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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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dicht aneinandergepreßt in der kleinen Wohnung im fünften Stock, die sie zu dritt teilten, miteinander tanzten. »Das stimmt. Sehr weit weg. Manchmal sogar weit genug.«
    »Sie haben versucht, ein paar Dinge hinter sich zu lassen«, sagte sie.
    Essian zuckte mit den Schultern und fühlte sich mit einem Mal unbehaglich, dabei wußte er, daß er die Bemerkung geradezu herausgefordert hatte, aber er wollte die Wärme und Unbefangenheit des Augenblicks nicht zerstören. Sie drängte ihn nicht. Sie unterhielten sich noch eine Stunde lang, während der Rest der Gäste sich auf die Tanzfläche begab, um das Spektakulum der hüpfenden Lebensformen unter einem anderen Leben zu beobachten; zwei völlig verschiedene Spezies von Leben vereinigten sich hier in einem kunstvollen Ritual ihrer Neigungen und Gelüste.
    Später gingen sie dann zusammen zu Jills Wohnung im 130sten Stockwerk, zwei unter Essians und sechzehn Runden weiter innen. Einen Moment lang standen sie nur da und schauten sich an, und dieser Blick trug all die versteckten Hinweise – die Einladungen, Versicherungen, Bedürfnisse, die es ganz natürlich erscheinen ließen, daß sie sich küßten. Obwohl sie ihre Lippen züchtig zusammengepreßt hielt, erregte ihn ihre sanfte Süße, und obwohl sie spürte, wie er sich versteifte, rückte sie doch nicht gleich von ihm ab.
    Als sich die Tür ihres Apartments geschlossen hatte, stand er im Korridor und lächelte die Wand an, wollte nicht gehen; wollte das Gefühl ihrer Lippen auf den seinen nicht verlieren, wollte ihren Duft weiter riechen und wollte nicht fühlen, daß die warme Stelle seines Gesichtes, wo ihre Hand gelegen hatte, kühl wurde. Mit festem, entschlossenem Schritt ging er zu seiner Wohnung. Er hatte richtig Lust zu arbeiten! Eigentlich hätte er müde sein sollen, abgespannt; aber sein Verstand war hellwach. Er durfte die Gelegenheit einfach nicht verstreichen lassen. Sobald er die Wohnung erreicht hatte, ging er an den Safe, wo er die ersten Basisberechnungen der Janus-Gleichung verwahrte. Er würde bis zur Morgendämmerung arbeiten. Er würde sich seinen Weg durch die geistigen Blockierungen erkämpfen. Morgen würde sein Stab mehr Arbeit bekommen, als er bewältigen konnte. Er würde jeden einzelnen von ihnen anschauen, und sie würden zuerst wegsehen…
    Die Safetür öffnete sich auf seinen Handabdruck hin, er starrte ungläubig auf das oberste Fach und tastete es immer wieder hilflos ab, obwohl die Janus-Papiere zweifellos verschwunden waren.

V
     
     
     
    Lep Roshoff, der Beauftragte des Polizei- und Sicherheitsbüros von Meridian Alpha, kroch mit seinem fetten, unförmigen Körper fast in den Safe hinein, als wolle er Essians Behauptung, daß die Janus-Papiere fehlten, anzweifeln. Essian sah aufmerksam zu, während der andere Mann den Safe mit seinem knotigen Händen, in denen die Arthritis saß, untersuchte. Er wußte genau, daß Roshoff Ärger machen würde. Er hätte der Sache allein nachgehen sollen. Allein nachgehen? Wenn du es kaum schaffst zu arbeiten; kaum noch den Schein wahrst, der sowieso niemanden mehr täuscht?
    Dieser Diebstahl kam wirklich ungelegen. Er war ein Mann, der sich hart an der Grenze zum Nervenzusammenbruch befand, der unmotiviert um sich schlug, und den sie jetzt unter Druck zu setzen suchten, sie wollten… irgend jemand war hinter ihm her. Irgend jemand bestimmtes. Er fürchtete sich vor dem, was er nicht wußte, und jetzt auch vor Roshoff hatte er das Gefühl, als ob der Raum um ihn immer größer würde, als ob er immer kleiner und kleiner wurde vor Furcht. Es mußte doch etwas geben, an das er sich halten konnte, an das er sich klammern konnte, das seinen Zusammenbruch verhinderte.
    Er hatte sich so wohl gefühlt und jetzt… Er hatte sich gut gefühlt. Wirklich gut. Jill Selbys Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf, eng verbunden mit dem Gefühl des Wohlbehagens; bedingt durch die unvernünftige Macht der Gefühle. Er würde gehen, noch diese Minute, würde einfach zu ihr gehen. Er würde sich in Richtung der Tür begeben und Roshoff verlassen… Essian machte tatsächlich einen Schritt, bevor er die Unmöglichkeit des Vorhabens einsah. Dann eben morgen. Er würde sie morgen sehen können. Wenn er einfach nur mit ihr zusammen sein konnte, dann würde ihm das schon helfen, dessen war er sich ganz sicher. Sogar der bloße Gedanke an sie dämpfte seine Angst, ließ ihn ein wenig Distanz zu der ganzen Sache gewinnen, so als ob das bloße Auftauchen ihres

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