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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hinauf.
    Fragoso stürzte, bevor der Beamte ihn daran hindern konnte, an eines der Fenster und riß dasselbe auf. Vor dem Hause wogte eine unübersehbare Menschenmenge. Es war die Stunde herangekommen, wo der Gefangene den Kerker verlassen sollte, und die erhitzten Massen strömten jetzt von dem Platze herbei, wo der Galgen schon errichtet war.
    Der Richter Jarriquez verzehrte die Zeilen des Documentes noch immer mit den Augen.
    »Die letzten Buchstaben, murmelte er, versuchen wir es noch mit diesen!«
    Hieran knüpfte er seine letzte Hoffnung.
    Mit zitternder Hand, so daß er kaum zu schreiben vermochte, setzte er den Namen Ortega über die letzten sechs Buchstaben des Absatzes, wie er es eben mit den ersten ausgeführt hatte.
    Da entfuhr ihm ein Schrei. Er hatte sich gleich von vornherein überzeugt, daß diese letzten sechs Buchstaben im Alphabet alle hinter denen folgten, welche jenen Namen bildeten, daß man für die Differenz der Stellung also gewisse Ziffern finden und daraus eine Zahl bilden konnte.
    Als er auf diese Weise verfuhr, erhielt er Folgendes:
     
    O r t e g a
    4 3 2 5 1 3
    S u v j h d
     
    Die gefundene Zahl war also 4 3 2 5 1 3.
    Sollte das wirklich diejenige sein, welche der Umgestaltung der gewöhnlichen Schrift in Geheimschrift untergelegt worden war? Oder erwies sie sich ebenso falsch, wie alle bisher geprüften?
    Da wurde es noch lauter vor der Wohnung; aus der Menge rief man um Gnade für den Verurtheilten, und doch hatte dieser jetzt nur noch wenige Minuten zu leben.
    In seiner Verzweiflung eilte Fragoso aus dem Zimmer – er wollte, er mußte seinen Wohlthäter noch einmal sehen, bevor dieser zum Tode ging. Er wollte sich dem Zuge entgegenwerfen und rufen: »Tödtet ihn nicht! Ermordet nicht einen Gerechten!«…
    Schon hatte der Richter Jarriquez indeß die erhaltene Zahl über die ersten Buchstaben des letzten Absatzes geschrieben, indem er sie so oft als nöthig wiederholte, wie folgt:
     
    4 3 2 5 1 3 4 3 2 5 1 3 4 3 2 5 1 3 4 3 2 5 1 3
    P h y j s l y d d q f d z x g a s g z z q q e h
     
    Dann suchte er die betreffenden Buchstaben, indem er in der alphabetischen Reihe nach abwärts zählte, und las:
     
    Le véritable auteur du vol de

     
    Da entrang sich ihm ein Jubelruf! Diese Zahl, Vierhundertzweiunddreißigtausendfünfhundertdreizehn, war die so lange mühsam und vergeblich gesuchte Chiffre! Der Name Ortega hatte endlich zu ihrer Auffindung geführt. Jetzt besaß er den Schlüssel zu dem Document, das ohne Zweifel den Nachweis der Unschuld Joam Dacosta’s enthielt, und ohne jenes vorläufig weiter zu lesen, stürzte er aus dem Zimmer hinaus auf die Straße und rief, was er rufen konnte:
    »Halt! Haltet ein!«
    Die Menge zu theilen, die sich vor seinen Schritten öffnete, nach dem Gefängnisse zu laufen, das der Verurtheilte eben verließ, während dessen Frau und Kinder sich verzweiflungsvoll an ihn anklammerten, das war für den Richter Jarriquez nur das Werk eines Augenblicks.
    Vor Joam Dacosta stehend, vermochte er nicht zu sprechen, er schwang aber das Document in der Hand, und endlich drängten sich über seine Lippen die Worte:
    »Unschuldig! Unschuldig!«
Neunzehntes Capitel.
Das Verbrechen von Tijuco.
    Beim Erscheinen des Richters erstarrte plötzlich die Bewegung der Menschenmenge. Ein Echo ohne Ende wiederholte noch immer den von allen Seiten erschallenden Jubelruf:
    »Unschuldig! Unschuldig!«
    Dann ward es ringsumher still. Niemand wollte eine Silbe von dem überhören, was der Richter weiter sagen würde.
    Dieser hatte sich auf eine Steinbank niedergelassen; ihn umstanden Minha, Benito, Manoel und Fragoso, während Joam Dacosta Yaquita an die Brust gepreßt hielt. Jarriquez beschäftigte sich zunächst nur mit der Entzifferung des letzten Absatzes, und je nachdem ihm durch die darunter gesetzten Ziffern die Worte klar wurden, theilte er diese ab, interpunktirte die Sätze und las nach Vollendung der Arbeit und nach einigen einleitenden Worten Folgendes vor:
    »Dieses merkwürdige Schriftstück, sagte er, berufen, im letzten Augenblicke das Leben eines braven, hochgeachteten Mannes zu retten, ihm seine angezweifelte Ehre wiederzugeben, ist wunderbarer Weise, und ohne daß mir bisher ein Grund dafür ersichtlich wurde, nicht in unserer Landessprache, sondern französisch abgefaßt. Vielleicht hat der Urheber desselben damit weiter nichts als eine weitere Erschwerung der Entzifferung beabsichtigt. Französisch sieht die Uebersetzung nun so aus, wie dieses Blatt,

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