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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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sein Opfer nicht genannt, und so haben wir vorgesorgt und lassen alle unsere Projektleiter für ein paar Tage beschatten. Würden Sie mir jetzt wohl Ihre I. D. zeigen?«
    »Ist das nötig?« beschwerte Essian sich.
    »Das ist in Ordnung«, sagte Jill. »Mr. Adamly, ich arbeite ebenfalls für Meridian, und zwar mit einer Sicherheitsklarierung erster Klasse. Wenn Sie wollen, können Sie mich gerne abtasten.« Sie hielt ihm ihr Handgelenk entgegen, und der Sicherheitsbeamte nickte erleichtert, da sein Job jetzt zu einer reinen Formalität geworden war. Er zog einen Abtaster aus der Manteltasche und fuhr damit über ihre Handwurzel. Ein verdeckter Scanner schwirrte leise und stellte dann sein Ticken ein, als Zeichen dafür, daß er die verschlüsselten Pigment-Pünktchen, die unter die Hautoberfläche von Jills Handgelenk eingelassen worden waren, identifiziert hatte. Adamly steckte den Scanner wieder ein.
    »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen.« Er ging in die Wohnung hinein und machte eine schnelle Runde durch Räume und Schränke, wobei er sich die Einzelheiten mit raschen Blicken merkte. Er ging an Jill vorbei in den Flur hinaus und gab Essian mit einem Kopfnicken zu verstehen, daß er jetzt eintreten könne.
    »Danke, Miss Selby. Tut mir leid, daß ich Ihnen Unannehmlichkeiten machen mußte.« Adamly ging von der Tür fort, und Essian schaute ihm nach, bis der Mann an einer Biegung stehenblieb, von wo aus er den Flur noch gerade überblicken konnte. Er vermutete, daß der Sicherheitsbeamte in dem Augenblick, in dem sich die Tür geschlossen haben würde, wieder näherrücken würde, daß er unter Umständen sogar mit einem speziellen Gerät an den dicken Kunststoffwänden lauschen würde. »Zum Teufel mit ihm, man kann sowieso nichts dagegen tun.«
    Essian ließ die Tür ins Schloß fallen und drehte sich zu Jill um. Sie streckte ihm die Hände entgegen, und er griff schüchtern nach ihnen. Heute trug sie das Haar streng aus der Stirn gekämmt, Bluse und Hosen waren modisch weit und betonten ihren schlanken Körper.
    »Eine Entführungsdrohung«, sagte sie. »Ich hoffe, sie stellt sich als Ente heraus.«
    »Die ganze Sache ist ein Schwindel«, erwiderte Essian. »Eine Art Wehrübung für die Typen vom Sicherheitsdienst.«
    Sie drückte leicht seine Hände. »Wie auch immer, ich bin jedenfalls froh, daß du dich zum Mittagessen frei machen konntest.«
    »Ich hätte dich angerufen, wenn du mir nicht zuvor gekommen wärst«, gestand er. »Ich wußte, daß du frei hattest, aber ich konnte deine Nummer nicht finden.«
    »Die steht auch nicht im Telefonbuch.« Als sie seine Hände losließ, bemerkte Essian, daß seine Finger feucht waren, obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, geschwitzt zu haben. Sie winkte ihm zu, ihr in die Küche zu folgen, und er nahm auf einmal den verlockenden Duff von Fleisch und brodelndem Wein wahr. Er beugte sich über den Autochef und schnupperte sachverständig. Jill sah ausgesprochen erfreut aus. »Ich hatte noch Kalbfleisch im Kühlschrank, und da ich doch morgen fahre…«
    Essian richtete sich ohne sie anzublicken auf. »Fahren?«
    »Ja, ich habe Urlaub. Mein Flugzeug geht morgen früh.«
    »Ich glaube, damit hab’ ich nicht gerechnet. Ich hätte wissen müssen, daß du sicher nicht deine eigenen vier Wände anstarren würdest. Wohin soll’s denn gehen?«
    »Nach Südkalifornien. Ich kenne dort jemanden, der eine kleine Pension betreibt.«
    Der Summer des Autochefs ertönte.
    Essian half ihr den Tisch zu decken und bemühte sich, während des Essens seinen Teil zur Unterhaltung beizusteuern. Das Fleisch war hervorragend, aber er hatte Mühe, die Portion aufzuessen. Nachdem sie abgewaschen hatten, führte sie ihn in ihr Wohnzimmer. Der Raum war auf allen Seiten von einem Trid-Fenster umgeben, das die weiße Gischt des Ozeans zeigte. Der Wind hatte den Sand am Strand zu schlangenförmigen Rippen angeweht, die einen Busch hohen Grases im Vordergrund bedeckten. Die Geruchszelle im Fensterrahmen vermittelte den Eindruck von Salz in der kühlen, feuchten Luft des Zimmers, und aus frei würfelförmigen elektronischen Boxen drang das leise Rauschen der Brandung und der gelegentliche Schrei der Seemöwen.
    »Es ist ein Modell von Transglobal«, sagte Jill. »Sie haben die Flecken an den Rändern entfernt. Seitdem sie es hierher gebracht haben, ist der Chef unserer Optikabteilung dem Selbstmord nahe.«
    »Es ist perfekt«, pflichtete ihr Essian bei. Er ging durchs Zimmer, um sich ihre

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