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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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erzählte, ich habe »Lungenfieber«, kam sie ohne zu zögern an mein Bett.
    Offensichtlich aber sorgte sie sich, daß mein Zustand ansteckend sei, und als ich Rosemund fragte, warum sie ihre Mutter nicht zu dem kranken Häusler begleitet habe, sagte sie, als sei es selbstverständlich: »Sie erlaubte es mir nicht. Der Häusler ist krank.«
    Daraus schließe ich, daß sie in meinem Zustand keine Krankheit erkennen. Ich hatte keine offensichtlichen Symptome wie Pocken oder Hautausschlag, und meine Verletzungen mochten ihnen eine ausreichende Erklärung für Fieber und Delirium sein. Wundinfektionen sind nicht selten, ebensowenig wie Fälle von Blutvergiftung. Es gibt keinen vernünftigen Grund, die kleinen Mädchen von einer verletzten Person fernzuhalten.
    Und niemand von ihnen wurde angesteckt. Es müssen jetzt fünf Tage sein, daß ich krank bin, und wenn es ein Virus ist, sollte die Inkubationszeit nur zwölf bis achtundvierzig Stunden betragen. Dr. Ahrens sagte mir, die größte Ansteckungsgefahr bestehe, bevor Symptome auftreten, also war ich vielleicht nicht mehr so ansteckend, als die kleinen Mädchen anfingen, mich zu besuchen. Oder vielleicht ist dies eine Krankheit, die sie alle schon gehabt haben und gegen die sie immun sind. Die Frau des Verwalters fragte, ob ich das »Florentiner(?) Fieber« habe, und Mr. Gilchrist ist auf Grund seiner Forschungen überzeugt, daß es 1320 eine Influenzaepidemie gab. Vielleicht ist sie es, die mich erwischt hat.
    Es ist Nachmittag. Rosemund sitzt auf der Steinbank unter dem Fenster und näht ein Stück Leinen mit dunkelroter Wolle, und Blackie schläft neben mir. Ich habe überlegt, wie recht Sie hatten, Mr. Dunworthy. Ich war überhaupt nicht vorbereitet, und alles ist ganz anders, als ich erwartet hatte. Aber Sie irrten mit Ihrer Prophezeiung, daß es nicht wie ein Märchen sei.
    Wohin ich auch blicke, überall sehe ich Dinge aus Märchengeschichten. Agnes’ roter Umhang und die Haube, und den Rattenkäfig, und Holzschalen mit Haferbrei, und die strohgedeckten Hütten des Dorfes, die aussehen, als könnte man sie umblasen.
    Der Glockenturm sieht wie der aus, in dem Rapunzel eingekerkert war, und Rosemund, über ihre Stickerei gebeugt, sieht mit ihrem dunklen Haar, der weißen Kappe und den roten Wangen wie Schneewittchen aus.
     
    (Unterbrechung)
     
    Ich glaube, mein Fieber ist wieder gestiegen. Ich rieche Holzrauch, und Imeyne kniet mit ihrem Stundenbuch neben dem Bett und betet. Rosemund sagte mir, sie hätten wieder nach der Frau des Verwalters geschickt. Frau Imeyne verabscheut sie. Ich muß wirklich sehr krank sein, daß Imeyne sie kommen läßt. Ich frage mich, ob sie auch nach dem Pfarrer schicken werden. Sollte er kommen, muß ich ihn fragen, ob er weiß, wo Gawyn mich gefunden hat. Es ist so heiß hier drinnen. Dieser Teil ist überhaupt nicht wie ein Märchen. Sie schicken nur nach dem Pfarrer, wenn jemand im Sterben liegt, aber nach Mr. Gilchrists Untersuchungen liegt die Wahrscheinlichkeit, daß ein an Lungenentzündung Erkrankter stirbt, im 14. Jahrhundert bei 72 Prozent. Ich hoffe, der Pfarrer wird bald kommen, um mir zu sagen, wo der Absetzort ist, und mir die Hand zu halten.

 
13
     
     
    Zwei weitere Fälle, beides Studenten, wurden eingeliefert, während Mary ihren Neffen fragte, wie er durch die Quarantäne gekommen sei.
    »Es war einfach«, sagte Colin wegwerfend. »Sie sind vollauf damit beschäftigt, die Leute am Verlassen der Stadt zu hindern und achten dabei nicht so sehr auf welche, die herein wollen.« Als er anfing, die Einzelheiten zu berichten, kam die Schwester von der Anmeldung herein.
    Mary ließ sich von Dunworthy zur Notaufnahme begleiten, um zu sehen, ob er sie identifizieren könne. »Und du bleibst hier«, sagte sie zu Colin. »Du hast uns für eine Nacht genug Scherereien bereitet.«
    Die beiden Neueinlieferungen waren Dunworthy unbekannt, aber das machte nichts. Sie waren bei vollem Bewußtsein und bereits dabei, dem Stationsarzt die Namen ihrer Kontaktpersonen zu geben, als Mary und er zu ihnen kamen. Er musterte die beiden eingehend, dann schüttelte er den Kopf. »Sie können zu der Menschenmenge in der High Street gehört haben, aber das kann ich nicht sagen.«
    »Macht nichts«, meinte sie. »Sie können nach Hause gehen, wenn Sie wollen.«
    »Ich dachte, ich würde besser hier bis zur Blutprobe warten«, sagte er.
    »Ja, aber die ist erst…« Sie sah auf ihre Uhr. »Großer Gott, es ist schon sechs vorbei.«
    »Ich werde

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