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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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zum Krankenzimmer auf und ging hinein. Er hatte erwartet, daß es fast leer sein würde, die Patienten alle nach Hause geschickt, aber alle Betten waren belegt. Die meisten Patienten saßen halb aufrecht in ihren Betten, lasen oder hatten ihre transportablen Fernseher eingeschaltet. Einer saß in einem Rollstuhl neben seinem Bett und blickte hinaus in den verhangenen Tag.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Dunworthy ihn wiedererkannte. Colin hatte gesagt, er habe einen Rückfall erlitten, aber dies hatte er nicht erwartet. Er sah wie ein alter Mann aus, das dunkelhäutige Gesicht fahlgrau, mit tief eingegrabenen Falten zu beiden Seiten des Mundes und unter den Augen. Sein Haar war völlig weiß geworden. »Badri«, sagte er.
    Der Mann drehte sich mit dem Rollstuhl herum. »Mr. Dunworthy.«
    »Ich wußte nicht, daß Sie in diesem Zimmer sind.«
    »Man verlegte mich hierher, sobald es wieder aufwärts ging.« Er zögerte. »Ich hörte, daß es Ihnen besser ginge.«
    »Ja.«
    Dunworthy glaubte es nicht länger ertragen zu können. Wie geht es Ihnen? Besser, danke. Und Ihnen? Danke, auch besser. Natürlich hing es mit der Depression zusammen, aber die war, wenn man den Ärzten Glauben schenken wollte, ein normales postvirales Symptom.
    Badri drehte seinen Rollstuhl wieder zum Fenster. Und Dunworthy überlegte, ob er es auch nicht ertragen könne.
    »Ich machte einen Fehler in den Koordinaten, als ich sie neu eingab«, sagte Badri, den Blick in den regengrauen Tag gerichtet. »Ich gab die falschen Daten ein.«
    Sie waren krank, Sie hatten Fieber, hätte er sagen sollen. Desorientierung und Verwirrung seien frühe Symptome der Infektion. Es war nicht Ihre Schuld, hätte er sagen sollen. Er sagte nichts.
    »Ich erkannte nicht, daß ich krank war«, sagte Badri. Er zupfte nervös an seinem Morgenmantel, wie er im Delirium an der Bettdecke gezupft hatte. »Ich hatte Kopfschmerzen, schrieb sie aber der Arbeit am Netz zu. Ich hätte erkennen müssen, daß etwas mit mir nicht stimmte, und das Absetzen unterbrechen sollen.«
    Und ich hätte mich weigern sollen, ihr Rat und Unterstützung zu geben. Ich hätte darauf bestehen sollen, daß Gilchrist Parameterprüfungen durchführen ließ. Ich hätte ihn dazu bringen sollen, das Netz zu öffnen, als Badri anfing, Anzeichen von Verwirrung zu zeigen.
    »Ich hätte das Netz am dem Tag öffnen sollen, als Sie krank wurden, ohne auf den Rückholtermin zu warten«, sagte Badri. Er drehte den Gürtel seines Morgenmantels zwischen den Fingern. »Aber Sie wissen ja, wie schlecht es mir ging. Ich war zu nichts in der Lage.«
    Dunworthy blickte gewohnheitsmäßig zur Wand über Badris Bett, aber dort gab es keine Kontrollanzeigen. Badri trug nicht einmal ein Anklebethermometer. War es möglich, daß er von Gilchrists Entscheidung, das Netz abzuschalten, nichts wußte? Vielleicht hatten sie es Badri aus Sorge um seine Erholung vorenthalten, wie sie ihm die Nachricht von Marys Tod vorenthalten hatten.
    »Man weigert sich bis heute, mich aus dem Krankenhaus zu entlassen«, sagte Badri wie zu seiner Rechtfertigung. »Ich hätte einfach gehen und die Verantwortung für einen möglichen Rückfall auf mich nehmen sollen.«
    Dunworthy dachte, daß er es ihm sagen sollte. Aber er tat es nicht. Er stand schweigend da, sah zu, wie Badris nervöse Finger den Stoffgürtel drehten und drehten, und hatte Mitleid mit ihm.
    »Mrs. Montoya zeigte mir die Wahrscheinlichkeitsstatistik«, sagte Badri. »Glauben Sie, daß Kivrin tot ist?«
    Ich hoffe, sie starb am Virus, bevor sie begriff, wo sie war. Bevor sie begriff, daß wir sie dort sich selbst überlassen hatten. »Es war nicht Ihre Schuld«, sagte er.
    »Ich war nur zwei Tage zu spät, als ich das Netz öffnete. Ich war überzeugt, sie würde dort sein und warten. Nur zwei Tage.«
    »Was?«
    »Am Sechsten versuchte ich Erlaubnis zum Verlassen des Krankenhauses zu bekommen, aber sie weigerten sich, weil ich schwach war und noch etwas Fieber hatte. Erst am Achten ließen sie mich schließlich gehen. Ich öffnete das Netz, sobald ich konnte, aber sie war nicht dort.«
    »Was reden Sie da?« sagte Dunworthy. »Wie konnten Sie das Netz öffnen? Gilchrist hatte es abgeschaltet.«
    Badri blickte zu ihm auf. »Ich hatte die Daten gespeichert«, sagte Badri. »Sie waren so besorgt über die Art und Weise, wie die Absetzoperation lief, daß ich die Fixierung speicherte. Das hätte ich wahrscheinlich auch so getan, für den Fall, daß etwas schiefginge. Am

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