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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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obwohl die Flüssigkeit sie hätte löschen sollen. Sie überlegte, ob er sie in ein fremdes Land gebracht habe, Spanien oder Griechenland, wo die Menschen sich einer Sprache bedienten, die nicht im Implantdolmetscher war.
    Sie hatte den rothaarigen Mann richtig verstanden. »Wer bist du?« hatte er gefragt, und sie hatte geglaubt, daß der andere Mann ein Knecht oder Sklave sein müsse, den er von den Kreuzzügen mitgebracht hatte, ein Sklave, der Türkisch oder Arabisch sprach, was die Ursache war, daß sie ihn nicht verstehen konnte.
    »Ich bin Historikerin«, hatte sie gesagt, doch als sie in sein freundliches Gesicht aufgeblickt hatte, war er es nicht. Es war der Halsabschneider.
    Sie blickte in Panik umher, ob der Rothaarige in der Nähe sei, aber er war nicht da. Der Halsabschneider legte Stecken auf ein paar Steine, um Feuer zu machen.
    »Mr. Dunworthy!« rief Kivrin in Verzweiflung, und der Halsabschneider kam und kniete vor ihr. Das Licht seiner Laterne flackerte über sein Gesicht.
    »Vürthe niht«, sagte er. »Her wirde widerkomen zitec.«
    »Mr. Dunworthy!« schrie sie, und der rothaarige Mann kam und kniete neben ihrem Lager.
    »Ich hätte den Absetzort nicht verlassen sollen«, sagte sie zu ihm und beobachtete sein Gesicht, so daß es sich nicht in den Halsabschneider verwandeln würde. »Etwas muß mit der Fixierung schiefgegangen sein. Sie müssen mich dorthin zurückbringen.«
    Er löste den Umhang, den er trug, schwang ihn von den Schultern und legte ihn über sie, und sie wußte, daß er verstand.
    »Ich muß nach Hause«, sagte sie, als er sich über sie beugte. Er hatte eine Laterne bei sich, und sie erhellte sein freundliches Gesicht und flackerte wie Feuer auf seinem roten Haar.
    »Godufadur«, rief er aus, und sie dachte, daß es der Name des Sklaven sein müsse. Er würde den Sklaven fragen, wo er sie gefunden hatte, und dann würde er sie zum Absetzort zurückbringen. Und Mr. Dunworthy würde außer sich sein, daß sie nicht dort war, als er das Netz öffnete. Es ist schon gut, Mr. Dunworthy, sagte sie sich im stillen, ich komme schon.
    »Dreede nawmaydde«, sagte der rothaarige Mann und hob sie auf. »Fawrthah Galwinnath coam.«
    »Ich bin krank«, sagte Kivrin zu der Frau, »darum kann ich euch nicht verstehen«, aber diesmal beugte sich niemand aus der Dunkelheit zu ihr, sie zu beruhigen. Vielleicht waren sie es müde geworden, sie brennen zu sehen, und waren fortgegangen. Es dauerte wirklich lange, obwohl das Feuer jetzt heißer zu werden schien.
    Der rothaarige Mann hatte sie vor sich auf den Schimmel gesetzt und war in die Wälder geritten, und sie hatte gedacht, er müsse sie zurück zum Absetzort bringen. Das Pferd hatte jetzt einen Sattel und war mit Glöckchen behangen, die im Schritt des Pferdes bimmelten, und Kivrin kam es vor, als spielten sie eine Melodie. Es war »Ihr Kinderlein kommet«, und die Glöckchen wurden lauter und lauter, bis sie wie die Glocken von St. Mary dröhnten.
    Sie ritten weit, und Kivrin dachte, sie müßten inzwischen sicherlich in der Nähe des Absetzortes sein.
    »Wie weit ist es zum Absetzort?« fragte sie den Rothaarigen. »Mr. Dunworthy wird sich solche Sorgen machen«, aber er antwortete nicht. Er ritt aus den Wäldern und einen Hang hinunter. Der Mond war aufgegangen und schien bleich in den Zweigen eines kahlen Gehölzes und auf die Kirche am Fuß des Hügels.
    »Das ist nicht die Stelle«, sagte sie und wollte in die Zügel greifen, um das Pferd zu wenden, aber sie wagte die Arme nicht von der Mitte des Rothaarigen zu nehmen, weil sie befürchtete, sie könnte fallen. Und dann waren sie an einer Tür, und sie öffnete sich, und es gab ein Feuer und Licht und Glockenklang, und sie wußte, daß er sie schließlich doch zum Absetzort zurückgebracht hatte.
    »Shay boyen syke nighonn tdeeth«, sagte die Frau. Ihre Hände waren runzlig und rauh auf Kivrins Haut. Sie zog die Bettdecke über Kivrin und strich sie glatt. Pelz, Kivrin fühlte weichen Pelz im Gesicht, oder vielleicht war es ihr Haar.
    »Wohin habt ihr mich gebracht?« fragte sie. Die Frau beugte sich ein wenig näher, als könne sie nicht hören, und Kivrin merkte, daß sie nicht auf ihre Sprache geachtet hatte. Der Implantdolmetscher funktionierte nicht. Sie sollte imstande sein, ihre Gedanken in den Sprachgebrauch des Mittelalters umzusetzen. Vielleicht war das der Grund, daß sie die Leute nicht verstehen konnte, weil der Implantdolmetscher nicht funktionierte.
    Sie überlegte, wie es

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