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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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aufgehoben?«
    »Weil es so einfacher ist.«
    »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht.«
    Essian konnte gerade noch eine ungeduldige Handbewegung abblocken; versuchte ruhig zu antworten. »Ein eidetisches Gedächtnis ist eigentlich nur ein ganz einfacher Trick und nichts anderes. Es hat nichts mir Ihrer Intelligenz zu tun. Jeder dressierte Papagei oder Affe könnte dasselbe tun. Wenn es daran geht, eine Problem zu lösen, z. B. eine mathematische Gleichung, dann unterscheide ich mich in nichts von den meisten anderen Menschen; es fällt mir leichter, wenn sich meine Hände und Augen auch mit der Aufgabe beschäftigen. Durchschnittsmenschen brauchen ihr Sehvermögen zwar nicht für kleinere Aufgaben, wie z. B. ein Bier zu trinken oder sich die Hände zu waschen, aber es fällt ihnen doch leichter. Mit meinem Gedächtnis ist es genauso.« Essian fiel auf, daß er zuviel erzählte, zu nervös war; besonders, was seine Erklärungen über das Sehvermögen betraf, aber Roshoff nickte bloß.
    »Aha.« Der Sicherheitsbeamte wandte sich wieder dem Safe zu. »Wie glauben Sie, hat die betreffende Person es fertiggebracht, ihn zu öffnen?«
    »Keine Ahnung. Die einzige Möglichkeit war an sich mein Handabdruck.«
    »Genau.«
    Ein scharfer Schmerz schoß Essians Nacken hinauf und setzte sich hinter den Ohren fest. Er starrte Roshoff so lange an, bis er sich wieder zwingen konnte zu sprechen. »Sie sind auf dem falschen Dampfer. Warum um alles in der Welt sollte ich Sie mitten in der Nacht aus dem Bett trommeln und Ihnen erzählen, daß ein paar Papiere fehlen, von deren Existenz Sie nicht einmal wußten?«
    »Ich werde nicht dafür bezahlt, daß ich Sie unterschätze, Doktor. Sie könnten genau das tun, was Sie jetzt bereits getan haben, um sich selber vor zukünftigen Anschuldigungen, die Zeitmaschine an einen anderen Konzern verkauft zu haben, zu schützen. Immerhin ist die Tatsache, daß weder Ihr Safe noch Ihre Wohnung Anzeichen eines gewaltsamen Einbruchs aufweisen, unbestritten.«
    »Aber gibt es denn keinerlei Möglichkeiten, Wohnungs- und Safetür auch ohne meinen Handabdruck zu öffnen?«
    »Ja, aber nur sehr teure und komplizierte«, sagte Roshoff. »Und die sind nur einem kleinen Kreis von Sicherheitsexperten bekannt, so wie mir zum Beispiel! Die Schwierigkeiten und Kosten, sich eine solche Ausrüstung zu besorgen, sind fast unüberwindbar. Wenn die Papiere, von denen Sie sprechen, tatsächlich gestohlen wurden, und davon muß ich ausgehen, dann kann es nur ein konkurrierender Konzern gewesen sein. Was allerdings unvermeidlich zu der Frage führt, wie dieser Konzern von den Notizen gewußt haben kann.«
    Essian fühlte, wie seine Selbstbeherrschung allmählich schwand. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen; es hatte Höhen und Tiefen gegeben, und Roshoffs Untersuchungen zerrten an seinen Nerven. Er kletterte zur Sofaecke im Wohnzimmer hinunter, ließ sich in seinen Lieblingssessel fallen und winkte Roshoff zu einem Stuhl heran, der im rechten Winkel zu seinem stand. Der Kommissar bewältigte die Stufen mit jenem schwankenden Gang, der von seinem steifen linken Knie herrührte, aber er blieb dann in der Mitte der Sofaecke mit auf dem Rücken verschränkten Händen stehen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Essian. »Ich habe keine Ahnung, wie eine konkurrierende Korporation von den Aufzeichnungen Wind bekommen haben soll.«
    »Vielleicht durch Ihre Unterhaltung mit Droit.«
    »Nein, ganz sicher nicht.«
    »Natürlich nicht. Es ist nur so, daß der Spion wirklich außergewöhnlich hartnäckig war, fast so, als ob er gewußt hätte, woran Sie arbeiteten.«
    »Wenn ja, dann nicht, weil ich einen Fehler gemacht habe. Es sind mehr als zwanzig Wissenschaftler direkt an dem Projekt beteiligt, ganz zu schweigen von dem Verwaltungspersonal, und wer weiß, wer von Ihren Leuten noch alles über das Janus-Projekt Bescheid wissen mag. Sie haben es doch selbst gesagt. Ich habe hier alles, was mein Herz begehrt. Es gibt nichts, was mir Ameritec oder irgend jemand anders bieten und das mich dazu bringen könnte, meinen Vertrag mit Meridian zu brechen; und ich habe Sie und all die anderen verdammt dick…« Essian schnitt sich selbst das Wort ab.
    »Ist schon in Ordnung, Doktor. Ich bin natürlich über das Meningigram und das Untersuchungsergebnis informiert. Dr. Golding scheint von Ihrer Loyalität überzeugt zu sein.«
    »Und meiner Labilität.«
    Roshoff lockerte die verschlungenen Finger und machte eine wegwerfende Handbewegung.

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