ich versuche Ronald Andrews zu erreichen«, sagte er. »Welche Nummer haben Sie?«
    »24.837«, sagte sie ungeduldig. »Hier gibt es niemanden dieses Namens.«
    Er hängte ein. »Idiotischer Telefondienst«, stieß er hervor und wählte die Nummer noch einmal.
    »Selbst wenn er einverstanden ist, zu kommen, wie wollen Sie sie finden?« fragte Colin. Er spähte ihm über die Schulter. »Sie wird nicht am Absetzort sein, oder? Der Rückholtermin ist erst in drei Tagen.«
    Dunworthy lauschte dem Läuten des Telefons am anderen Ende und fragte sich, was Kivrin getan haben mochte, als sie gemerkt hatte, wo sie war. Sicherlich war sie zum Absetzort zurückgekehrt und hatte dort gewartet. Wenn sie dazu in der Lage gewesen war. Wenn sie nicht krank war. Wenn die Zeitgenossen sie nicht beschuldigt hatten, die Pest nach Skendgate gebracht zu haben.
    »H. F. Shepherd’s GmbH«, sagte dieselbe Frauenstimme.
    »Welche Nummer haben Sie?« rief Dunworthy.
    »24.837«, sagte sie.
    »24.837«, wiederholte Dunworthy. »Das ist die Nummer, die ich zu erreichen versuche.«
    »Nein, ist es nicht«, sagte Colin und langte an ihm vorbei, um auf Andrews’ Nummer auf der Seite zu zeigen. »Sie haben die Nummern verwechselt.« Er nahm Dunworthy den Hörer weg. »Hier, lassen Sie mich versuchen.« Er wählte die Nummer und gab den Hörer zurück.
    Das Läuten am anderen Ende hörte sich anders an, weiter entfernt. Dunworthys Gedanken kamen nicht von Kivrin los. Die Seuche hatte nicht gleichzeitig überall zugeschlagen. Sie war um Weihnachten in Oxford ausgebrochen, aber kein Mensch wußte, wann sie Skendgate erreicht hatte.
    Niemand meldete sich. Er ließ das Telefon zehnmal läuten, elfmal. Er konnte sich nicht erinnern, aus welcher Richtung die Pest eingeschleppt worden war. Bekannt war nur, daß sie aus Frankreich über den Kanal gebracht worden war. Das bedeutete, von Osten her. Und Skendgate lag westlich von Oxford. Vielleicht war sie dort erst nach Weihnachten aufgetreten.
    »Wo ist das Buch?« fragte er Colin.
    »Was für ein Buch? Ihr Terminkalender, meinen Sie? Der ist hier.«
    »Das Buch, das ich dir zu Weihnachten schenkte. Warum hast du es nicht?«
    »Hier?« fragte Colin verwirrt. »Das wiegt mindestens anderthalb Kilo.«
    Niemand meldete sich. Dunworthy hängte ein, nahm den Taschenkalender und ging zur Tür. »Ich erwarte, daß du es immer bei dir hast. Weißt du nicht, daß wir eine Epidemie haben?«
    »Fehlt Ihnen was, Mr. Dunworthy?«
    »Geh und hol es«, sagte Dunworthy.
    »Was, jetzt gleich?«
    »Geh zurück zum Balliol und hol es! Ich möchte wissen, wann die Pest Oxfordshire erreichte. Nicht die Stadt. Die Dörfer. Und aus welcher Richtung sie sich ausbreitete.«
    »Wohin gehen Sie?« fragte Colin. Er mußte laufen, um mit ihm Schritt zu

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