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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Kollegen Badri eingeliefert hatte. »Können Sie einsteigen?« fragte sie, und es schien Dunworthy, daß sie errötete.
    Er nickte und stand auf.
    »Zieh die Türen fest zu«, sagte sie zu Colin und ging nach vorn zum Fahrerhaus.
    Dunworthy schaute ihr nach. »Erzähl mir bloß nicht, daß sie auch eine Freundin von William ist.«
    »Natürlich«, sagte Colin. »Sie fragte mich, was ich von Mrs. Gaddson halte und ob es ein Auskommen mit ihr ist.« Er half ihm die Tritte hinauf und in den Krankenwagen.
    Dunworthy wischte sich die Regentropfen von der Brille. »Wo ist Badri?«
    Colin zog schnaufend den Rollstuhl an Bord, dann schloß er die Türen. »Im Balliol. Wir brachten ihn zuerst hin, damit er das Netz herrichten kann.«
    Dunworthy blickte besorgt aus dem Heckfenster. »Hoffentlich schlägt die Nachtschwester nicht Alarm, bevor wir weg sind.«
    »Da würde ich mir keine Sorgen machen«, sagte Colin lachend.
    Er hatte Williams Wirkung auf Frauen offensichtlich unterschätzt. Wahrscheinlich saß die Nachtschwester im Wäschezimmer auf seinem Schoß, und er hatte ihr längst den Kittel oder sogar schon die Bluse aufgeknöpft.
    Colin schaltete die Taschenlampe ein und beleuchtete die Bahre. »Ich habe Ihr Kostüm mitgebracht«, sagte er. Es war der schwarze Rock mit den abgeschnittenen Schößen und der Kniehose.
    Dunworthy legte den Bademantel ab und zog die Sachen an. Der Krankenwagen fuhr ohne Warnung los, und der Ruck riß ihn beinahe zu Boden. Er setzte sich auf die seitliche Bank, stemmte den Rücken gegen die schwankende Außenwand und zog die schwarze Kniehose an.
    Die Ärztin hatte keine Sirene eingeschaltet, fuhr aber in einem Tempo, daß sie es hätte tun sollen. Dunworthy mußte sich mit einer Hand festhalten, während er mit der anderen am Hosenbund zog, und Colin, der ihm die Stiefel herüberziehen wollte, fiel dabei vornüber.
    »Wir haben einen Umhang für Sie gefunden«, sagte Colin. »Mr. Finch borgte ihn vom Theaterverein.« Er schüttelte ihn aus. Es war ein langer, weiter Umhang, anscheinend im viktorianischen Stil, schwarz und mit roter Seide gefüttert. Er legte ihn Dunworthy um die Schultern.
    »Für welche Inszenierung haben sie den gebraucht? Dracula?«
    Der Krankenwagen hielt, die Ärztin ging nach hinten und riß die Türen auf. Colin half Dunworthy hinunter und hielt den Saum des voluminösen Umhangs wie ein Page. Sie retteten sich unter das Tor. Der Regen tanzte auf dem Pflaster und plätscherte in den Ablaufrohren, aber durch sein gleichförmiges Rauschen drangen metallische Töne.
    »Was ist das?« Dunworthy spähte in den dunklen Hof.
    »Wenn endlich mein Erlöser kommt, oder so ähnlich«, sagte Colin. »Die Amerikanerinnen proben für eine kirchliche Sache. Nekrotisch, nicht?«
    »Mrs. Gaddson sagte, daß sie zu allen Stunden übten, aber ich hatte keine Ahnung, daß sie damit fünf Uhr früh meinte.«
    »Die Aufführung ist heute abend«, sagte Colin.
    »Heute abend?« Dunworthy begriff, daß es der Fünfzehnte war. Nach dem Julianischen Kalender der Sechste. Der Dreikönigstag.
    Finch kam mit einem Schirm über den Hof geeilt. »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe«, und hielt ihn fürsorglich über Dunworthy, »aber ich konnte keinen Schirm finden. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele von den Einquartierten weggehen und fremde Schirme mitnehmen. Und andere lassen sie stehen. Besonders die Amerikanerinnen…«
    Sie gingen über den Hof. »Ist alles bereit?« fragte Dunworthy.
    »Die medizinische Unterstützung ist noch nicht da«, sagte Finch, bemüht, den Schirm über Dunworthys Kopf zu halten, »aber William Gaddson rief gerade an und sagte, alles sei geregelt, und sie werde bald hier sein.«
    Dunworthy wäre nicht erstaunt gewesen, wenn er gesagt hätte, die Nachtschwester hätte sich freiwillig für das Unternehmen gemeldet. »Ich hoffe wirklich, daß William sich niemals entschließen wird, sich einer Verbrecherlaufbahn zuzuwenden.«
    »O nein, das wird er sicher nicht tun, Sir. Seine Mutter würde es nie erlauben. Mr. Chaudhuri hat die Koordinaten bereits festgelegt und Probeläufe gemacht. Und Mrs. Montoya ist hier.«
    Er blieb stehen. »Montoya? Was will sie hier?«
    »Ich weiß es nicht, Sir. Sie sagte nur, sie habe Informationen für Sie.«
    Nicht jetzt, dachte er. Nicht, wenn wir dem Ziel so nahe sind.
    Er betrat das Laboratorium. Baldri saß an der Konsole, und Montoya, in lehmbeschmierter Jeans und ihrer weiten Jacke, beugte sich über ihn und

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