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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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stellte fest, daß der andere nicht gewillt, war, den Namen seines Konzerns preiszugeben. Abgesehen von der Dreistigkeit, die den einfachen Diebstahl schon lange hinter sich gelassen hatte, spielten seine Entführer mit verdeckten Karten. Falls er vorgab, ihr Angebot zu überdenken, würden sie ihn vielleicht freilassen, um so die Vergeltungsmaßnahmen, die sein Verschwinden nach sich zöge, zu umgehen. Wenn sie es täten, würden sie das Risiko eingehen, daß Meridian ein zweites Meningigram von ihm anfertigen ließe, das jeden direkten Hinweis auf ihre Identität aus seinem Gehirn herauslocken würde, ja sogar auf das Versteck. Aber auch für ihn gab es Risiken; allerdings verfügte er über einen bestimmten Freiraum, in dem er mit ihnen spielen konnte, er durfte nur keine eindeutigen Zeichen einer möglichen Bereitschaft zur Zusammenarbeit zeigen, die ihn später in Teufels Küche bringen konnten.
    »Wohinter sind Sie eigentlich so verzweifelt her?« fragte er.
    Der Mann rutschte schon wieder in seinem Sessel hin und her, so wie jemand, der ein Rückenleiden hat und die Stellung sucht, die noch einigermaßen bequem ist. Er seufzte, ob vor Schmerzen oder aus Ärger vermochte Essian nicht zu sagen. »Doktor, wir sind über das Janus-Projekt informiert. Wir wollen es haben, und wir werden hervorragend dafür bezahlen.«
    »Janus… Janus? War das nicht der römische Gott mit den zwei Gesichtern? Der Hüter der Ein- und Ausgänge?« Essian versuchte sich daran zu erinnern, ob sich in seinen Papieren irgendein Hinweis auf das Wort Janus befunden hatte.
    »Seien Sie nicht kindisch. Wir besitzen Unterlagen, die keinen Zweifel an der Art Ihrer Arbeit lassen. Wenn sie die Papiere sehen würden, könnten Sie sicherlich ihre Echtheit bestätigen.«
    »Wer ist denn jetzt kindisch?«
    Der Mann überging Essians Einwand. »Ich bin mir sicher, daß Sie sich über die möglichen Vorteile des Konzerns, der das Prinzip der Zeitreise entdeckt, entwickelt und kontrolliert, im klaren sind.«
    »Die Zeitreise! Wenn Ihr Gehirnkästchen glaubt, daß ich mich mit diesem Problem beschäftige, dann brauchen Sie mehr frisches Blut, als Sie denken.«
    »Dr. Essian, ich sagte, daß wir über das Janus-Projekt informiert sind. Die Papiere, auf die ich mich beziehe, sind quälend ungenau; außerordentlich grob, aber unsere Experten haben uns versichert, daß die Idee vorhanden ist. Meridian hat Millionen in die Forschung und Entwicklung des Projektes gesteckt, und Sie, Dr. Essian, sind der Leiter der ganzen Sache, der geistige Vater der Idee.«
    »Sie sind mit diesem phantastischen Drehbuch hierhergekommen, nur weil Sie zufälligerweise auf ein paar Notizen gestoßen sind?«
    »Belasten Sie sich nicht mit unseren diversen Quellen. Denken Sie statt dessen lieber über das Angebot nach: fünf Millionen, wenn Sie sich unserem freiberuflichen Mitarbeiterkreis anschließen, sowie bis an Ihr Lebensende fünf Prozent aller Einnahmen, die durch die Zeitmaschine entstehen.«
    Essian fühlte sich von einer Hitzewelle überflutet, so als ob sich vor ihm ein Schmelzofen aufgetan hätte. Fünf Millionen? Fünf Prozent? Das hört sich sehr ernst an –zu ernst. Ein Mann wie dieser hier würde niemals verstehen, daß ihm das Geld, die Belohnung nichts bedeuteten. Es war der Zwang, der von Bedeutung war. Der Zusammenbruch seines ganzen künftigen Lebens. Warum konnten die ihn nicht in Ruhe lassen? Essian wischte sich über die Stirn, und die Schattengestalt lehnte sich mit einem Anflug von Endgültigkeit zurück. »Wie Sie sehen, haben wir durchaus die Absicht, uns großzügig zu erweisen.«
    Essian schüttelte den Kopf. »Selbst wenn wir einmal annehmen, daß es dieses Projekt tatsächlich gibt, dann bleibt das, was Sie von mir verlangen, noch immer ein Vertragsbruch. Wir könnten dafür beide ins Gefängnis kommen.«
    »Ich denke, daß wir mit Hilfe der Zeitmaschine eine Möglichkeit finden sollten, das zu vermeiden.«
    Ohne es zu wissen mußte Essian lächeln, während er sich bemühte, die Ernsthaftigkeit, die die Stimme des Mannes an den Tag gelegt hatte, beiseite zu schieben. Er macht Witze, er muß einfach Witze machen. Sie hatten einen Narren geschickt, der mit ihm verhandeln sollte, einen Psychopathen, der soeben etwas gesagt hatte, das Essian nur noch darin bestärkte, nicht mit denen gemeinsame Sache zu machen, noch nicht einmal unter Zwang. Essian wußte, daß er seine Ansicht verbergen mußte, wenn er von diesem Treffen ungeschoren davonkommen

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