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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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»Nichts als das Gefasel von Psychiatern. Ich ziehe es vor, meine eigenen Berechnungen anzustellen. Auf jeden Fall ist eins wohl klar: Von nun an werden Sie Schutz brauchen.«
    Essian starrte den Mann an. »Schutz?«
    »Irgend jemand«, sagte Roshoff, »ist ganz wild darauf, mehr von Ihnen zu wissen; er ist in Ihre Wohnung eingebrochen und hat Papiere gestohlen, die, vertraglich gesehen, Meridian gehören. Wir haben schon in Betracht gezogen, daß der Verbrecher das Werkzeug eines Konzerns ist: Die Zudringlichkeit von Mr. Droit läßt Ameritec dahinter vermuten. Haben Sie noch mehr Papiere?«
    »Nein.«
    »Ich schlage vor, auch keine neuen anzufertigen. Benutzen Sie das Schaltbrett in Ihrem Büro. Geben Sie Ihrer persönlichen Datenbank keinerlei Informationen ein. Sprechen Sie mit keinem Mitglied Ihres Stabes außerhalb der Abteilung A über Janus.«
    »Großartig«, platzte Essian heraus. »Aber wozu die Überwachung? Ich bin mir nicht sicher, ob ich es mit jemand, der mir auf Schritt und Tritt an den Fersen klebt, aushalten kann.«
    »Die haben all Ihre Unterlagen, Doktor. Wenn die Papiere wirklich so ungenau und bruchstückhaft sind, wie Sie behaupten, dann wird das deren Appetit nur noch anregen. Der Konzern, der dahinter steht, wird sich sicher nicht scheuen, den nächsten Schritt zu tun.«
    »Den nächsten Schritt?«
    Zum ersten Mal lächelte Roshoff, eine hämisch grinsende Fratze mit funkelnden Augen. »Eine Entführung natürlich.«

VI
     
     
     
    Als Essian seinen Arbeitsplatz kurz vor dem Mittagessen verließ, hielt sich der Leibwächter ungefähr zehn Meter hinter ihm. Der Wärter hieß John Adamly und war ein untersetzter, stämmiger Mann um die Vierzig. Er hatte die Nacht auf einer schmalen Pritsche in Essians Flur verbracht, einen Lähmer in der Hand, und hatte sich, sobald Essian aufgestanden war, in die Halle vor der Wohnungstür zurückgezogen. Der Mann war in jeder Hinsicht, bis auf eine Ausnahme, genauso unaufdringlich, wie Roshoff es versprochen hatte. Aber diese eine Tatsache war entnervend. Und Essian konnte sie einfach nicht aus seinem Denken verbannen, während er auf das Rollband trat, das zu dem Wohnungssektor führte, wo Jill Selby lebte. Er hatte geglaubt, es sei eine gute Idee, daß der Wächter beständig seinen Abstand beibehielt, daß dies das Eindringen des Fremden in sein Leben verhindern würde. Aber Adamlys Aufmerksamkeit wurde ihm immer unangenehmer, je größer der Abstand zwischen ihnen war. Essian konnte den Mann am äußersten Rand seiner Abwehrbereitschaft fühlen – wie ein unsichtbares Auge hinter einem Teleskop. Er hätte gern gewußt, was Adamly wohl von ihm dachte, daß er seinen Arbeitsplatz bereits um elf Uhr vormittags wieder verließ, nachdem er schon zu spät erschienen war. Der Schlaf einer ganzen Nacht hatte Essian einen gefühlsmäßigen Abstand von der Bedeutung des Diebstahls gewinnen lassen. Er hatte sich selbst bereits fast davon überzeugt, daß es nur geringe Folgen haben würde, daß es nur ein schmutziger Trick der Interkorporation war. Es war sogar möglich, daß Roshoff selbst den Diebstahl angeordnet hatte; als eine Entschuldigung dafür, ihn nicht so sehr beschützen als vielmehr überwachen zu lassen, um herauszufinden, ob Droit sich ihm wohl ein drittes Mal nähern würde, um zu ergründen, weshalb er mit der Janus-Gleichung nicht weiterkam.
    »Zum Teufel mit ihnen«, murmelte er, und handelte sich dafür von der Frau, die vor ihm auf dem Rollband stand, einen mißbilligenden Blick ein. Im Wohnbereich 16 verließ er das Band und suchte sich seinen Weg durch zwei dazwischenliegende Korridore zu Jills Apartment. Während er auf die Klingel druckte, spürte er eine Bewegung hinter sich, und als er sich umwandte, sah er Adamly dort stehen. Bevor er noch ein Wort sagen konnte, hatte sich die Tür bereits geöffnet, und Jill stand im Eingang.
    »Hi, Jill.« Essian fand seine Stimme zu laut und zu fröhlich. »Das ist John Adamly. John, Jill Selby…«
    Der Leibwächter unterbrach ihn. »Miss Selby, bitte entschuldigen Sie die Störung. Es wird nicht lange dauern, aber würden Sie mir bitte Ihre I. D. zeigen.« Adamly hielt ihr eine gelochte Karte entgegen, die ihn als Sicherheitsbeamten von Meridian auswies.
    »Stimmt was nicht?«
    »Das Exekutivbüro hat den Hinweis auf die mögliche Entführung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters erhalten. Vielleicht ist es ja nur blinder Alarm, aber wir können uns keine Nachlässigkeit erlauben. Der Anrufer hat

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