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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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    »Ich möchte William sprechen«, sagte Dunworthy.
    »Hier!« sprudelte sie. »Im Krankenhaus?« Sie klappte die Bibel vernehmlich zu. »Das erlaube ich nicht. Es ist schlimm genug, daß man Willy als Pfleger dienstverpflichtet hat, aber es gibt noch immer eine Menge ansteckender Fälle, und ich lasse nicht zu, daß der arme Willy mehr als unbedingt notwendig mit ihnen in Berührung kommt.«
    »Ich glaube, er ist sowieso im Hause«, sagte er. »Sagen Sie ihm, daß ich ihn so bald wie möglich zu sehen wünsche.«
    Sie schwang die Bibel gegen ihn wie Moses den Stab, als er die sieben Plagen über die Ägypter brachte. »Ich werde mich beim Dekan der Historischen Fakultät über Ihre gefühllose Gleichgültigkeit gegen das Wohlbefinden Ihrer Studenten beschweren!« rief sie und stürmte hinaus.
    Er hörte, wie sie sich draußen auf dem Korridor laut bei jemandem beklagte, vermutlich bei William selbst, der ihr gerade in die Quere gekommen sein mußte, denn gleich darauf erschien er mit verlegener Miene und fuhr sich über das zersauste Haar.
    »Ich brauche Injektionen von Tetracyclin und Gammaglobulin«, sagte Dunworthy. »Außerdem muß ich meine Entlassung aus dem Krankenhaus erreichen, ebenso wie Badri Chaudhuri.«
    Er nickte. »Ich weiß. Colin sagte mir, Sie wollten versuchen, Ihre Historikerin zu bergen.« Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich kenne hier eine Medizinstudentin, die ihr Praktikum macht…«
    »Sie darf die Injektionen nicht ohne Genehmigung eines Arztes vornehmen, sonst kann sie Schwierigkeiten bekommen, und auch die Entlassungen müssen genehmigt werden.«
    »Ich habe einen Freund oben in der Verwaltung. Wann brauchen Sie es?«
    »So bald wie möglich.«
    »Ich werde mich gleich darum kümmern. Es kann zwei oder drei Tage dauern«, sagte er und wandte sich zum Gehen. »Ich habe Kivrin einmal gesehen, sie war gerade im Balliol College, um Sie zu sprechen. Sie ist recht hübsch, nicht?«
    Ich muß daran denken, sie vor ihm zu warnen, dachte Dunworthy, und es wurde ihm klar, daß er tatsächlich angefangen hatte zu glauben, er könnte imstande sein, sie trotz allem zu retten. Halte durch, dachte er, ich komme. Zwei oder drei Tage.
    Den Nachmittag verbrachte er mit Auf- und Abgehen im Korridor, um sich zu kräftigen. In Badris Station war an allen Türen Besuchsverbot angeschlagen, und die Stationsschwester ließ ihn nicht aus den scharfen blauen Augen, wenn er sich näherte.
    Colin kam naß und atemlos mit einem Paar Stiefel für Dunworthy. »Sie paßt höllisch auf«, sagte er. »Mr. Finch läßt ausrichten, daß das Netz fertig ist, bloß kann er niemanden finden, der medizinische Unterstützung leistet.«
    »Frag William, ob er das arrangieren kann«, sagte er. »Er kennt jemanden in der Verwaltung und kümmert sich um die Entlassungen und die Tetracyclin-Injektion.«
    »Ich weiß schon. Ich muß Badri eine Nachricht von ihm bringen. Bis später.«
    Er kam nicht zurück, und auch William ließ sich nicht blicken. Als Dunworthy zum Telefon ging, um im College anzurufen, fing die Schwester ihn auf halbem Weg ab und geleitete ihn zurück zu seinem Zimmer. Entweder schlossen ihre verschärften Abwehrmaßnahmen auch Mrs. Gaddson aus, oder die letztere ärgerte sich noch über William. Sie blieb den ganzen Nachmittag aus.
    Gegen fünf kam eine hübsche Krankenschwester, die er bis dahin nicht gesehen hatte, mit einer Spritze herein. »Ihre Schwester wurde zu einer Notversorgung gerufen«, sagte sie.
    Er machte eine Kopfbewegung zu der Spritze. »Was ist das?«
    Sie tippte mit einem Finger ihrer freien Hand auf der Tastatur der Konsole, blickte auf den Bildschirm, tippte wieder ein paar Zeichen ein und kam zum Bett, um ihm die Spritze zu setzen. »Tetracyclin« sagte sie. Sie wirkte weder nervös noch verstohlen, was darauf schließen ließ, daß es William irgendwie gelungen war, die Genehmigung zu erhalten. Sie injizierte den Inhalt der ziemlich groß aussehenden Spritze in die Kanüle, lächelte ihm zu und ging hinaus. Sie hatte die Konsole eingeschaltet gelassen. Er stand auf und ging hin, um zu lesen, was auf dem Bildschirm stand.
    Es war sein Krankenblatt. Er erkannte es, weil es wie Badris aussah und ebenso unleserlich war. Die letzte Eintragung lautete: ICU15802691 14-1-55 1805 50/RPT 1800CRS IMSTMC 4ML/g6h NHS40-211-7 M AHRENS.
    Er setzte sich auf die Bettkante. Ach, Mary.
    William mußte über seinen Freund ihren Zugangs-Code erhalten und in den Computer eingegeben haben. Die

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