Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
beobachtete den Bildschirm. Badri sagte etwas, und sie schüttelte den Kopf und sah auf ihre Digitaluhr. Dann blickte sie auf und sah Dunworthy, und ein mitleidiger Ausdruck kam in ihre Züge. Sie richtete sich auf und griff in die Tasche ihres Holzfällerhemdes.
    Nein, dachte Dunworthy.
    Sie kam auf ihn zu. »Ich wußte nicht, daß Sie diese Aktion planen«, sagte sie, ein gefaltetes Stück Papier in den Fingern. »Aber ich kann Ihnen helfen. Schauen Sie her.« Sie entfaltete das Papier und zeigte es ihm. »Diese Information hatte Kivrin, als sie durchging.«
    Er sah, daß es eine Kartenskizze war.
    »Hier ist der Absetzort.« Sie zeigte auf ein Kreuz an einer schwarzen Linie. »Und dies ist Skendgate. Sie werden es an der Kirche erkennen. Sie ist normannisch, mit Wandmalereien über den Jochbögen und einem Lettner und einer Statue des heiligen Antonius.« Sie lächelte. »Der Schutzpatron aller, die sich verlaufen haben. Ich fand sie gestern.«
    Sie zeigte auf mehrere andere Kreuze. »Sollte Kivrin durch irgendeinen Zufall nicht nach Skendgate gegangen sein, sind die wahrscheinlichsten Dörfer im Umkreis Esthcote, Henefelde und Shrivendun. Ich habe die kennzeichnenden Landmarken auf der Rückseite aufgeführt.«
    Badri stand auf und kam zu ihnen. Er sah noch gebrechlicher aus als im Krankenzimmer, wenn das möglich war, und bewegte sich langsam wie der alte Mann, der er geworden war. »Ich bekomme noch immer minimale Verschiebung, gleichgültig, welche Variablen ich eingebe«, sagte er. Er hielt sich die Seite unter den Rippen. »Ich werde das Netz in Abständen von zwei Stunden für jeweils fünf Minuten öffnen. Auf diese Weise können wir die Öffnungszeit auf vierundzwanzig Stunden ausdehnen, sogar auf sechsunddreißig, wenn wir Glück haben.«
    Dunworthy fragte sich, wie viele von diesen zweistündigen Intervallen Badri durchhalten würde. Er sah bereits jetzt ziemlich erledigt aus.
    »Wenn Sie den Schimmer beginnender Feuchtigkeitskondensation sehen, gehen Sie hinein«, sagte Badri.
    »Und wenn es dunkel ist?« fragte Colin. Er hatte den Laborkittel ausgezogen, und Dunworthy sah, daß er ein Schildknappenkostüm anhatte.
    »Wenn es dunkel ist, sollte man trotzdem den Schimmer sehen können, und wir werden rufen«, sagte Badri. Er grunzte leise und hielt sich wieder die Seite. »Sie sind immunisiert?«
    »Ja.«
    »Gut. Dann brauchen wir nur noch auf die medizinische Unterstützung zu warten.« Er musterte Dunworthy mit kritischem Blick. »Sind Sie sicher, daß Sie für diese Operation gesund genug sind?«
    »Sind Sie es?« fragte Dunworthy zurück.
    Die Tür ging auf, und die Praktikantin kam im Regenmantel herein. Sie errötete ein wenig, als sie Dunworthy sah. »William sagte, Sie brauchten medizinische Unterstützung. Wo soll ich mich aufstellen?«
    Ich darf nicht vergessen, Kivrin vor ihm zu warnen, dachte Dunworthy. Badri zeigte ihr, wo er sie haben wollte, und Colin lief hinaus, ihre Ausrüstung zu holen.
    Montoya führte Dunworthy zu einem mit Kreide gezogenen Kreis unter den Abschirmungen. »Wollen Sie Ihre Brille tragen?«
    »Ich muß«, sagte er. »Sie können sie in Ihrem Friedhof ausgraben.«
    »Ich bin ganz sicher, daß sie nicht da sein wird«, erwiderte sie. »Möchten Sie sitzen oder liegen?«
    Er dachte, wie Kivrin am Boden gelegen hatte, den Arm über dem Gesicht, hilflos und blind. »Ich werde stehen«, sagte er.
    Colin kam mit einem Kabinenkoffer zurück. Er stellte ihn bei der Konsole ab und ging zum Netz. »Es kommt nicht in Frage, daß Sie allein gehen«, erklärte er.
    »Ich muß allein gehen, Colin.«
    »Warum?«
    »Weil es zu gefährlich ist. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es während der Pest war.«
    »Doch, ich kann. Ich habe das Buch zweimal durchgelesen, und ich hatte meine…« Er brach ab. »Ich weiß alles über den Schwarzen Tod. Außerdem sollten Sie auf keinen Fall allein gehen, wenn es so schlimm ist. Ich werde Ihnen nicht im Weg sein, das verspreche ich.«
    »Colin«, sagte er hilflos, »ich bin für dich verantwortlich. Ich kann das Risiko nicht auf mich nehmen.«
    Badri kam herüber und begann mit seinen Messungen. »Die Schwester braucht Hilfe mit dem Rest ihrer Ausrüstung«, sagte er.
    »Wenn Sie nicht zurückkommen, werde ich nie erfahren, was mit Ihnen geschehen ist«, sagte Colin. Er drehte um und rannte hinaus.
    Badri schritt langsam einen Kreis um Dunworthy ab und machte Messungen. Er runzelte die Stirn, nahm ihn beim Ellbogen, machte weitere Messungen. Die

Weitere Kostenlose Bücher