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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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grimmig blickende Stationsschwester und beobachtete einen Monitor.
    »Ich bringe Dr. Dunworthy zu Mr. Chaudhuri«, sagte Mary zu ihr. »Wir werden Schutzkleidung brauchen. Wie geht es ihm?«
    »Sein Fieber ist wieder gestiegen. 39,8«, sagte die Schwester und gab ihnen zwei in Plastik versiegelte Bündel mit Papierkleidung, bestehend aus Kitteln mit Rückenverschluß, Kappen, Atemmasken, galoschenartige Schuhfutterale und Gummihandschuhe. Dunworthy beging den Fehler, zuerst die Handschuhe anzuziehen, und brauchte eine Ewigkeit, bis es ihm gelang, den Kittel zu entfalten, anzulegen und die Schutzmaske anzubringen.
    »Sie müssen ganz spezifische Fragen stellen«, sagte Mary. »Zum Beispiel, was er heute früh nach dem Aufstehen tat, ob er die Nacht mit jemandem verbrachte, wo er frühstückte, wer dabei war, und so weiter. Sein hohes Fieber bedeutet, daß er sehr desorientiert ist. Sie werden Ihre Fragen mehrmals wiederholen müssen.« Sie öffnete die Tür zum Krankenzimmer.
    Es war kaum ein Zimmer zu nennen – der Platz reichte gerade für das Bett und einen schmalen Hocker. Nicht einmal einen Stuhl gab es. Die Wand hinter dem Bett war bedeckt mit Anzeigeinstrumenten, die Wand zur Linken hatte ein zugezogenes Fenster und weiteres Gerät. Nach einem kurzen Blick zu Badri begann Mary die Anzeigen zu überprüfen.
    Dunworthy besah die Bildschirme auf der linken Seite. Derjenige, der ihm am nächsten war, zeigte eine Menge Zahlen und Buchstaben. Die unterste Zeile lautete ICU 14320691-22-12-54 1803 200/RPT 1800 CRS IMJPCLN 200MG/q6h NHS40-211-7 M AHRENS. Anscheinend die ärztliche Verschreibung.
    Die anderen Bildschirme zeigten gezackte Linien und Zahlenkolonnen. Keiner von ihnen ergab irgendeinen Sinn, ausgenommen eine kleine Leuchtschriftanzeige weit rechts. Sie lautete: »Temp: 39,0«. Lieber Gott.
    Er wandte sich zu Badri. Der Techniker lag auf dem Rücken, die Arme auf der Decke und an Tropfleitungen angeschlossen, die von Ständern hingen. Seine Augen waren geschlossen, das Gesicht sah dünn und eingefallen aus, als hätte er seit diesem Morgen viel Gewicht verloren. Seine dunkle Haut hatte eine seltsam purpurfarbene Tönung.
    Mary beugte sich über den Kranken. »Badri! Können Sie uns hören?«
    Er öffnete die Augen und sah sie an, aber es war kein Erkennen in dem Blick. Dies lag wahrscheinlich weniger am Fieber als an dem Umstand, daß sie von Kopf bis Fuß in Papier gehüllt waren.
    »Das ist Mr. Dunworthy«, sagte Mary. »Er ist gekommen, Sie zu besuchen.« Der Signalgeber in ihrer Tasche begann zu piepen.
    »Mr. Dunworthy?« stieß er heiser hervor. Er versuchte sich aufzurichten.
    Mary drückte ihn ins Kissen zurück. »Mr. Dunworthy hat ein paar Fragen an Sie«, sagte sie und tätschelte seine Brust, wie sie es im Laboratorium von Brasenose getan hatte. Dann richtete sie sich auf und sagte nach einem Blick zu den Anzeigeinstrumenten über dem Kopfende seines Bettes: »Liegen Sie still. Ich muß jetzt gehen, aber Mr. Dunworthy wird bei Ihnen bleiben. Ruhen Sie sich aus und versuchen Sie seine Fragen zu beantworten.« Sie ging hinaus.
    »Mr. Dunworthy?« sagte Badri wieder, aber es klang so, als bemühte er sich, einen Sinn in den Worten zu finden.
    »Ja«, sagte Dunworthy. Er setzte sich auf den Hocker. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Wann erwarten Sie ihn zurück?« fragte Badri mit schwacher, angestrengter Stimme. Wieder wollte er sich aufrichten. Dunworthy streckte die Hand aus, um ihn daran zu hindern. »Muß ihn finden«, murmelte Badri. »Etwas ist nicht in Ordnung.«

 
8
     
     
    Sie verbrannten sie auf dem Scheiterhaufen. Kivrin konnte die Flammen fühlen. Sie mußten sie bereits an den Pfahl gebunden haben, obwohl sie sich an den Vorgang nicht erinnern konnte. Aber sie erinnerte sich, daß sie das Feuer angezündet hatten. Sie war vom Schimmel gefallen, und der Halsabschneider hatte sie aufgehoben und hingetragen.
    »Wir müssen zurück zum Absetzort«, hatte sie ihm gesagt.
    Er hatte sich über sie gebeugt, und sie hatte im flackernden Feuerschein sein grausames Gesicht sehen können.
    »Mr. Dunworthy wird das Netz öffnen, sobald er merkt, daß etwas nicht stimmt«, hatte sie ihm erzählt. Das hätte sie nicht sagen sollen. Er hatte sie für eine Hexe gehalten und hierher gebracht, wo der Scheiterhaufen brannte.
    »Ich bin keine Hexe«, sagte sie, und gleich darauf kam eine Hand aus dem Nichts und ruhte kühl auf ihrer Stirn.
    »Schhh«, sagte eine Stimme.
    »Ich bin keine Hexe«, sagte sie, um

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