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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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wiederhergestellt waren.«
    Dunworthy versuchte nicht, mit ihm zu argumentieren. Er wartete, bis der Arzt und die alte Aushilfsschwester im gestärkten Kittel, Erinnerungen an den Hundertjährigen Krieg austauschend, den Korridor hinuntergehinkt und außer Sicht waren, dann schnallte er seinen tragbaren Tropf an und ging zur öffentlichen Telefonzelle bei der Notaufnahme, um sich von Finch über den Stand der Dinge unterrichten zu lassen.
    »Die Schwester erlaubt kein Telefon in Ihrem Zimmer«, sagte Finch, »aber ich habe gute Nachricht, was die Pest betrifft. Ein paar Injektionen Tetracyclin können zusammen mit Gammaglobulin und T-Zellen-Verstärkung eine vorübergehende Immunität erzeugen. In diesem Fall ist der Schutz schon nach zwölf Stunden gewährleistet.«
    »Gut«, sagte Dunworthy. »Besorgen Sie mir einen Arzt, der mir diese Injektionen gibt und meine Entlassung aus der Klinik autorisiert. Einen jungen Arzt. Und schicken Sie Colin herüber. Ist das Netz fertig?«
    »Beinahe, Sir. Ich habe die erforderlichen Genehmigungen erhalten und eine Fernschaltung ausfindig gemacht. Ich wollte sie gerade holen.«
    Er legte auf, und Dunworthy ging zurück zu seinem Krankenzimmer. Er hatte die Schwester nicht belogen, er fühlt sich von Stunde zu Stunde kräftiger, obwohl es noch eine Beengung um die unteren Rippen gab, wenn er sich länger außerhalb seines Bettes aufhielt. Als er ins Krankenzimmer kam, fand er zu seiner nicht geringen Verwunderung Mrs. Gaddson, die auf der Suche nach Androhungen von Seuchen, Wechselfieber und Erblindung eifrig in ihrer Bibel blätterte.
    »Lesen Sie mir Lukas 11, 9 vor«, sagte Dunworthy.
    Sie schlug die Stelle auf. »Und ich sage euch: Bittet, und es wird euch gegeben werden«, las sie mit einem argwöhnischen Blick zu ihm. »Suchet, und ihr werdet finden, klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.«
    Am Ende der Besuchszeit kam Mrs. Taylor, die ein Maßband bei sich hatte. »Colin schickte mich, Ihre Maße zu nehmen«, sagte sie. »Die Schwester draußen will ihn nicht in die Station einlassen.« Sie legte ihm das Maßband um die Mitte. »Ich mußte ihr weismachen, daß ich zu Mrs. Piantini wolle. Bitte halten Sie den Arm gerade ausgestreckt.« Sie maß seine Armlänge. »Es geht ihr viel besser. Vielleicht gelingt es ihr sogar, mit uns am Fünfzehnten an der Aufführung von Rimbaud teilzunehmen. Wir wollten es in der Heiligen Reformierten Kirche aufführen, wie Sie wissen, aber das Gesundheitsamt hat die Räume dort übernommen, und Mr. Finch war so freundlich, uns die Kapelle des Balliol College zur Verfügung zu stellen. Welche Größe tragen Sie?«
    Sie schrieb seine Maße auf, sagte ihm, daß Colin am nächsten Tag kommen würde, und daß das Netz nahezu fertig sei. Dann ging sie hinaus, um Mrs. Piantini zu besuchen und kehrte einige Minuten später mit einer Botschaft von Badri zurück.
    »Mr. Dunworthy, ich habe vierundzwanzig Parameterüberprüfungen vorgenommen«, hatte er ihm geschrieben. »Alle vierundzwanzig zeigen minimale Verschiebungen, elf sogar von weniger als einer Stunde. Ich mache jetzt Divergenzprüfungen, um festzustellen, was es damit auf sich hat.«
    Ich weiß, was es ist, dachte Dunworthy. Es ist der Schwarze Tod. Die Funktion der Verschiebung war, Wechselwirkungen zu verhüten, die sich auf den Gang der Geschichte auswirken könnten. Kurze Verschiebungszeiten bedeuteten, daß es keine Anachronismen gab, keine kritischen Begegnungen, die das Kontinuum verhindern mußte. Es bedeutet, daß die Absetzoperation in ein unbewohntes Gebiet erfolgte. Es bedeutete, daß die Pest dort gewesen und alle Zeitgenossen tot waren.
    Colin kam am nächsten Vormittag nicht, und nach dem Mittagessen ging Dunworthy wieder zur Telefonzelle und rief Finch an. »Es ist mir nicht gelungen, einen Arzt zu finden, der bereit ist, neue Patienten anzunehmen«, berichtete dieser. »Ich habe alle praktizierenden Ärzte innerhalb des Quarantänebereiches angerufen. Nicht wenige von ihnen sind immer noch krank«, sagte er, »und einige von ihnen…«
    Er ließ den Rest ungesagt, aber Dunworthy wußte, was gemeint war. Mehrere von ihnen waren gestorben, darunter diejenige, die sicherlich geholfen haben würde, die ihm die Schutzimpfung gegeben und Badri entlassen hätte.
    Mary hätte nicht aufgegeben, dachte er, trotz der Schwester und Mrs. Gaddson und einer schmerzhaften Beengung im unteren Brustkorb. Wenn sie noch lebte, hätte sie ihm in jeder Weise geholfen.
    Er ging zurück ins

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