Die Jahre mit Laura Diaz
Immobilienkauf in Acapulco auftrittst, jeden Scheck, den sie dir ausgestellt haben, weil du dich als Aushängeschild für amerikanische Investoren bei Geschäften hergegeben hast, die Ausländern verboten sind, ich weiß von jedem Peso, den sie dir zugesteckt haben, weil du die Verantwortung für Genossenschaftsland übernommen hast, das sie geräumt haben, selbst wenn man dabei ein paar Bauern ermorden mußte, damit ein Präsident und seine Partner dort ins Tourismusgeschäft einsteigen konnten, ich weiß Bescheid über den Tod von unabhängigen Gewerkschaftsgrößen und widerspenstigen Bauern-führern, für alles haben sie dich bezahlt und sie alle hast du bezahlt, du, mein Vater und Hurensohn, kein legales Geschäft hast du in deinem ganzen Scheißleben gemacht, du lebst vom System, und das System lebt von dir, die Beweise überführen dich, weil du sie brauchst, um die zu überführen, die dir gedient haben oder denen du gedient hast, aber jetzt ist Schluß mit dem Geheimnis, du lausiger Alter, von allem habe ich Kopien, das heißt, mach dir keine Sorgen, ich werde den Zeitungen schon nichts geben, was hätte ich davon?, ich sage kein einziges Wort, außer wenn du noch verrückter wirst, als du es schon bist, du erbärmlicher Lump, und mich umbringen läßt, für den Fall habe ich dafür vorgesorgt, dann kommt alles ans Licht – nicht hier, wo du die Journalisten bezahlst, du Scheißkerl, wo du alle korrumpierst, sondern in den Vereinigten Staaten, da, wo es dir weh tut, wo es deinen Ruin bedeutet, weil du Geld für die amerikanischen und mexikanischen Verbrecher wäschst, weil du die heiligen Gesetze der heiligen amerikanischen Demokratie verletzt, du bestichst ihre Bankangestellten, machst ihren Kongreßabgeordneten kleine Geschenke, Gott verdammich, wo du sogar deine kleine persönliche Lobby in Washington organisiert hast, Ehrenwort, ich bewundere dich, Alter, du bist besser als Willie Mays, du erreichst alle bases, Ehrenwort, doch mehr als dich verachte ich das ganze Scheißsystem, zu dem du beigetragen hast, ihr seid von den Füßen bis zum Kopf und von Kopf bis Fuß verdorben, vom Präsidenten bis zum letzten Polizisten seid ihr dreckiger als der trockene Scheißhaufen, den ihr seit vierzig Jahren unter euch aufteilt und der uns allen Essen liefert, zum Teufel mit dir, Don Danton Löpez-Dïaz, geh zum Teufel, ich will keine Scheiße fressen, ich will keinen Centavo von dir, ich will deine verdammte Visage nie wieder in meinem Leben sehen, ich will keinen einzigen von deinen Partnern wiedersehen, keinen einzigen Gewerkschaftsboß von der CTM, keinen Bauernbefreier von der CNC, keinen Banker, den die Regierung vor dem Bankrott gerettet hat, keinen einzigen, lieber gehe ich zum Teufel, ich will nur noch gegen euch alle kämpfen, und wenn mir was passiert, wirst du Schlimmes erleben, mein netter kleiner Papa.«
Santiago schleuderte seinem stummen, zitternden Vater die Kopien der Dokumente ins Gesicht. Dantons verkrampfte Finger berührten instinktiv die Alarmknöpfe, doch am Ende war er unfähig, etwas zu tun, fühlte sich in jenen hilflosen Zustand verdammt, in den ihn sein Sohn versetzen wollte.
»Denke daran. Von jedem Papier hier gibt es Kopien. In Mexiko. In den Vereinigten Staaten. An sicheren Orten. Schütze mich, Papa, weil du keinen anderen Schutz mehr hast als den deines ungehorsamen Sohns. Zum Teufel mit dir!«
Und Santiago umarmte seinen Vater, er klammerte sich an ihn und sagte ihm ins Ohr: »Ich hab dich lieb, Alter, du weißt, daß ich dich trotz allem liebhabe, du alter Dreckskerl.«
Am Weihnachtsabend 1965 hatte Laura Dïaz den Ehrenplatz am Tisch. Sie saß an der Stirnseite, die beiden Paare neben ihr. Sie fühlte sich sicher, in gewisser Hinsicht vom harmonischen Bild der Liebe zwischen ihren Enkeln und ihren Freunden vervollkommnet. Sie war nicht mehr allein. Rechts von ihr kündigten ihr Enkel Santiago und seine Freundin Lourdes gerade an, sie wollten am letzten Tag des Jahres heiraten, sie würde im Juli ein Kind bekommen, er werde sich eine Arbeit suchen, und inzwischen…
»Nein«, unterbrach ihn Laura. »Hier ist dein Zuhause, Santiago. Du und Lourdes, ihr bleibt hier und macht eine alte Frau glücklich.«
Wenn sie den dritten Santiago bei sich hatte, war das so, als wären auch die anderen beiden da, der Altere und der Jüngere, der Bruder und der Sohn. Lourdes und Santiago sollten das Kind bekommen, und Santiago sollte seine Ausbildung abschließen. Es war eine Freude für
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