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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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sagte sie. »Ich mußte erst überlegen. Zum Schluß ging es ein bißchen hektisch zu. Beinahe das gesamte Personal war krank, und die anderen arbeiteten in doppelten Schichten. Ich wußte gar nicht mehr, welchen Tag und welches Datum wir hatten.« Sie tippte etwas in die Konsole und blickte mit gerunzelter Stirn zu den Kontrollanzeigen auf.
    Er hatte es bereits gewußt, bevor sie es ihm gesagt hatte, bevor er versucht hatte, die Tischglocke zu erreichen und um Hilfe zu läuten. Das Fieber machte einen einzigen endlosen regnerischen Nachmittag aus all den im halbbetäubten Fieberwahn verbrachten Nächten und von Drogen benebelten Vormittagen, an die er sich nicht erinnern konnte, aber sein Körper war dem Zeitablauf auf der Spur geblieben, hatte die Stunden und die Tage geläutet, so daß er im Bilde gewesen war, noch bevor sie es ihm gesagt hatte. Er hatte den Rückholtermin versäumt.
    Es gab keine Rückholtermin, sagte er sich voll Bitterkeit. Gilchrist hat das Netz abgeschaltet. Wäre er zur Stelle und nicht krank gewesen, hätte es keinen Unterschied gemacht. Das Netz war geschlossen, und er hätte nichts tun können.
    Der 11. Januar. Wie lange hatte Kivrin am Absetzort gewartet? Einen Tag? Zwei Tage? Drei Tage, bevor sie angefangen hatte zu zweifeln, ob das Datum falsch sein könnte, oder der Ort? Hatte sie die ganze Nacht an der Landstraße von Oxford nach Bath gewartet, eingewickelt in ihren pelzgefütterten Umhang, aus Furcht, das Licht könnte Räuber oder Diebe anlocken, ohne ein wärmendes Feuer? Und wann war ihr schließlich klar geworden, daß niemand kommen und sie holen würde?
    »Kann ich Ihnen was bringen?« fragte die Schwester. Sie stieß eine Spritze in die Kanüle.
    »Ist das ein Schlafmittel?« fragte er.
    »Ja.«
    »Gut«, sagte er und schloß dankbar die Augen.
    Er schlief entweder ein paar Minuten oder einen Tag oder einen Monat lang. Das Licht, der Regen, das Fehlen der Schatten waren unverändert, als er erwachte. Colin saß auf dem Stuhl neben dem Bett und las in dem Buch, das Dunworthy ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Und er lutschte an etwas. Es kann nicht so viel Zeit vergangen sein, dachte Dunworthy, der den Jungen nur verschwommen wahrnahm, er lutscht noch immer an den Dingern, die ich ihm zu Weihnachten gab.
    »Ah, gut«, sagte Colin und schlug das Buch zu. »Diese gräßliche Schwester sagte, ich könnte nur bleiben, wenn ich versprechen würde, Sie nicht zu wecken.
    Und das tat ich auch nicht. Werden Sie ihr sagen, daß Sie von selbst aufgewacht sind, bitte?«
    Er nahm aus dem Mund, was er lutschte, betrachtete es und steckte es in die Tasche. »Haben Sie sie gesehen? Sie muß schon im Mittelalter gelebt haben. Sie ist beinahe so nekrotisch wie Mrs. Gaddson.«
    Dunworthy blinzelte zu ihm hin. Er hatte eine neue Jacke an, eine grüne, und der graue Plaidschal um seinen Hals sah in dieser Kombination noch düsterer aus, und Colin wirkte älter, als ob er gewachsen wäre, während Dunworthy geschlafen hatte.
    Colin runzelte die Stirn. »Ich bin es, Colin. Erkennen Sie mich nicht?«
    »Ja, natürlich kenne ich dich. Warum trägst du keine Schutzmaske?«
    Colin grinste. »Ich brauche nicht. Und jedenfalls sind Sie nicht mehr ansteckend. Wollen Sie Ihre Brille?«
    Dunworthy nickte vorsichtig, um die Kopfschmerzen nicht wieder zu wecken.
    »Als Sie die anderen Male aufwachten, erkannten Sie mich überhaupt nicht.« Er suchte in der Schublade des Nachttisches und gab Dunworthy seine Brille. »Sie waren furchtbar schlecht drauf. Ich dachte schon, Sie würden einpacken. Sie nannten mich immer Kivrin.«
    »Welchen Tag haben wir?«
    »Den Zwölften«, sagte Colin ungeduldig. »Das fragten Sie mich erst heute früh. Erinnern Sie sich nicht?«
    Dunworthy setzte die Brille auf. »Nein.«
    »Erinnern Sie sich an nichts von dem, was passiert ist?«
    Ich erinnere mich, wie ich Kivrin im Stich ließ, dachte er. Ich erinnere mich, daß ich sie im Jahr 1348 ihrem Schicksal auslieferte.
    Colin schob den Stuhl näher und legte das Buch auf das Bett. »Die Schwester sagte mir, Sie würden sich nicht erinnern, des Fiebers wegen«, sagte er, und es hörte sich an, als sei er ärgerlich über Dunworthy, als ob es seine Schuld wäre. »Sie wollte mich nicht zu Ihnen lassen und wollte mir nichts sagen. Ich finde das absolut unfair. Sie lassen einen im Wartezimmer sitzen und sagen einem, man solle nach Hause gehen, hier gebe es nichts zu tun, und wenn man Fragen stellt, sagen sie: ›Der Arzt wird gleich

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