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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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mit dir reden‹, und wollen einem nichts sagen. Sie behandeln einen wie ein Kind. Ich meine, irgendwann muß man doch etwas erfahren, nicht? Wissen Sie, was die Schwester heute morgen tat? Sie setzte mich an die Luft. Sie sagte: ›Mr. Dunworthy ist sehr krank gewesen. Ich möchte nicht, daß du ihn aufregst.‹ Als ob ich das tun würde.«
    Er machte ein empörtes Gesicht, aber Dunworthy sah auch, daß er müde und besorgt war, und er mußte daran denken, wie der Junge sich tagelang in den Korridoren herumgetrieben und im Wartezimmer gesessen hatte, um etwas zu erfahren. Kein Wunder, daß er älter aussah.
    »Und gerade eben sagte Mrs. Gaddson, ich solle Ihnen nur gute Nachrichten erzählen, weil schlechte Nachrichten sehr wahrscheinlich zu einem Rückfall führen würden, an dem Sie sterben könnten, und dann würde es meine Schuld sein.«
    »Mrs. Gaddson hält immer noch die Moral aufrecht, wie ich sehe«, sagte Dunworthy. Er lächelte Colin zu. »Es besteht wohl keine Aussicht, daß das Virus sie zu Boden streckt?«
    Colin schüttelte den Kopf. »Die Epidemie ist zum Stillstand gekommen«, sagte er. »Nächste Woche wird die Quarantäne aufgehoben.«
    Dann hatte Marys ständiges Drängen doch noch Erfolg gehabt und der Impfstoff war eingetroffen. Er fragte sich, ob er noch rechtzeitig gekommen war, um Badri zu helfen, und ob das vielleicht die schlechte Nachricht war, die Mrs. Gaddson ihm vorenthalten wollte. Die schlechte Nachricht, dachte er bei sich, habe ich bereits erhalten. Die Fixierung ist verloren, und Kivrin ist im Jahr 1348.
    »Erzähl mir ein paar gute Neuigkeiten«, sagte er.
    »Ja, seit zwei Tagen ist niemand krank geworden«, sagte Colin, »und endlich klappt es auch mit der Versorgung, so daß wir anständig zu essen bekommen.«
    »Du hast auch neue Sachen bekommen, wie ich sehe.«
    Colin blickte an sich herab auf die grüne Jacke. »Das ist eines der Weihnachtsgeschenke meiner Mutter. Sie schickte sie, nachdem…« Er brach ab und runzelte die Stirn. »Sie schickte mir auch ein paar Videos, und einen Satz Gesichtsmasken.«
    War es möglich, daß sie tatsächlich gewartet hatte, bis die Epidemie vorüber war, bevor sie sich der Mühe unterzogen hatte, Colins Geschenke abzuschicken? Was mochte Mary dazu gesagt haben?
    Colin stand auf. »Sehen Sie, die Jacke schließt sich automatisch. Man drückt nur den Knopf hier, so. Sie brauchen mir nicht mehr zu sagen, daß ich den Reißverschluß zumachen soll.«
    Die Schwester kam hereingeraschelt. »Hat er Sie aufgeweckt?« fragte sie.
    »Sehen Sie«, sagte Colin. »Bestimmt nicht, Schwester. Ich war so still, daß Sie nicht mal das Umblättern gehört hätten.«
    »Er hat mich nicht geweckt, und er stört mich nicht«, sagte Dunworthy, bevor sie die nächste Frage stellen konnte. »Er erzählt mir nur gute Neuigkeiten.«
    »Du solltest Mr. Dunworthy überhaupt nichts erzählen, er muß ruhen«, sagte sie und hängte einen Plastikbeutel mit klarer Flüssigkeit an den Tropf. »Mr. Dunworthy ist immer noch zu krank, um von Besuchern belästigt zu werden.« Sie drängte Colin aus dem Zimmer.
    »Wenn Sie so besorgt sind, daß Mr. Dunworthy von Besuchern belästigt wird, warum hindern Sie dann nicht Mrs. Gaddson daran, ihm ihre Horrorstellen aus der Bibel vorzulesen?« protestierte Colin. »Damit kann sie jeden krank machen.« Er blieb in der Türöffnung stehen und starrte die Schwester herausfordernd an. »Morgen werde ich wiederkommen. Mr. Dunworthy, gibt es etwas, was Sie gern hätten?«
    »Wie geht es Badri?« fragte Dunworthy, auf alles gefaßt.
    »Besser«, sagte Colin. »Er war beinahe gesund, hatte aber einen Rückfall. Jetzt ist er aber wieder ziemlich gut beisammen. Er möchte Sie sprechen.«
    »Nein«, sagte Dunworthy, aber die Schwester hatte bereits die Tür geschlossen.
    Natürlich war es nicht Badris Schuld. Desorientierung war eines der Frühsymptome. Er dachte an sich selbst, unfähig, Andrews’ Nummer zu wählen, an Mrs. Piantini, die beim Schellenläuten einen um den anderen Fehler gemacht und sich immer wieder entschuldigt hatte.
    Nein, es war nicht Badris Schuld gewesen. Es war seine Schuld. Er war so unruhig und besorgt über die Berechnungen des Technikerlehrlings gewesen, daß er Badri mit seinen Ängsten angesteckt und keine Ruhe gegeben hatte, bis dieser beschlossen hatte, die Koordinaten neu zu berechnen und einzugeben. So war durch seine eigene Nervosität aus einer richtigen eine falsche Berechnung geworden.
    Colin hatte sein Buch

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